**Entstehung eines Glioblastoms: Genetische Tests prognostizieren Hirntumor-Verlauf – Klinischer Fall 8**

**Entstehung eines Glioblastoms: Genetische Tests prognostizieren Hirntumor-Verlauf – Klinischer Fall 8**

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Dr. Sebastian Brandner, ein führender Experte für Neuropathologie, erklärt, wie fortschrittliche Gentests ein Glioblastom im Frühstadium erkennen können, selbst wenn die herkömmliche Pathologie einen gutartigen Befund nahelegt. Diese präzise molekulare Diagnostik ermöglicht eine frühere und aggressivere Behandlung, was zu besseren Ergebnissen bei Hirntumoren führt.

Früherkennung von Glioblastomen durch molekulargenetische Tests

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Fallvorstellung: Wenn gutartiges Erscheinungsbild Malignität verbirgt

Ein 55-jähriger Patient stellte sich mit wochenlangen Krampfanfällen vor, die in einem Zuweiserkrankenhaus zu einer Hirntumorbiposie führten. Dr. Sebastian Brandner schildert, dass die initiale Pathologie zwar auf ein benignes Gliom hindeutete, jedoch Schlüsselmarker für Gutartigkeit fehlten – etwa IDH-Mutation und 1p/19q-Chromosomencodeletion. Diese Diskrepanz veranlasste erweiterte genetische Tests.

Molekulardiagnostik deckt verborgenes Glioblastom auf

Genexpressionsanalysen von Dr. Brandners Team identifizierten den Tumor trotz seines gutartigen mikroskopischen Erscheinungsbilds als Glioblastom (GBM). Dieser Fall zeigt, wie molekulares Profiling Malignität 6–12 Monate vor der traditionellen Pathologie erkennt – die erst später klassische GBM-Merkmale zeigen würde – und so frühere Interventionen ermöglicht.

Das Konzept des "frühen GBM" in der Hirntumorentwicklung

Dr. Sebastian Brandner beschreibt diese Übergangstumoren als "frühe GBM" oder "Glioblastome in Entwicklung" – Tumoren, die bereits die molekulare Signatur von GBM tragen, während sie histologisch noch benign erscheinen. Einige Kollegen bezeichnen sie als IDH-Wildtyp-Astrozytome, doch Dr. Brandner betont die progressive Natur, die der Begriff "frühes GBM" besser erfasst.

Vorteile genetischer Tests gegenüber traditioneller Pathologie

Moderne Bildgebung erfasst Hirntumoren früher in ihrer Entwicklung, was diagnostische Herausforderungen mit sich bringt, wenn Pathologie und klinisches Bild nicht übereinstimmen. Dr. Sebastian Brandner hebt hervor, wie molekulare Diagnostik in folgenden Fällen objektive Daten liefert:

  • Bei MRI mit suspekten Kontrastmittelanreicherungsmustern
  • Bei Krampfanfällen mittelalter Patienten ohne andere Ursachen
  • Bei Diskrepanz zwischen mikroskopischem Erscheinungsbild und klinischer Progression

Kritische Behandlungsimplikationen präziser Diagnostik

Wie Dr. Sebastian Brandner erläutert, verändert die genaue Früherkennung von GBM Therapieentscheidungen grundlegend. Molekulardiagnostik leitet:

  • Die Aggressivität der chirurgischen Resektion
  • Den Zeitpunkt adjuvanter Chemo- und Strahlentherapie
  • Prognosegespräche mit Patienten
  • Die Eignung für klinische Studien mit neuen Therapien

Die Zukunft integrierter Hirntumordiagnostik

Obwohl automatisierte Analysen zunehmen, betont Dr. Sebastian Brandner die unersetzliche Rolle von Pathologen bei der Integration molekularer Daten mit klinischem Kontext und mikroskopischen Befunden. Dieser Fall zeigt, wie die Kombination traditioneller pathologischer Expertise mit modernster genetischer Testing optimale diagnostische Präzision für verbesserte Glioblastom-Ergebnisse schafft.

Vollständiges Transkript

Dr. Sebastian Brandner: Dies war ein besonderer klinischer Hirntumorfall, der uns von einem anderen Krankenhaus überwiesen wurde. Dort wurde ein 55-jähriger Herr mit mehrwöchiger Krampfanfallshistorie operiert. Der Neurochirurg führte direkt eine Hirntumorbiposie durch.

Die Pathologen des Zuweiserkrankenhauses sahen unter dem Mikroskop einen gutartigen Tumor, aber das passte nicht zur klinischen Situation. Alle Marker für gutartige Gliome fehlten – IDH-Mutation und 1p/19q-Chromosomencodeletion.

