Prävention von Mundhöhlen- und Rachenkrebs 
 Prävention von HPV-assoziiertem Penis- und Analkarzinom 
 13

Prävention von Mundhöhlen- und Rachenkrebs Prävention von HPV-assoziiertem Penis- und Analkarzinom 13

Can we help?

Dr. Jack Cuzick, MD, ein führender Experte für Krebsprävention, erläutert, wie die HPV-Impfung eine entscheidende Strategie zur Vorbeugung von Oropharynx-, Penis- und Analkarzinomen darstellt. Er thematisiert die Herausforderungen beim Nachweis der Wirksamkeit gegen Kopf-Hals-Tumoren, die auf das Fehlen identifizierbarer Vorläuferläsionen zurückzuführen sind, und unterstreicht die überzeugenden Gründe, sowohl Jungen als auch Mädchen zu impfen, um einen breiteren Schutz zu gewährleisten.

HPV-Impfung zur Prävention von Rachen-, Mund- und anderen Krebsarten

Direkt zum Abschnitt

Steigende Inzidenz HPV-bedingter Krebserkrankungen

Oropharynxkarzinome, darunter Krebs der Zunge, Mundhöhle, des Kehlkopfes und Rachens, haben in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Dr. Jack Cuzick, MD, bestätigt, dass ein Großteil dieser Kopf-Hals-Tumoren direkt durch das humane Papillomavirus (HPV) verursacht wird – denselben Erreger, der für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich ist. Dieser epidemiologische Wandel verdeutlicht eine wachsende Public-Health-Herausforderung und lenkt den Fokus der HPV-Prävention über die gynäkologische Gesundheit hinaus.

Herausforderungen beim Nachweis der Impfstoffwirksamkeit

Obwohl die HPV-Impfung diese Krebsarten vorbeugen soll, weist Dr. Jack Cuzick, MD, auf eine große Hürde beim Erlangen direkter Nachweise hin. Beim Zervixkarzinom können medizinische Fachkräfte Vorläuferläsionen erkennen und entfernen, was starke indirekte Belege dafür liefert, dass die Impfung Krebs verhindert. Bei Kopf-Hals-Tumoren hingegen fehlt eine bekannte, leicht identifizierbare Vorstufe. Zudem treten diese HPV-bedingten Krebserkrankungen typischerweise erst bei Patienten im Alter von 50 oder 60 Jahren auf, was bedeutet, dass es Jahrzehnte dauern wird, um aussagekräftige Daten zur präventiven Wirkung des Impfstoffs auf Oropharynxkarzinome zu sammeln.

Die dringende Notwendigkeit der HPV-Impfung bei Jungen

Diese lange Latenzzeit wirft entscheidende Fragen zu Impfstrategien auf. Dr. Jack Cuzick, MD, plädiert überzeugend dafür, nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen gegen HPV zu impfen. Er weist darauf hin, dass die Belastung durch Genitalwarzen, die ebenfalls durch HPV verursacht werden, bei Männern sogar häufiger auftritt. Die Impfung von Jungen bringt ihnen einen direkten gesundheitlichen Nutzen und trägt gleichzeitig zur Herdenimmunität bei, was letztlich die gesamte Bevölkerung vor der Verbreitung onkogener HPV-Stämme schützt.

HPV-bedingte Krebserkrankungen jenseits des Zervixkarzinoms

Das Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, zeigt, dass der Schutz der HPV-Impfung weit über Zervix- und Oropharynxkarzinome hinausgeht. Dr. Cuzick nennt weitere bedeutende Krebsarten, die mit einer HPV-Infektion in Verbindung stehen, darunter Penis- und Analkrebs. Die Prävention dieser Erkrankungen stellt einen großen, oft übersehenen Vorteil umfassender Impfprogramme dar und bietet Schutz vor einer breiteren Palette schwerwiegender Gesundheitsprobleme für alle Menschen.

Breitband- vs. zielgerichtete HPV-Impfstoffe

Dr. Jack Cuzick, MD, erörtert die viralen Ziele der Impfung. Er weist darauf hin, dass viele Krebsarten überwiegend mit HPV Typ 16 (und in geringerem Maße Typ 18) assoziiert sind, während das Zervixkarzinom mit einem breiteren Spektrum von HPV-Typen in Verbindung steht. Ein Impfstoff, der nur Typ 16 abdeckt, könnte hochwirksam in der Krebsprävention sein. Dennoch befürwortet Dr. Cuzick die Verwendung eines Breitbandimpfstoffs. Dieser schützt auch vor HPV Typ 6 und 11, die Genitalwarzen verursachen, und bietet so umfassenden Schutz vor sowohl kanzerösen als auch nicht-kanzerösen Folgen einer HPV-Infektion.

