Verständnis des Ansprechens auf präzise Strahlentherapie bei Knochenmetastasen.

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In dieser umfassenden Studie wurden 35 Patienten mit Knochenmetastasen untersucht, die eine stereotaktische Körperradiotherapie (SBRT) erhielten. Dabei zeigte sich, dass 80 % der Patienten eine lokale Tumorkontrolle mit stabiler Erkrankung erreichten. Fast die Hälfte der symptomatischen Patienten (44,4 %) berichteten nach der Behandlung über eine deutliche Schmerzlinderung, während bei 20 % ein Fortschreiten der Erkrankung festgestellt wurde. Die Studie liefert zudem eine detaillierte Bildgebungsanalyse, die aufzeigt, wie verschiedene Scan-Verfahren (MRT, CT, PET-CT) unterschiedliche Ansprechmuster auf die Strahlentherapie sichtbar machen.

Verständnis des Ansprechens auf präzise Strahlentherapie bei Knochenmetastasen

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund: Warum diese Forschung wichtig ist

Viele Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen entwickeln Knochenmetastasen, also Tochtergeschwülste, die sich von anderen Körperregionen in die Knochen ausgebreitet haben. Diese Metastasen treten bei bis zu 70% der Patientinnen und Patienten mit Prostatakarzinom und Mammakarzinom auf und stellen eine Hauptursache für Schmerzen und Funktionseinschränkungen dar. Die Wirbelsäule ist besonders häufig betroffen – über 10% der Krebspatienten entwickeln in diesem Bereich Symptome.

Die Strahlentherapie wird seit langem zur Schmerzlinderung bei Knochenmetastasen eingesetzt. Da sich die Krebstherapien jedoch stetig verbessern und Patientinnen und Patienten länger leben, besteht ein wachsender Bedarf an präziseren, wirksameren lokalen Behandlungsverfahren. Die stereotaktische Körperbestrahlung (Stereotactic Body Radiation Therapy, SBRT) stellt ein modernes Verfahren dar, das hohe, gezielte Strahlendosen an den Tumor abgibt und dabei das umliegende gesunde Gewebe schont.

Obwohl SBRT vielversprechend für die Behandlung von Knochenmetastasen ist, kann die Beurteilung des Therapieansprechens herausfordernd sein. Im Gegensatz zu einigen Krebsarten, bei denen Blutuntersuchungen den Verlauf überwachen können, erfordern Knochenmetastasen bildgebende Verfahren zur Evaluierung des Therapieansprechens. Diese Studie untersucht spezifisch, wie verschiedene Bildgebungsverfahren Ärztinnen und Ärzten helfen zu verstehen, ob SBRT Knochenmetastasen wirksam kontrolliert.

Studienmethodik: Wie die Forschung durchgeführt wurde

Forschende führten eine retrospektive Analyse von 74 erwachsenen Patientinnen und Patienten durch, die zwischen Dezember 2008 und Oktober 2018 am Universitätsspital Bern in der Schweiz behandelt wurden. Nach Anwendung strenger Ausschlusskriterien verblieben 35 Patientinnen und Patienten mit 43 Knochenmetastasen für die Analyse. Das Team schloss nur Patientinnen und Patienten ohne vorherige Bestrahlung derselben Region und mit ausreichender bildgebender Nachsorge ein.

Die Patientengruppe war überwiegend männlich (77,1%, n=27) mit einem medianen Alter von 66 Jahren (Spanne 38-84). Prostatakrebs machte 51,4% (n=18) der Fälle aus, gefolgt von Brustkrebs mit 14,3% (n=5). Die Knochenmetastasen waren nahezu gleichmäßig auf spinale (51,2%, n=22) und nicht-spinale Lokalisationen (48,8%, n=21) verteilt, wobei Becken-/Hüftknochen die häufigste nicht-spinale Lokalisation darstellten.

Die Behandlung umfasste die Abgabe präzise gezielter Strahlung mittels moderner Systeme wie CyberKnife® für Wirbelsäulenmetastasen und NovalisTX für andere Knochenlokalisationen. Die Patientinnen und Patienten erhielten eine mediane Gesamtstrahlendosis von 24 Gy (Spanne 24-42 Gy) in typischerweise 3 Fraktionen (Spanne 2-7), was bedeutet, dass die Behandlung über mehrere Tage erfolgte. Die Bestrahlung wurde so verordnet, dass der Tumor vollständig erfasst wurde, während die Belastung benachbarter Organe minimiert wurde.

Zwei unabhängige Radiologinnen bzw. Radiologen, die nicht wussten, wann die Behandlung stattfand, analysierten alle Bildgebungsstudien. Sie verwendeten multiple Beurteilungskriterien, einschließlich des Klassifikationssystems des University of Texas MD Anderson Cancer Center, um das Therapieansprechen zu evaluieren. Das Team verfolgte zudem die Schmerzniveaus mittels standardisierter Skalen und dokumentierte die Medikamenteneinnahme vor und mindestens sechs Monate nach SBRT.

