Therapie des triple-negativen Mammakarzinoms: Indikationen für eine neoadjuvante Behandlung. 5

Therapie des triple-negativen Mammakarzinoms: Indikationen für eine neoadjuvante Behandlung. 5

Can we help?

Der renommierte Brustkrebsexperte Dr. Giuseppe Curigliano erörtert die jüngsten Fortschritte in der Behandlung des triple-negativen Mammakarzinoms, darunter Immuntherapie, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate und PARP-Inhibitoren. Er beleuchtet ausführlich die entscheidende Bedeutung des PD-L1-Tests und des BRCA-Mutationsstatus für die Therapieindividualisierung. Zudem erläutert Dr. Curigliano die klaren Indikationen für eine neoadjuvante Chemotherapie und erklärt, warum das Erreichen eines pathologischen Komplettansprechens ein starker Prädiktor für das Langzeitüberleben darstellt.

Mehr von Brustkrebs
Hormontherapie bei Brustkrebs
€0,00
Brustkrebsbehandlung
€0,00

Fortschrittliche Behandlungsoptionen und Strategien beim triple-negativen Mammakarzinom

Direktnavigation

Immuntherapie beim triple-negativen Mammakarzinom

Die Immuntherapie markiert einen bedeutenden Durchbruch in der Behandlung des triple-negativen Mammakarzinoms. Laut Dr. Giuseppe Curigliano bietet die Kombination von Chemotherapie mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor Patientinnen mit PD-L1-positiven Tumoren einen klaren Überlebensvorteil. Dieser Ansatz aktiviert das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung der Krebszellen.

Sacituzumab Govitecan ADC

Sacituzumab Govitecan ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), das beim metastasierten triple-negativen Mammakarzinom das Gesamtüberleben signifikant verbessert. Wie Dr. Giuseppe Curigliano erläutert, liefert diese zielgerichtete Therapie Chemotherapeutika präzise an die Krebszellen und eröffnet damit eine wirksame neue Option für diese schwer behandelbare Erkrankung.

PARP-Inhibitoren bei BRCA-Mutationen

Für Patientinnen mit BRCA-Genmutation bieten PARP-Inhibitoren (Poly-ADP-Ribose-Polymerase-Inhibitoren) eine zielgerichtete Behandlungsstrategie. Dr. Giuseppe Curigliano betont, dass diese Medikamente im metastasierten Stadium das progressionsfreie Überleben verlängern. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin für diese genetische Untergruppe.

PD-L1-Test-Schwellenwerte

Die Bestimmung der PD-L1-Positivität ist entscheidend für die Immuntherapie-Auswahl. Dr. Giuseppe Curigliano erklärt, dass der Schwellenwert vom verwendeten Medikament abhängt: Für Atezolizumab gilt eine PD-L1-Expression über 1% als positiv, für Pembrolizumab ist ein Combined Positive Score (CPS) über 10 erforderlich, um einen wesentlichen Nutzen zu erzielen.

Herausforderungen der zielgerichteten Therapie

Eine große Herausforderung beim triple-negativen Mammakarzinom ist die begrenzte Anzahl an therapierbaren Zielstrukturen neben PD-L1 und BRCA. Dr. Giuseppe Curigliano betont die Bedeutung der Next-Generation-Sequenzierung (NGS), weist aber darauf hin, dass Befunde wie NTRK- oder RET-Fusionen selten sind. Er hofft, dass künftig tiefgehende genomische Sequenzierungen eine bessere Risikostratifizierung und Behandlungspersonalisierung ermöglichen – eventuell könnten dann einige Patientinnen mit tumorinfiltrierenden Lymphozyten auf Chemotherapie verzichten.

Indikationen zur neoadjuvanten Chemotherapie

Die neoadjuvante Chemotherapie ist Standard für die meisten Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom im Stadium 2 und 3. Dr. Giuseppe Curigliano erklärt, dass das Ziel nicht nur die Verkleinerung des Tumors für die Operation, sondern auch die Verbesserung des Gesamtüberlebens ist. Er hält es für möglich, dass einige Patientinnen im Stadium 1 ganz auf Chemotherapie verzichten und direkt operiert sowie bestrahlt werden können.

