Mögliche Nebenwirkungen der Prostatakrebsbehandlung. Operation oder Strahlentherapie. Harninkontinenz, sexuelle Dysfunktion. 7

Mögliche Nebenwirkungen der Prostatakrebsbehandlung. Operation oder Strahlentherapie. Harninkontinenz, sexuelle Dysfunktion. 7

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Dr. Mark Emberton, ein führender Experte für die Behandlung von Prostatakrebs, erläutert die wesentlichen Unterschiede in den Nebenwirkungen von Operation und Strahlentherapie – darunter Inkontinenz, sexuelle Dysfunktion und Darmprobleme. Er geht auch darauf ein, wie das Fehlen eindeutiger Vergleichsdaten dazu führt, dass die Wahl der Therapie stark von individuellen Prioritäten und praktischen Umständen abhängt.

Prostatakrebsbehandlung: Vergleich der Nebenwirkungen von Operation und Strahlentherapie

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Überblick über Behandlungsoptionen

Bei der Behandlung von Prostatakrebs geht es primär um die Wahl zwischen radikaler Prostatektomie (Operation) und verschiedenen Formen der Strahlentherapie. Dr. Mark Emberton, MD, betont, dass diese Entscheidung komplex ist und vergleicht sie mit der Wahl zwischen Operation und Strahlentherapie bei anderen Diagnosen wie dem Akustikusneurinom. Beide Verfahren zielen auf die Heilung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms ab, unterscheiden sich jedoch erheblich in ihren Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten.

Fehlende Vergleichsdaten

Eine große Herausforderung für Patienten und Ärzte ist das Fehlen robuster klinischer Vergleichsdaten. Dr. Mark Emberton, MD, bestätigt, dass bis heute keine Studie Operation, Strahlentherapie und aktive Überwachung mit Langzeitergebnissen direkt verglichen hat. In der Medizin geht man zwar davon aus, dass diese Behandlungen in der Tumorkontrolle "annähernd gleich wirksam" sind, doch fehlt es an hochwertigen Belegen für diese Annahme.

Nebenwirkungen der Operation

Die Operation bei Prostatakrebs ist ein größerer Eingriff und ein einschneidendes Ereignis im Leben eines Patienten. Die auffälligste Nebenwirkung der radikalen Prostatektomie ist die Harninkontinenz. Wie Dr. Mark Emberton, MD, ausführt, ist dies für viele Männer, die diese Option erwägen, ein zentrales Thema. Sowohl Operation als auch Strahlentherapie können zu erektiler Dysfunktion und anderen sexuellen Beeinträchtigungen führen, doch das Risiko urologischer Probleme ist bei chirurgischen Eingriffen deutlich höher.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Die Strahlentherapie bei Prostatakrebs bringt eigene spezifische Herausforderungen und Nebenwirkungen mit sich. Ein praktischer Aspekt ist der Behandlungsplan, der oft über 6 bis 7 Wochen hinweg Anwesenheit im Krankenhaus an etwa 35 Tagen erfordert. Während Inkontinenz bei der Bestrahlung nicht typisch ist, besteht eine "größere Tendenz, die Rektumfunktion zu beeinträchtigen". Dr. Emberton präzisiert, dass dies auf strahlenbedingte Schäden der Rektumschleimhaut zurückgeht, die zu Darmfunktionsstörungen führen können.

Patientenprioritäten & Logistik

Die Wahl der Prostatakrebstherapie wird oft eher von praktischen Erwägungen als von rein klinischen Daten bestimmt. Dr. Mark Emberton, MD, hebt hervor, dass die Nähe eines Patienten zu einem Krankenhaus mit Strahlentherapieangebot ein entscheidender Faktor sein kann, besonders bei weiter Entfernung. Zudem müssen Patienten für sich abwägen, welche potenziellen Nebenwirkungen – Inkontinenz, sexuelle Dysfunktion oder Darmprobleme – sie eher in Kauf nehmen würden. Entscheidungshilfen stehen zur Verfügung, um Männern bei der Bewertung dieser persönlichen Prioritäten zu unterstützen.

Emotionale Faktoren bei der Wahl

Dr. Anton Titov, MD, und Dr. Mark Emberton, MD, erörtern, wie die Therapieentscheidung oft von nicht-rationalen, emotionalen Faktoren beeinflusst wird. Manche Patienten haben eine tiefsitzende Angst vor Strahlung, möglicherweise aufgrund negativer Erfahrungen im Bekanntenkreis. Andere fürchten sich stark vor Vollnarkose und dem Gedanken an eine Operation selbst. Dr. Mark Emberton, MD, betont, dass das Verständnis dieser Ängste ein wesentlicher Teil des Beratungsprozesses ist.

