Dr. Hans-Joachim Schmoll, ein führender Experte für Darmkrebs, erklärt, wie Vorsorgeuntersuchungen Leben retten können. Er geht detailliert auf die Wirksamkeit der Koloskopie zur Früherkennung ein und thematisiert die hohe Verbreitung von Darmkrebs in westlichen Gesellschaften. Besonders betont er die entscheidende Bedeutung der Diagnose noch vor dem Auftreten erster Symptome. Im Interview werden auch die mit der Koloskopie verbundenen Risiken besprochen. Dr. Schmoll unterstreicht: Früherkennung ist der Schlüssel zur Heilung.
Darmkrebsvorsorge: Nutzen und Risiken der Koloskopie
Direkt zum Abschnitt
- Prävalenz von Darmkrebs und vermeidbare Todesfälle
- Die entscheidende Rolle der Früherkennung
- Wirksamkeit der Koloskopie zur Krebsdarstellung
- Kontroversen um Screening-Methoden
- Risiken des Koloskopieverfahrens
- Vollständiges Transkript
Prävalenz von Darmkrebs und vermeidbare Todesfälle
Darmkrebs zählt weltweit zu den häufigsten Krebsdiagnosen. Laut Dr. Hans-Joachim Schmoll ist er bei Betrachtung beider Geschlechter zusammen die häufigste Krebsart in der westlichen Welt. Jährlich werden etwa 1,4 Millionen neue Fälle diagnostiziert. Ein zentraler Punkt ist für Dr. Schmoll, dass alle Darmkrebstodesfälle durch effektives Screening vermeidbar sind.
Die entscheidende Rolle der Früherkennung
Die Früherkennung ist der Grundpfeiler im Kampf gegen die Darmkrebssterblichkeit. Dr. Schmoll erklärt, dass bei Symptomen wie Blut im Stuhl der Krebs oft bereits fortgeschritten ist. Lokal fortgeschrittene oder metastasierte Tumore haben geringe Heilungschancen und führen zu hoher Mortalität. Das Screening zielt darauf ab, Krebs vor dem Auftreten von Symptomen zu entdecken, was die Überlebensraten erheblich verbessert.
Wirksamkeit der Koloskopie zur Krebsdarstellung
Die Koloskopie ist eine hocheffektive Screening-Methode, da sie die direkte Betrachtung des Dickdarms ermöglicht. Dr. Schmoll vergleicht sie mit der Inspektion von Hautkrebs durch einen Dermatologen. Bei etwa 80 % der Patienten könne Darmkrebs frühzeitig erkannt werden. Die Entdeckung eines Frühkarzinoms vor der Metastasierung ist das Ziel des Screenings.
Kontroversen um Screening-Methoden
Dr. Anton Titov fragt nach der effektivsten Screening-Methode. Das Interview mit Dr. Schmoll behandelt die anhaltende Debatte zwischen verschiedenen Verfahren. Optionen sind der fäkale Okkultbluttest (FOBT), die Koloskopie und die flexible Sigmoidoskopie. Jeder Test hat eigene Vorzüge, Einschränkungen und empfohlene Anwendungsbereiche in den Leitlinien.
Risiken des Koloskopieverfahrens
Trotz ihrer Wirksamkeit ist die Koloskopie ein invasiver Eingriff mit gewissen Risiken. Dr. Schmoll spricht diese potenziellen Gefahren offen an. Die Qualität des durchführenden Arztes ist entscheidend für die Sicherheit. Ein ernstes Risiko ist die Darmperforation, also ein Riss in der Darmwand. Sie stellt einen medizinischen Notfall dar, der meist eine operative Reparatur erfordert.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov: Wie wählt man den besten Darmkrebsscreening-Test? Jährlich gibt es 1,4 Millionen neue Darmkrebsdiagnosen. Alle Fälle sind vermeidbar. Ist die Koloskopie die beste Vorsorgemethode? Was sind ihre Risiken? Ein führender Darmkrebsexperte erörtert Behandlungsoptionen.
Darmkrebs ist die häufigste oder zweithäufigste Krebsart in den USA und Westeuropa. Todesfälle sind jedoch einzigartig vermeidbar, da effektives Screening für Vorstufen und frühe Stadien verfügbar ist.
Dennoch gibt es Kontroversen über die beste Screening-Methode. Fäkaler Okkultbluttest, Koloskopie oder flexible Sigmoidoskopie? Könnten Sie die Optionen erläutern? Welches Screening ist in welcher Situation am wirksamsten?
Dr. Hans-Joachim Schmoll: Ja, in der Tat. Darmkrebs ist die häufigste Krebsart in der westlichen Welt, wenn man beide Geschlechter zusammen betrachtet. Getrennt nach Geschlechtern ist er die zweithäufigste. Aber insgesamt ist er am häufigsten.
Darmkrebs entwickelt sich jedoch im verborgenen Inneren von Dickdarm oder Rektum. Von außen ist er nicht sichtbar. Daher brauchen wir ein Früherkennungsprogramm.
Treten Symptome wie Blut im Stuhl auf, ist es meist zu spät. Symptomatischer Krebs ist immer fortgeschritten – lokal oder bereits metastasiert. Die Heilungschance ist dann begrenzt, die Mortalität hoch.
Andererseits ist Darmkrebs ein sichtbarer Tumor im Darm. Man kann ihn per Koloskopie betrachten. Ähnlich wie Hautkrebs von Fachärzten inspiziert wird. Oder Krebs im Halsbereich.
Die meisten Krebsarten sind nicht sichtbar, da sie im Körperinneren wachsen. Darmkrebs ist die häufigste Krebsart, aber zugänglich für die endoskopische Inspektion.
Das gibt uns bei den meisten Patienten – etwa 80 % – die Chance, Tumore früh zu entdecken. Ein Frühkarzinom zu erkennen bedeutet, es vor der Metastasierung zu finden – also bevor es tödlich wird. Ein exzellentes Modell für frühe Entdeckung und Elimination.
Die effektivste Methode ist eindeutig die endoskopische Betrachtung. Allerdings birgt die Koloskopie auch Risiken. Diese hängen stark von der Qualität des Arztes ab.
Die Koloskopie kann ernste Nebenwirkungen haben. Eine davon ist die Darmperforation, die eine Nachoperation erfordert. Es besteht also ein reales Risiko.