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 Glaukom 
 Was verursacht Erblindung? 
 Ein Glaukom führt zu einer fortschreitenden Schädigung des Sehnervs, die durch einen erhöhten Augeninnendruck

Glaukom-Informationen Glaukom Was verursacht Erblindung? Ein Glaukom führt zu einer fortschreitenden Schädigung des Sehnervs, die durch einen erhöhten Augeninnendruck

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Dr. Francesca Cordeiro, MD, eine führende Expertin für Neurodegeneration und Glaukom, erläutert, wie die Erkrankung durch das Absterben retinaler Ganglienzellen zur Erblindung führt – ein Prozess, der häufig ohne Frühwarnzeichen verläuft. Sie verdeutlicht, warum ein erhöhter Augeninnendruck lediglich ein Risikofaktor und nicht die Ursache des Glaukoms ist, und unterstreicht die entscheidende Rolle von Vorsorgeuntersuchungen. Gerade für Menschen mit familiärer Vorbelastung ist das Screening unerlässlich, um irreversible Sehverluste durch diesen "stillen Dieb des Sehvermögens" zu verhindern.

Glaukom verstehen: Ursachen für Erblindung und Früherkennung

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Was ist ein Glaukom? Eine neurodegenerative Augenerkrankung

Beim Glaukom handelt es sich im Kern um eine neurodegenerative Augenerkrankung – nicht nur um einen erhöhten Augeninnendruck. Wie Dr. Francesca Cordeiro, MD, betont, ist ein erhöhter Druck zwar ein bedeutender Risikofaktor, der den Verlauf beeinflusst, aber nicht die Ursache der Erkrankung. Die Diagnose umfasst das fortschreitende Absterben bestimmter Nervenzellen in der Netzhaut, was im Laufe der Zeit zu irreversiblen Sehverlusten führt. Dieses moderne Verständnis verlagert den Fokus von der reinen Druckeinstellung hin zur Neuroprotektion.

Wie führt Glaukom zur Erblindung?

Die Erblindung beim Glaukom resultiert aus dem Absterben retinaler Ganglienzellen. Diese spezialisierten Nervenzellen, so Dr. Francesca Cordeiro, MD, sind für die Übertragung visueller Informationen vom Auge zum Gehirn verantwortlich. Sterben sie im Krankheitsverlauf ab, entstehen dauerhafte blinde Flecken im Gesichtsfeld. Diese vergrößern und verbinden sich allmählich, was zu erheblichen Seheinschränkungen und in fortgeschrittenen Fällen zur vollständigen Erblindung führt.

Frühe Symptome: Warum Glaukom ein „stiller Dieb“ ist

Glaukom verläuft in frühen Stadien meist symptomlos – daher der Beiname „der stille Dieb des Sehens“. Dr. Francesca Cordeiro, MD, weist darauf hin, dass Betroffene anfangs meist nichts bemerken. Grund dafür sind ausgeklügelte Kompensationsmechanismen des Gehirns, die die durch absterbende Netzhautzellen entstehenden Lücken im Sehfeld „ausfüllen“. Ein peripherer Sehverlust bleibt daher oft unbemerkt, bis die Schädigung bereits fortgeschritten ist und das zentrale Sehen beeinträchtigt – häufig wird die Erkrankung erst durch eine Vorsorgeuntersuchung entdeckt.

Warum Vorsorgeuntersuchungen so wichtig sind

Weil Glaukom zunächst symptomfrei verläuft, ist die regelmäßige Vorsorge der einzige Weg, die Erkrankung früh zu erkennen, bevor es zu größeren Sehverlusten kommt. Dr. Francesca Cordeiro, MD, unterstreicht, wie entscheidend dies für die Vermeidung von Erblindung ist. Die stille Natur des Glaukoms hat reale Konsequenzen: Studien zeigen, dass Betroffene häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt sind, weil ihr Gehirn blinde Flecken ausgleicht und sie so Gefahren – wie ein Kind, das auf die Straße läuft – übersehen. Regelmäßige Augenchecks sind daher unerlässlich.

