Dr. Nadir Arber, ein führender Experte für Darmkrebsvorsorge, erörtert die Wirksamkeit der optischen Koloskopie sowie neu aufkommende Technologien zur Darmkrebserkennung. Obwohl die optische Koloskopie oft als Goldstandard gilt, erfasst sie lediglich 60–70 % der rechtsseitigen Darmkrebserkrankungen. Dr. Arber hebt vielversprechende, weniger invasive Alternativen hervor, darunter die CT-Kolographie (computertomographische Kolographie) und die Kapselendoskopie. Zudem betont er das Potenzial von Bluttests zur Krebsfrüherkennung, die in Kooperation mit internationalen Forschungszentren entwickelt werden. Diese Fortschritte zielen darauf ab, die Genauigkeit des Screenings und die Patient:innen-Compliance zu steigern, um die Früherkennung und Prävention von Darmkrebs weiter zu verbessern.
Fortschritte in der Darmkrebsfrüherkennung: Über die optische Koloskopie hinaus
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- Effektivität der optischen Koloskopie
- Neue Screening-Technologien
- Innovation der Kapselendoskopie
- Bluttests zur Früherkennung
- Zukünftige Entwicklungen im Screening
- Vollständiges Transkript
Effektivität der optischen Koloskopie
Dr. Nadir Arber, MD, erläutert, dass die optische Koloskopie zwar oft als Goldstandard für das Darmkrebsscreening gilt, ihre Wirksamkeit jedoch begrenzt sein kann. Studien deuten darauf hin, dass sie nur 60–70 % der rechtsseitigen Kolonkarzinome erkennt. Diese Diskrepanz unterstreicht die Notwendigkeit verbesserter Screening-Methoden, um eine umfassende Krebserkennung zu gewährleisten.
Neue Screening-Technologien
Dr. Nadir Arber, MD, diskutiert das Potenzial neuer Technologien wie der CT-Kolographie und der Kapselendoskopie. Diese Methoden bieten weniger invasive Alternativen zur herkömmlichen Koloskopie und könnten die Patientencompliance sowie die Screening-Genauigkeit erhöhen. Mit fortschreitender Entwicklung könnten sie eine bedeutende Rolle in künftigen Darmkrebsscreening-Protokollen spielen.
Innovation der Kapselendoskopie
Dr. Nadir Arber, MD, ist an der Entwicklung einer neuartigen „Schluck-und-vergiss“-Kapselendoskopie beteiligt. Diese vorbereitungsfreie Technologie ermöglicht es Patienten, eine Kapsel zu schlucken, die den Darm auf Anomalien untersucht, ohne dass eine Darmreinigung erforderlich ist. Diese Methode könnte das Darmkrebsscreening revolutionieren, indem sie den Prozess vereinfacht und die Patientenerfahrung verbessert.
Bluttests zur Früherkennung
Dr. Nadir Arber, MD, hebt laufende Forschungen zu Bluttests zur Früherkennung von Krebs hervor. Kooperationen mit internationalen Laboren, einschließlich denen der Johns Hopkins, zielen darauf ab, diese Tests durch multizentrische klinische Studien zu validieren. Eine erfolgreiche Entwicklung solcher Tests könnte eine frühere Erkennung von Darmkrebs und möglicherweise anderen Krebsarten ermöglichen und so die Behandlungsergebnisse der Patienten verbessern.
Zukünftige Entwicklungen im Screening
Dr. Nadir Arber, MD, sieht eine Zukunft voraus, in der Screening-Ressourcen optimiert werden, indem Hochrisikopatienten mit den effektivsten Tests gezielt untersucht werden. Durch die Reduzierung unnötiger Koloskopien und die Fokussierung auf Personen mit einer höheren Krebswahrscheinlichkeit können Gesundheitssysteme die Effizienz und Patientencompliance steigern. Diese Fortschritte versprechen eine Verbesserung der Früherkennungs- und Präventionsstrategien für Darmkrebs.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Die Koloskopie gilt als „Goldstandard“ zur Darmkrebserkennung. Es gibt jedoch Daten, dass die optische Koloskopie nur 60–70 % der rechtsseitigen Kolonkarzinome erkennt. Vielleicht ist es an der Zeit, sich auf die CT-Kolographie zu konzentrieren? Oder auf „Schluck-und-vergiss“-Kameratechnologien?