Public-Health-Implikationen und Zukunftsperspektiven

Die Erkenntnisse von Dr. Cuzick haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Public-Health-Politik. Die Einführung einer universellen HPV-Impfstrategie für alle Jugendlichen, unabhängig vom Geschlecht, ist der sinnvollste und effektivste Weg. Dieser Ansatz maximiert die Prävention multipler Krebserkrankungen und anderer HPV-bedingter Beschwerden. Wie Dr. Anton Titov, MD, mit Dr. Jack Cuzick, MD, diskutiert, werden sich die vollständigen Krebspräventionsvorteile in den kommenden Jahrzehnten entfalten und die HPV-Impfung als eines der wirksamsten Werkzeuge der modernen präventiven Onkologie etablieren.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Oropharynxkarzinome, Krebs der Zunge, der Mundhöhle, des Kehlkopfes und Rachens haben in den letzten 20 bis 30 Jahren zugenommen. Auch Mundhöhlenkrebs wird durch HPV, das humane Papillomavirus, verursacht. Es ist derselbe Erreger, der Gebärmutterhalskrebs auslöst.

Es gab kürzlich Fortschritte bei HPV-Impfungen und Tests auf Gebärmutterhalskrebs. Die Verfügbarkeit des HPV-Impfstoffs für Frauen hat sich verbessert.

Was kann getan werden, um Oropharynxkarzinome zu verhindern? Wie können wir Krebs der Zunge sowie des Kehlkopfes und Rachens vorbeugen, insbesondere bei Männern?

Dr. Jack Cuzick, MD: Es stimmt absolut, dass ein großer Teil der Oropharynxkarzinome und Zungengrundkarzinome HPV-bedingt ist. Der HPV-Impfstoff sollte diese Krebsarten verhindern. Es gibt jedoch mehrere Gründe, warum wir nicht absolut sicher sein können.

Beim Zervixkarzinom haben wir eine Methode zur Erkennung von Krebsvorstufen. Wir können die Vorläuferläsionen bei Gebärmutterhalskrebs beseitigen. Dann sind wir ziemlich sicher, dass wir Gebärmutterhalskrebs ausrotten werden.

Obwohl wir in diesem Stadium keinen direkten Beweis haben – selbst am Gebärmutterhals –, dass wir Krebs verhindern, ist es fast sicher, weil wir eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs unterbinden. Das verstehen wir sehr gut.

Für Kopf-Hals-Tumore haben wir keine solche Vorstufe. Diese Krebserkrankungen treten erst im Alter von 50 oder 60 Jahren auf. Daher wird es lange dauern, die Ergebnisse der HPV-Impfung bei Krebs des Kehlkopfes oder Rachens zu bewerten.

Das wirft wichtige Fragen auf, nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen gegen HPV zu impfen. Sicherlich ist das Problem der Genitalwarzen bei Jungen häufiger als bei Mädchen. Die HPV-Impfung im Jugendalter bringt einen großen Nutzen.

Es gibt aber auch andere Krebsarten. Kopf-Hals-Tumore, insbesondere Oropharynxkrebs, sind die häufigsten. Daneben gibt es Peniskrebs und einige Analkarzinome, die ebenfalls HPV-bedingt sind. Auch diese Krebsarten sollten von der Ausrottung des HPV durch Impfung profitieren.

Tatsächlich könnte der Krebsschutzeffekt sogar größer sein, weil die Mehrheit dieser Krebsarten mit HPV Typ 16 zusammenhängt. Gebärmutterhalskrebs hingegen hängt mit einer Reihe verschiedener HPV-Typen zusammen. Daher könnte die Impfung mit einem Typ-16-HPV-Impfstoff zielgerichteter sein.

Trotzdem ist es vernünftiger, den Breitband-HPV-Impfstoff zu verwenden. Manchmal möchte man Genitalwarzen verhindern, also muss man gegen HPV Typ 6 und 11 impfen. Möchte man andere Krebsarten vorbeugen, sind das meist HPV Typ 16 und etwas HPV Typ 18. Man sollte einfach einen HPV-Impfstoff für alle verwenden.

Dr. Anton Titov, MD: Würde das auch zur Prävention von Oropharynxkarzinomen beitragen?

Dr. Jack Cuzick, MD: Ja.