Wesentliche Ergebnisse: Detaillierte Resultate mit allen Zahlen

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 1,8 Jahren (Spanne unter 1 bis 8,2 Jahre) fanden die Forschenden überzeugende Ergebnisse zur Wirksamkeit von SBRT bei Knochenmetastasen:

  • Lokale Kontrolle bei 80% der Patientinnen und Patienten erreicht - 68,6% (n=24) zeigten stabile Erkrankung, während 11,4% (n=4) ein partielles Ansprechen demonstrierten
  • Erkrankungsprogress trat bei 20% (n=7) der Patientinnen und Patienten trotz SBRT-Behandlung auf
  • Keine Patientin und kein Patient erreichte ein komplettes Ansprechen, bei dem alle Krebszeichen verschwanden
  • 57,1% (n=20) der Patientinnen und Patienten verstarben während der Nachbeobachtungszeit, alle aufgrund eines Krankheitsprogresses an anderen Körperstellen
  • Bemerkenswerterweise wiesen 70% (n=14) der Verstorbenen eine lokale Kontrolle an der behandelten Knochenstelle auf

Die Schmerzansprechraten waren besonders ermutigend für Patientinnen und Patienten mit Metastasen-bedingten Beschwerden:

  • 62,9% (n=22) der Patientinnen und Patienten blieben an der behandelten Stelle asymptomatisch (schmerzfrei)
  • 44,4% der für Nachuntersuchungen verfügbaren symptomatischen Patientinnen und Patienten berichteten über Schmerzreduktion nach SBRT
  • Nur 5,7% (n=2) erfuhren verstärkte Schmerzen nach der Behandlung
  • 8,6% (n=3) berichteten über stabile Schmerzniveaus
  • Keine Patientin und kein Patient entwickelte neurologische Defizite in Zusammenhang mit der Behandlung

Die Bildgebungsanalyse zeigte faszinierende Muster darüber, wie verschiedene Scan-Typen das Therapieansprechen darstellen:

Computertomographie (CT)-Aufnahmen mit Kontrastmittel zeigten Zunahmen der Tumormesswerte nach SBRT – die Breite erhöhte sich um 11,82 Einheiten (p<0,001), die Tiefe um 5,73 Einheiten (p=0,017) und die Höhe um 7,27 Einheiten (p=0,012). Mittlerweile zeigten Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie (PET/CT)-Aufnahmen Abnahmen derselben Messwerte. Magnetresonanztomographie (MRT)-Resultate lagen generell zwischen diesen beiden Mustern und zeigten relative Stabilität.

Behandlungskomplikationen waren minimal, mit nur einer Wirbelkörperkompressionsfraktur (4,6%) bei Wirbelsäulenmetastasen und einer neuen/progredienten Fraktur (4,8%) bei Nicht-Wirbelsäulenmetastasen unter den 43 behandelten Stellen.

Klinische Implikationen: Was dies für Patientinnen und Patienten bedeutet

Diese Forschung liefert wertvolle Einblicke für Patientinnen und Patienten, die SBRT für Knochenmetastasen in Erwägung ziehen. Die hohe lokale Kontrollrate von 80% legt nahe, dass dieser präzise Strahlentherapieansatz Tumoren im Knochen wirksam behandelt und möglicherweise Frakturen und andere Komplikationen verhindert. Selbst wenn der Krebs an anderen Körperstellen fortschreitet, bleiben die behandelten Knochenstellen oft stabil.

Die Schmerzreduktionsbefunde sind besonders signifikant. Nahezu die Hälfte der symptomatischen Patientinnen und Patienten erfuhr eine bedeutsame Schmerzlinderung, was die Lebensqualität dramatisch verbessern kann. Dies unterstreicht die Rolle der SBRT nicht nur als Antikrebstherapie, sondern auch als wichtiges palliatives Verfahren zur Behandlung krebsbedingter Schmerzen.

Die Bildgebungsergebnisse helfen zu erklären, warum verschiedene Scans nach Strahlenbehandlung scheinbar unterschiedliche Geschichten erzählen könnten. Die Tatsache, dass CT-Scans Größenzunahmen zeigen könnten, während PET-Scans metabolische Abnahmen zeigen, hebt die komplexe Natur der Beurteilung des Strahlentherapieansprechens hervor. Patientinnen und Patienten sollten verstehen, dass ihre Ärztinnen und Ärzte verschiedene Scan-Typen im Kontext interpretieren müssen, anstatt sich auf eine einzelne Messung zu verlassen.