Diagnoseverfahren: Druckmessung, Bildgebung und Gesichtsfeld

Die Glaukom-Diagnostik erfordert einen mehrstufigen Ansatz. Wie Dr. Cordeiro erläutert, messen Optometristen oder Augenärzte zwar den Augeninnendruck, dieser allein ist jedoch kein sicheres Diagnosekriterium. Zusätzlich wird der Augenhintergrund per Ophthalmoskop untersucht, um den Sehnerv auf Schäden zu beurteilen. Bildgebende Verfahren messen die Dicke der Nervenfaserschicht. Funktionell gilt jedoch der Gesichtsfeldtest als Goldstandard: Hier drückt der Patient eine Taste, sobald er Lichtreize im peripheren Gesichtsfeld wahrnimmt – so lassen sich blinde Flecken kartieren.

Familiäre Vorbelastung und weitere Risikofaktoren

Ein Hauptrisikofaktor für Glaukom ist die familiäre Vorbelastung. Verwandte ersten Grades von Betroffenen haben, wie Dr. Francesca Cordeiro, MD, ausführt, ein deutlich erhöhtes Risiko. Daher bieten viele Gesundheitssysteme ihnen kostenlose Sehtests an. Neben einem erhöhten Augeninnendruck als modifizierbarem Risiko spielen auch Alter, Erkrankungen wie Diabetes und starke Kurzsichtigkeit eine Rolle. Wer diese Risiken kennt, kann gezielt Vorsorge betreiben.

Wie sich Erblindung durch Glaukom verhindern lässt

Ziel der Glaukom-Behandlung ist, Erblindung zu verhindern, indem das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt oder gestoppt wird. Dafür, so Dr. Francesca Cordeiro, MD, sollten Patienten frühzeitig – lange vor Symptombeginn – einen Augenarzt aufsuchen. Zwar lässt sich bereits eingetretener Sehverlust nicht rückgängig machen, doch heutige Therapien – Augentropfen, Laser oder Operationen – zielen darauf ab, den Druck zu senken und die verbleibenden Netzhautzellen zu schützen. Regelmäßige Vorsorge ist der wirksamste Weg, um Sehkraft und Lebensqualität zu erhalten.

Vollständiges Transkript

Dr. Francesca Cordeiro, MD: Glaukom wird oft mit erhöhtem Augeninnendruck gleichgesetzt, doch das ist nicht die Ursache. Ein erhöhter Druck ist lediglich ein Risikofaktor, der den Verlauf beeinflusst. Glaukom ist eine neurodegenerative Erkrankung: Bestimmte Nervenzellen in der Netzhaut sterben nach und nach ab.

Dr. Anton Titov, MD: Sprechen wir über Glaukom. Es führt zu erhöhtem Augeninnendruck und verläuft oft still, bis Patienten erblinden. Was genau verursacht die Erblindung?

Dr. Francesca Cordeiro, MD: Die Vorstellung, dass hoher Druck die Ursache ist, hat sich gewandelt. Heute sehen wir ihn als Risikofaktor, nicht als Diagnosekriterium. Glaukom ist eine Neuropathie – eine Nervenerkrankung des Auges. Der Druck moduliert lediglich den Verlauf. Verantwortlich für den Sehverlust sind retinale Ganglienzellen, die im Laufe der Zeit absterben.

Dr. Anton Titov, MD: Welche Symptome bemerken Patienten früh? Spürt man den erhöhten Druck?

Dr. Francesca Cordeiro, MD: Das Tückische am Glaukom ist das Fehlen von Symptomen – daher der Name „stiller Dieb“. Das Gehirn kompensiert die Ausfälle, indem es fehlende Informationen ergänzt. Patienten merken oft nichts, bis die Schäden schon weit fortgeschritten sind. Das erklärt auch, warum Glaukom-Patienten häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt sind: Das Gehirn „übersieht“ reale Gefahren, die in den blinden Flecken liegen.

Umso wichtiger ist die Früherkennung durch Screening. Besonders Menschen mit familiärer Vorbelastung – Verwandte ersten Grades – haben ein stark erhöhtes Risiko und erhalten oft kostenlose Tests.

Neben der Druckmessung, die allein nicht aussagekräftig ist, untersuchen Optometristen oder Augenärzte den Augenhintergrund, um Nervenschäden zu erkennen. Bildgebung misst die Dicke der Nervenfaserschicht, und der Gesichtsfeldtest bleibt der funktionelle Goldstandard. Dabei drückt der Patient eine Taste, wenn er Lichtreize im peripheren Sichtfeld wahrnimmt.

Das Problem: Oft wird Glaukom erst spät erkannt, wenn schon erheblicher Sehverlust eingetreten ist. Daher ist eine frühe Vorstellung beim Augenarzt entscheidend, um Erblindung von vornherein zu verhindern.