Kombinierte endovaskuläre und offene Hirnchirurgie. Fallbeispiel 2.

Kombinierte endovaskuläre und offene Hirnchirurgie. Fallbeispiel 2.

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Dr. Peng Chen, MD, ein führender Experte für zerebrovaskuläre Chirurgie, erläutert, wie die Kombination endovaskulärer und offener Operationstechniken die Behandlungsergebnisse bei komplexen Diagnosen wie Hirnaneurysmen, arteriovenösen Malformationen (AVMs) und Karotisstenose deutlich verbessert. Diese auf individuelle Patientenbedürfnisse zugeschnittene Doppelstrategie nutzt die Stärken minimal-invasiver kathetergestützter Eingriffe und traditioneller Mikrochirurgie, um Eingriffsrisiken zu senken und die Genesung – insbesondere bei Hochrisikopatienten mit eingeschränktem neurologischem Status – zu optimieren.

Kombinierte endovaskuläre und offene Verfahren bei zerebrovaskulären Erkrankungen

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Entwicklung der Hirnaneurysma-Behandlung

Dr. Peng Chen, MD, bezeichnet Hirnaneurysmen als kritische zerebrovaskuläre Erkrankung, bei der eine Ruptur mit hoher Mortalität einhergeht. Über Jahrzehnte war das offene mikrochirurgische Clipping die einzige Behandlungsoption. Wie Dr. Chen jedoch erläutert, hat in den letzten zwanzig Jahren die endovaskuläre Coil-Embolisation an Bedeutung gewonnen – eine minimalinvasive Kathetertechnik. Große klinische Studien aus Europa und den USA legen nahe, dass einige Patienten in den ersten Jahren nach einer Ruptur von der endovaskulären Behandlung stärker profitieren als von der alleinigen offenen Operation.

Hervorragende Behandlungsergebnisse mit kombinierter Therapie

Die größten Vorteile zeigen sich bei Hochrisikopatienten, also solchen mit sehr schlechtem neurologischem Zustand nach einer Aneurysmaruptur. Dr. Peng Chen erläutert die prospektive Forschung seiner Einrichtung, die eine Gruppe von Aneurysmapatienten verfolgte. Die kürzlich auf der Jahrestagung des Congress of Neurological Surgeons vorgestellten Daten belegen: Eine Strategie, die endovaskuläre und offene Verfahren kombiniert – mit Schwerpunkt auf endovaskulären Methoden – erzielt bei diesen kritisch kranken Patienten bessere Ergebnisse als ein traditionell chirurgisch dominierter Ansatz.

Anwendungen bei AVM und Verschlusskrankheiten

Neben Aneurysmen nennt Dr. Peng Chen, MD, zwei weitere Krankheitsbilder, die für einen kombinierten Ansatz geeignet sind: Arteriovenöse Malformationen (AVM) mit ihrer abnormalen Hochflussverbindung zwischen Arterien und Venen sowie die Karotisstenose als Hauptursache ischämischer Schlaganfälle. Bei komplexen AVM und symptomatischer Karotisstenose kann eine multimodale Strategie mit gezieltem Einsatz endovaskulärer und offener Techniken oft vollständigere und sicherere Ergebnisse erzielen als jede Methode allein.

Behandlungsoptionen bei Karotisstenose

Das Behandlungsspektrum der Karotisstenose spiegelt die Entwicklung der zerebrovaskulären Versorgung wider. Dr. Peng Chen, MD, verweist auf robuste Evidenzklasse-1-Daten aus Studien der 1980er und 1990er Jahre, die den Nutzen der offenen Karotisendarteriektomie zur Schlaganfallprävention eindeutig belegten. Parallel dazu hat sich im letzten Jahrzehnt die endovaskuläre Karotis-Stentimplantation als minimalinvasive Alternative etabliert, bei der ein Ballon und Stent die verengte Arterie von innen weiten.