Dr. Nadir Arber, MD: Die optische Koloskopie wird als Goldstandard beim Darmkrebsscreening angesehen. Es ist jedoch sehr interessant, dass manchmal eine bestimmte Anzahl rechtsseitiger Kolonkarzinome übersehen wird. Man sagt, dass mit der optischen Koloskopie eine 90 %ige Reduktion von Darmkrebs erreicht wird. In Wirklichkeit liegt sie in einigen publizierten klinischen Studien tatsächlich näher bei 60 bis 70 %.
Was ist heute der beste Weg, um auf Darmkrebs zu screenen? Was sind die neuen Methoden des Darmkrebsscreenings? Woran arbeiten Sie? Welche Darmkrebsscreening-Methoden kommen in die klinische Praxis?
Ich denke, in den Jahren 2020 und 2021 ist die optische Koloskopie immer noch der Weg, den man gehen sollte. Was wir tun müssen, ist, die Patienten besser zu identifizieren und auszuwählen, die ein deutlich erhöhtes Darmkrebsrisiko haben. Dafür versuchen wir, neue Krebsscreening-Tests zu entwickeln. Es ist erstaunlich, dass etwa 80 % dieser neuen Krebsscreening-Technologien aus Israel kommen. Ich bin sehr stolz darauf. Ich bin auch an einigen neuen Methoden zur Darmkrebserkennung beteiligt.
Wir führen eine klinische Studie durch, die erstaunlich und vielversprechend für die Darmkrebsvorsorge ist. Es handelt sich um ein weiteres israelisches Startup. Dies ist eine Technologie, die ich „Schluck-und-vergiss“ nenne. Es handelt sich um ein vorbereitungsfreies Krebsscreening mittels Kapselendoskopie. Man schluckt sie einfach. Es ist keine Darmreinigung erforderlich, man muss nichts tun. Die Kapsel hat eine kleine Energiequelle, die in die Schleimhaut übertragen wird. Sie führt Rückstreuung und Absorption durch. Die Kapsel kann erkennen, ob eine normale Darmschleimhaut vorliegt oder ob es einen Polypen oder Darmkrebs gibt.
Wir haben zwei Artikel veröffentlicht und führen jetzt in Israel eine multizentrische klinische Studie durch, um die Wirksamkeit des Darmkrebsscreenings zu ermitteln. Darauf folgt eine internationale klinische Studie. Diese Darmkrebsscreening-Technologie wird erstaunlich sein. Dennoch könnten die Kosten ein Problem darstellen.
Eine andere Sache, die ich zu Beginn unseres Interviews angesprochen habe, ist ein Bluttest zur Früherkennung von Darmkrebs. In meinem Labor und in zwei Laboren in Amerika sowie anderen Zentren weltweit arbeiten wir intensiv an Früherkennungstests für Krebs. Zwei der Laboratorien sind von Johns Hopkins und eines aus Australien. Aber definitiv müssen Bluttests zur Krebsfrüherkennung in internationalen multizentrischen klinischen Studien validiert werden. Aber auch das ist der Weg, den man gehen muss.
Man muss einen Darmkrebstest haben. Aber wenn es möglich ist, einen Test zu haben, der alle Krebsarten erkennt, ist das noch besser. Und dann werden nur Patienten, bei denen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, Krebs oder Darmkrebs zu finden, zur Koloskopie überwiesen. Auf diese Weise können wir die Ressourcen besser nutzen und auch die Compliance der Patienten wird besser sein. Denn derzeit führen wir viele Koloskopien durch, die normal sind.
Manchmal kann man einen Weg finden, auf die Koloskopie zu verzichten, weil das Krebsrisiko nicht hoch ist. Dann können wir viel bessere Ergebnisse erzielen und sogar unsere Fähigkeit erhöhen, Darmkrebs früh im präklinischen Stadium zu verhindern.