Zukünftige Daten: PROTECT-Studie

Definitivere Antworten stehen bevor. Dr. Mark Emberton, MD, verweist auf die erwarteten Ergebnisse der britischen PROTECT-Studie. Diese Studie soll endlich hochwertige Daten zum prostatakrebs-spezifischen und Gesamtüberleben sowie zu den langfristigen Nebenwirkungen von Operation, Strahlentherapie und aktiver Überwachung liefern. Diese Evidenz wird von unschätzbarem Wert sein, um künftigen Patienten eine wirklich informierte Entscheidung zu ermöglichen.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Prostatakrebsoperation und Strahlentherapie beeinflussen Harn- und Sexualfunktion unterschiedlich. Wie wählt man die richtige Behandlungsmethode? Das kann eine komplizierte Frage sein. Wie entscheidet man sich zwischen Operation und verschiedenen Strahlentherapieverfahren? Diese Herausforderung ähnelt der bei der Behandlung des Akustikusneurinoms in der Neurochirurgie. Es ist sehr schwierig, die Vorzüge von Operation und Strahlentherapie zu vergleichen.

Dr. Mark Emberton, MD: Ja. Bis heute gibt es keine vergleichende Prostatakrebsstudie, die Operation, Strahlentherapie und Überwachung gegenüberstellt. Sehr bald werden wir jedoch eine klinische Studie in der Öffentlichkeit haben. Es handelt sich um eine Studie aus Großbritannien, an der ich nicht direkt beteiligt bin. Sie heißt PROTECT.

Diese wird uns Ergebnisse zum prostatakrebs-spezifischen und Gesamtüberleben liefern. Die Studie wird die Nebenwirkungen jeder Intervention über einen langen Zeitraum darlegen. So werden wir Daten haben, um Männern bei der Wahl zwischen Prostatakrebsbehandlungen zu helfen.

Derzeit geht man davon aus, dass alle Prostatakrebstherapien annähernd gleich wirksam sind. Aber wir haben keine Daten, um das zu beweisen – es ist eine Annahme. Die Behandlungsmethoden haben jedoch sehr unterschiedliche Nebenwirkungen.

Für die Strahlentherapie muss man möglicherweise an 35 Tagen im Krankenhaus erscheinen – das sind 6 oder 7 Wochen. Wenn man 150 Meilen vom Krankenhaus entfernt wohnt, ist das eine erhebliche Belastung. Die Operation ist ein größerer Eingriff. Die Prostatakrebsoperation ist zwar ein sehr kontrollierter Eingriff, aber dennoch ein einschneidendes Lebensereignis.

Manche Menschen haben eine starke emotionale Neigung entweder für oder gegen Strahlentherapie oder Operation bei Prostatakrebs. Gestern in der Sprechstunde sah ich Patienten, die weder Operation noch Strahlentherapie wollten. Ich versuche stets zu verstehen, warum sie eine bestimmte Behandlung ablehnen.

Dr. Anton Titov, MD: Und es ist ein nicht-rationales Gefühl. Einige fürchten sich einfach vor Strahlung. Vielleicht hatte ein Freund negative Erfahrungen mit Strahlentherapie. Andere fürchten die Narkose und eine Operation.

Dr. Mark Emberton, MD: Ich denke, vieles geschieht aus Gründen, die wir nicht vollständig verstehen. Ein Teil hat mit der Priorisierung von Nebenwirkungen zu tun. Inkontinenz ist das große Thema bei der Operation. Bei der Strahlentherapie tritt sie nicht auf.

Sowohl Operation als auch Strahlentherapie beeinflussen die Sexualfunktion. Die Strahlentherapie neigt eher dazu, die Rektumfunktion zu beeinträchtigen, aufgrund von Schäden an der Rektumschleimhaut durch die Strahlendosis. Das können Patienten nachvollziehen.

Es sind viele Entscheidungshilfen öffentlich verfügbar. Sie bitten Patienten, ihre Gefühle danach zu bewerten, um verschiedene Therapiemethoden abzuwägen. Letztlich ist der größte Einflussfaktor auf die Behandlungsmethode, welchen Arzt der Patient zuerst aufsucht.

Dr. Anton Titov, MD: Ob zuerst ein Chirurg oder ein Strahlentherapeut? Das legen die Daten nahe.

Dr. Mark Emberton, MD: Und dann wird die Wahl der Therapie hauptsächlich von praktischen Fragen bestimmt. Die Nähe zum Krankenhaus. Auch das Nebenwirkungsprofil der Behandlung beeinflusst, welche Methode Patienten bevorzugen.