CREST-Studienergebnisse zu Stenting vs. Operation

Die Frage, ob Stenting der Operation gleichwertig ist, beantwortete die wegweisende CREST-Studie. Wie Dr. Peng Chen, MD, ausführt, verglich diese randomisierte klinische Studie die offene Operation direkt mit der endovaskulären Ballonangioplastie und Stentimplantation. Die Ergebnisse zeigten keinen signifikanten Unterschied in den Gesamtergebnissen zwischen beiden Gruppen. Diese Erkenntnis bedeutet, dass Ärzte nun zwei validierte Optionen zur Behandlung der Karotisstenose haben – jeweils mit eigenem Risikoprofil und möglichen Komplikationen.

Individuelle Therapieplanung für bessere Ergebnisse

Der größte Vorteil mehrerer Behandlungsmodalitäten liegt in der Individualisierbarkeit. Dr. Peng Chen, MD, betont, dass Neurochirurgen durch patientenspezifische Analyse von Anatomie, Alter und Begleiterkrankungen die optimale Therapie wählen können – offen, endovaskulär oder kombiniert. Diese sorgfältige, patientenzentrierte Planung ermöglicht es, das Gesamtprozedurrisiko bei Erkrankungen wie der Karotisstenose zu minimieren und so das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu erzielen.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Für welche Gefäßprobleme im Gehirn eignet sich besonders eine Kombination aus endovaskulärem und offen-chirurgischem Vorgehen?

Dr. Peng Chen, MD: Die zerebrovaskuläre Chirurgie umfasst Hirnaneurysmen, eine wenig bekannte Erkrankung. Bei Ruptur eines Hirnaneurysmas ist die Mortalität hoch.

Die zweite Erkrankung ist die arteriovenöse Malformation, bei der Arterie und Vene eine fehlerhafte Verbindung mit Kurzschluss-Shunting aufweisen. Hinzu kommt die Verschlusskrankheit, die Karotisstenose, eine Hauptursache ischämischer Schlaganfälle.

Bei all diesen Erkrankungen profitiert man von einer Kombination endovaskulärer und offener Verfahren. Bei Hirnaneurysmen war traditionell nur die offene Operation möglich. In den letzten über 20 Jahren kam die Coil-Embolisation hinzu, bei der wir einen Katheter einsetzen.

Europäische Studien und Daten aus diesem Land zeigen, dass einige Patienten mit rupturiertem Aneurysma in den ersten Jahren der Erholung mehr von der endovaskulären Behandlung profitieren als von der offenen Operation. An unserer Einrichtung verfolgen wir prospektiv eine Gruppe von Aneurysmapatienten.

Wir sehen, dass die kombinierte endovaskuläre und offene Behandlung bei Hochrisikopatienten – also solchen mit sehr schlechtem neurologischem Zustand bei Aufnahme – zu besseren Ergebnissen führt als die traditionell dominante offene Chirurgie, besonders wenn der Schwerpunkt auf der endovaskulären Behandlung liegt. Diese Daten wurden kürzlich auf der Jahrestagung des Congress of Neurological Surgeons präsentiert.

Bei Karotiserkrankungen belegten Studien in den 1980er und 90er Jahren den klaren Nutzen der offenen Karotisendarteriektomie zur Schlaganfallprävention – das ist Evidenzklasse 1.

In den letzten über 10 Jahren wurde jedoch das endovaskuläre Verfahren mit Ballonangioplastie und Stenting allmählich beliebter. Eine Zeitlang wussten wir nicht, ob die endovaskuläre Technik der Operation gleichwertig ist.

Die kürzliche CREST-Studie randomisierte Patienten zu offener Operation versus endovaskulärer Ballonangioplastie und Stenting. Statistisch gab es keinen signifikanten Unterschied.

Das bedeutet: Wir haben jetzt mehr Optionen für Patienten mit derselben Erkrankung – offen chirurgisch oder endovaskulär. Beide haben unterschiedliche prozedurale Risiken und Komplikationen.

Indem wir uns auf den einzelnen Patienten konzentrieren und ihn analysieren, um die beste Therapie zu wählen, können wir das Gesamtrisiko der Karotisbehandlung besser steuern. So senken wir die Eingriffsrisiken – was letztlich dem Patienten zugutekommt!