Pathologische Komplettremission

Das Erreichen einer pathologischen Komplettremission (pCR) nach neoadjuvanter Therapie ist ein starker Prädiktor für verbesserte Langzeitergebnisse. Dr. Giuseppe Curigliano erläutert, dass die pCR-Rate beim triple-negativen Mammakarzinom unter Kombination von Chemotherapie und Immuntherapie bis zu 70% betragen kann. Allerdings weist er darauf hin, dass bestimmte Subtypen wie adenoid-zystische oder muzinöse Karzinome oft nicht auf Chemotherapie ansprechen, aber dennoch mit lokalen Behandlungen eine ausgezeichnete Prognose haben.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov: Triple-negatives Mammakarzinom bedeutet, dass der Tumor keine Östrogen- und Progesteronrezeptoren exprimiert und auch HER2/neu-negativ ist. Diese Brustkrebsart war historisch schwer zu behandeln und hatte die schlechteste Prognose. Welche neuen Therapien stehen heute zur Verfügung?

Dr. Giuseppe Curigliano: Ganz klar die Immuntherapie. Bei PD-L1-positiven Tumoren kann Chemotherapie mit einem Immun-Checkpoint-Inhibitor kombiniert werden – das bringt einen klaren Überlebensvorteil.

Ein weiterer Ansatz ist Sacituzumab Govitecan, ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das das Gesamtüberleben verbessert hat. Schließlich können wir bei BRCA-mutiertem triple-negativem Mammakarzinom PARP-Inhibitoren einsetzen, die im metastasierten Stadium das progressionsfreie Überleben verlängern.

Dr. Anton Titov: Welcher PD-L1-Expressionsgrad gilt in der Histologie für Brustkrebstumore als positiv?

Dr. Giuseppe Curigliano: Eine sehr gute Frage. Bei Atezolizumab gilt mehr als 1% als positiv. Bei Pembrolizumab ist ein CPS-Score über 10 nötig, um einen wesentlichen Nutzen zu erzielen.

Dr. Anton Titov: Das ist wichtig, weil die PD-L1-Scores bei verschiedenen Tumortypen variieren. Was sind die Herausforderungen der zielgerichteten Therapie?

Dr. Giuseppe Curigliano: Bisher sind die Überlebensvorteile begrenzt. Wir müssen Next-Generation-Sequenzierung (NGS) durchführen, aber abgesehen von NTRK-, RET- und BRCA-Mutationen finden wir bei Brustkrebs selten weitere Angriffspunkte.

Ich hoffe, dass künftig sensiblere Technologien für tiefgehende genomische Sequenzierungen verfügbar sein werden. Dann können wir das Risiko besser stratifizieren und die Behandlung personalisieren.

Wir wissen, dass beim frühen triple-negativen Mammakarzinom die Prognose besser ist, wenn der Tumor mit tumorinfiltrierenden Lymphozyten angereichert ist. Vielleicht können wir künftig bei einigen Patientinnen auf Chemotherapie verzichten und stattdessen personalisierte Ansätze wählen.

Dr. Anton Titov: Wie bewerten Sie bei neu diagnostiziertem triple-negativem Brustkrebs die neoadjuvante Chemotherapie im Vergleich zur sofortigen Operation mit nachfolgender adjuvanter Chemotherapie?

Dr. Giuseppe Curigliano: Jede Patientin im Stadium zwei oder drei sollte neoadjuvant behandelt werden. Aber ich bin überzeugt, dass man im Stadium eins bei einigen auf Chemotherapie verzichten und direkt operieren und bestrahlen kann.

Dr. Anton Titov: Die historische Indikation für neoadjuvante Therapie war die Herabstufung des Operationsstadiums. Was ist heute der Hauptgrund – beruht er auf Langzeitüberlebensvorteilen?

Dr. Giuseppe Curigliano: Das Ziel der neoadjuvanten Chemotherapie geht über die Tumoreindämmung hinaus. Sie kann potenziell auch das Gesamtüberleben verbessern. Viele Daten zeigen, dass eine pathologische Komplettremission nach neoadjuvanter Therapie mit besserem Langzeitüberleben einhergeht.

Dr. Anton Titov: Einige Brustkrebstumore mit guter Prognose erreichen seltener eine pathologische Komplettremission. Wie passt das zusammen?

Dr. Giuseppe Curigliano: Beim triple-negativen Karzinom liegt die pCR-Rate unter Chemotherapie plus Immun-Checkpoint-Inhibitoren bei etwa 70%. Andere Subtypen wie adenoid-zystische oder muzinöse Karzinome sprechen oft nicht auf Chemotherapie an, haben aber mit Operation und Strahlentherapie eine ausgezeichnete Prognose.