Dr. Anton Titov: Was könnte dieser Hirntumor sein?

Dr. Sebastian Brandner: Also schickten sie ihn zu uns: "Prof. Brandner, könnten Sie uns mit der Genexpressionsanalyse bei der Diagnose dieses Hirntumors helfen?" Das taten wir. Der diagnostische Hirntumortest per Genexpressionsanalyse ergab die Diagnose Glioblastom.

Dr. Anton Titov: Wie passt das? Der Tumor sieht doch gutartig aus.

Dr. Sebastian Brandner: Wir wissen, dass Glioblastom ein maligner Tumor ist. Da müssen wir an die Biologie von Hirntumoren zurückdenken. Es wird zunehmend klar, dass Glioblastome nicht einfach aus dem Nichts als vollständig maligne Tumoren entstehen.

Jetzt, wo wir fortschrittliche Bildgebungstechnologien haben, kommen Patienten früher zur Diagnose. Sie haben einen Krampfanfall, gehen zum Hausarzt. Der denkt: Krampfanfälle bei einem 55-jährigen ansonsten gesunden Menschen könnten auf einen Hirntumor hindeuten.

Dr. Sebastian Brandner: Der Hausarzt überweist zum MRI. Das MRI zeigt einen Hirntumor mit Kontrastmittelanreicherung. Es könnte sogar ein diffus infiltrierender Hirntumor sein.

Es wird zunehmend verstanden, dass dies "frühe GBM" [Glioblastome] sind. Ich nenne sie "frühe GBM". Andere Pathologen bezeichnen sie als "IDH-Wildtyp-Astrozytome". Ich bevorzuge "frühes GBM", weil das widerspiegelt, dass es sich um ein wachsendes GBM handelt – ein GBM in Entwicklung. Der Begriff erfasst die Evolution des Hirntumors.

Ja! Das molekulare Profil des Hirntumors hat bereits das eines Glioblastoms, aber die Pathologie ist die eines benigneren Tumors. Würden wir ein halbes Jahr warten, zeigte dieser Hirntumor histologisch die Merkmale eines malignen Glioms.

Dr. Sebastian Brandner: Deshalb helfen uns diese molekulardiagnostischen Verfahren so enorm. Deshalb denke ich, dass dies die Zukunft ist. Es ist auch sehr beruhigend, dass Pathologen die neueste Hirntumordiagnostik einsetzen.

Dr. Anton Titov: Viele Kollegen fragen: "Werden wir mit all dieser automatisierten algorithmischen Diagnostik überflüssig?"

Dr. Sebastian Brandner: Meine Antwort ist "Nein". Man muss diese Befunde noch in klinischen und pathologischen Kontext setzen. Kein Bioinformatiker kann einem Neurochirurgen sagen, wie dieser Tumor unter dem Mikroskop aussieht, wie man diese Dinge liest und zusammenfügt.

Die integrierte Hirntumordiagnostik wird ein sehr wichtiges Merkmal werden. Sie ist ein zentrales Element der Gliomtherapie. Wir entwickeln neue diagnostische Technologien für Hirntumoren. Wir halten Schritt mit allen Entwicklungen. Das ist besser für den Patienten, aber auch für die Zukunft der Pathologie.

Dr. Sebastian Brandner: Der neue Glioblastomfall, den Sie beschrieben haben, ist auch sehr wichtig. Es geht um die Interaktion zwischen Patient und Arzt. Denn eine neue Hirntumordiagnose ist eine schwierige Situation.

Dr. Anton Titov: Arzt und Neurochirurg können sich nicht allein auf klinische Erfahrung verlassen, um die Behandlungsstrategie zu entwickeln und zu besprechen. Wie aggressiv der maligne Hirntumor behandelt werden soll, ob adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie eingesetzt werden, wie die Prognose einzuschätzen ist.

Dr. Sebastian Brandner: Aber sie können sich auf quantitative Daten verlassen, die wir liefern, um eine sehr präzise Hirntumordiagnose zu stellen. Ja. Ein 55-jähriger Mann hatte Krampfanfälle. Bei ihm wurde ein kleiner Hirntumor festgestellt. Er sah unter dem Mikroskop gutartig aus, aber sein molekulargenetisches Profil in der Genexpressionsanalyse deutete auf ein aggressives Glioblastom (GBM) hin. Es war ein "frühes GBM" oder ein Glioblastom in Entwicklung.