Für Patientinnen und Patienten mit Prostatakrebs- und Brustkrebsmetastasen (die 65,7% dieser Studiengruppe ausmachten) sind diese Resultate besonders relevant. Der Behandlungsansatz erwies sich bei diesen häufigen Krebsarten, die sich oft in die Knochen ausbreiten, als wirksam.

Einschränkungen: Was die Studie nicht beweisen konnte

Obwohl diese Forschung wertvolle Einblicke bietet, sollten Patientinnen und Patienten deren Einschränkungen verstehen. Der retrospektive Charakter bedeutet, dass Forschende vorhandene Aufzeichnungen analysierten, anstatt einem vorgegebenen Studienplan zu folgen. Dies kann Verzerrungen einführen, die prospektive Studien vermeiden.

Die relativ kleine Stichprobengröße von 35 Patientinnen und Patienten begrenzt, wie breit wir diese Befunde anwenden können. Größere Studien würden für Knochenmetastasen definitivere Evidenz liefern.

Die bildgebende Nachsorge war zwischen Patientinnen und Patienten inkonsistent, mit verschiedenen Scan-Typen zu unterschiedlichen Zeitintervallen. Diese Heterogenität erschwert direkte Vergleiche und unterstreicht die Notwendigkeit standardisierter Bildgebungsprotokolle in zukünftiger Forschung.

Die Studie konnte nicht alle Variablen berücksichtigen, die Ergebnisse beeinflussen könnten, wie spezifische Krebsgenetik, vorherige Behandlungen oder individuelle Patientenmerkmale. Zudem bedeutet das Fehlen einer Kontrollgruppe (Patientinnen und Patienten ohne SBRT), dass wir Ergebnisse nicht direkt mit alternativen Ansätzen vergleichen können.

Schließlich bedeutet das Ein-Zentrum-Design, dass alle Behandlungen in einem Krankenhaus mit spezifischen Techniken und Expertise stattfanden. Resultate könnten an anderen Zentren mit unterschiedlicher Ausstattung und Erfahrungsniveaus variieren.

Empfehlungen: Handlungsorientierte Ratschläge für Patientinnen und Patienten

Basierend auf dieser Forschung sollten Patientinnen und Patienten mit Knochenmetastasen diese Empfehlungen bei der Besprechung von Behandlungsoptionen mit ihrem Behandlungsteam berücksichtigen:

  1. SBRT als Option diskutieren - Wenn Sie limitierte Knochenmetastasen haben, besonders bei Prostatakrebs oder Brustkrebs, fragen Sie Ihre Strahlentherapeutin oder Ihren Strahlentherapeuten, ob SBRT für Ihre Situation geeignet sein könnte
  2. Realistische Erwartungen setzen - Verstehen Sie, dass SBRT zwar exzellente lokale Kontrolle bietet (80% in dieser Studie), aber möglicherweise nicht alle Krebszeichen in Scans beseitigt
  3. Schmerzmanagementvorteile bedenken - Wenn Sie Schmerzen durch Knochenmetastasen erfahren, könnte SBRT signifikante Linderung bieten, da nahezu die Hälfte der symptomatischen Patientinnen und Patienten in dieser Studie Verbesserung berichtete
  4. Auf multiple Scans vorbereiten - Erkennen Sie, dass Ihre Ärztinnen und Ärzte möglicherweise verschiedene Bildgebungstypen (CT, MRT, PET) benötigen, um vollständig zu beurteilen, wie Ihre Behandlung wirkt, da jeder komplementäre Informationen liefert
  5. Nach Erfahrung fragen - Da dies eine Ein-Zentrum-Studie war, erkundigen Sie sich nach der Erfahrung Ihres Behandlungszentrums mit SBRT für Knochenmetastasen, um sicherzustellen, dass entsprechende Expertise vorhanden ist
  6. Timing besprechen - Der optimale Zeitpunkt für SBRT könnte von Ihrem spezifischen Krebstyp und der gesamten Krankheitslast abhängen – führen Sie dieses Gespräch mit Ihrem Onkologieteam

Denken Sie daran, dass Behandlungsentscheidungen stets in Absprache mit Ihrem medizinischen Team unter Berücksichtigung Ihrer spezifischen Diagnose, allgemeinen Gesundheit und persönlichen Präferenzen getroffen werden sollten.

Quelleninformationen

Originalartikeltitel: Response assessment after stereotactic body radiation therapy for spine and non-spine bone metastases: results from a single institutional study

Autoren: Dora Correia, Barbara Moullet, Jennifer Cullmann, Rafael Heiss, Ekin Ermiş, Daniel M. Aebersold, Hossein Hemmatazad

Veröffentlichung: Radiation Oncology (2022) 17:37

Hinweis: Dieser patientenfreundliche Artikel basiert auf peer-geprüfter Forschung, die ursprünglich unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International License veröffentlicht wurde.