Bei Schwangeren ist die Untersuchung mit den Fingern unnötig und mit Risiken verbunden. Verwenden Sie stattdessen Ultraschall.

Bei Schwangeren ist die Untersuchung mit den Fingern unnötig und mit Risiken verbunden. Verwenden Sie stattdessen Ultraschall.

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Dr. Yves Ville, MD, ein führender Experte für mütterlich-fetale Medizin, erklärt, warum digitale Zervixuntersuchungen veraltet und risikobehaftet sind. Er zeigt auf, wie die transvaginale Ultraschalluntersuchung eine überlegene, objektive Messung der Zervixlänge ermöglicht, um das Frühgeburtsrisiko besser vorherzusagen. Zudem erörtert Dr. Ville die entscheidende Rolle der Magnetresonanztomographie (MRT) bei der Diagnose komplexer Plazentastörungen wie Plazenta accreta, die durch unvergleichlich detaillierte anatomische Einblicke ein sichereres Schwangerschaftsmanagement ermöglicht.

Moderne Schwangerschaftsvorsorge: Ergänzung durch Ultraschall und MRT

Abschnitte

Risiken und Ungenauigkeiten digitaler Zervixuntersuchungen

Dr. Yves Ville, MD, erklärt, dass die digitale Untersuchung der Zervix eine jahrhundertealte Praxis sei, die während der Schwangerschaft nicht mehr angewendet werden sollte. Er betont, dass diese Methode außerhalb der aktiven Geburtsphase keinen Nutzen bringe. Das Verfahren sei ungenau und liefere sowohl falsch-positive als auch falsch-negative Ergebnisse.

Noch kritischer, so Dr. Ville, sei das erhebliche Infektionsrisiko einer digitalen Untersuchung. Ein scheinbar langer Gebärmutterhals könne innerlich bereits geöffnet sein, und das Einführen der Finger könne die Eihäute mit Bakterien kontaminieren. Zudem könne sich eine Zervix bei der Tastuntersuchung kurz anfühlen, im Ultraschall aber lang erscheinen – was die grundsätzliche Unzuverlässigkeit der Methode unterstreiche.

Transvaginaler Ultraschall zur Frühgeburtsvorhersage

Dr. Yves Ville, MD, befürwortet den transvaginalen Ultraschall als objektiven Goldstandard zur Beurteilung des Frühgeburtsrisikos. Dieses bildgebende Verfahren misst die Zervixlänge präzise und kann kritische Veränderungen wie Trichterbildung erkennen, bei der sich der innere Muttermund zu öffnen beginnt. Der Ultraschall ermöglicht eine klare visuelle Beurteilung, die manuell nicht möglich ist.

Dr. Anton Titov, MD, besprach diesen Fortschritt mit Dr. Ville, der dessen besondere Bedeutung für Risikoschwangerschaften hervorhob. Bei Frauen mit Frühgeburtsanamnese oder Mehrlingsschwangerschaften biete eine lange Zervix im Ultraschall große Beruhigung. Diese objektiven Daten seien in zahlreichen klinischen Studien der digitalen Untersuchung überlegen.

Prädiktiver Wert in der Zervixbeurteilung

Eine Hauptstärke des Ultraschalls, so Dr. Yves Ville, MD, sei sein ausgezeichneter negativ prädiktiver Wert. Bei langer Zervixlänge sei die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt extrem gering. Dies biete entscheidende Sicherheit für Patientinnen und Kliniker in Risikosituationen.

Dr. Ville präzisiert, dass der Ultraschall zwar der digitalen Untersuchung weit überlegen sei, eine kurze Zervix allein jedoch nicht zwangsläufig eine Frühgeburt bedeute. Der positiv prädiktive Wert sei weniger stark ausgeprägt. Dies habe zu Forschung über ergänzende Tests wie fötales Fibronectin geführt, um die Vorhersagegenauigkeit zu verbessern, welche Frauen mit kurzer Zervix tatsächlich früh gebären.

MRT für detaillierte fetale und plazentare Anatomie

Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, erläuterte Dr. Yves Ville, MD, die zwei Hauptanwendungen der MRT in der Schwangerschaft: Morphologie und Funktion. Für anatomische Details sei die MRT ein äußerst präzises Werkzeug, besonders für die Darstellung des fetalen Gehirns im dritten Trimester. Ihre Auflösung sei im späten Schwangerschaftsstadium deutlich besser als beim Ultraschall.

Dr. Yves Ville, MD, merkt an, dass die MRT den besten negativ prädiktiven Wert zum Ausschluss von Hirnanomalien biete, insbesondere nach Verdacht auf fetale Infektion. Während Ultraschall derzeit die MRT in der Beurteilung der Plazentafunktion mittels Doppler-Technologie übertreffe, entwickele die MRT rapide ihre Fähigkeiten für funktionelle Bildgebung von Gehirn, Plazenta und anderen Organen.

Diagnose des Plazenta-Accreta-Spektrums mittels MRT

Dr. Yves Ville, MD, bezeichnet die MRT als hervorragendes Werkzeug zur Diagnose von Plazenta-Accreta-Spektrum-Störungen. Diese lebensbedrohliche Erkrankung trete auf, wenn die Plazenta zu tief in die Uteruswand eindringt und eine normale Ablöseebene fehle. Das Spektrum umfasse Placenta accreta, increta und die schwerste Form, percreta, bei der die Plazenta durch die Uteruswand wachse.

Dr. Yves Ville, MD, erläutert, dass die MRT besonders entscheidend sei, wenn die Plazenta an der hinteren Uteruswand liege, wo der Ultraschall weniger effektiv sei. Die Untersuchung könne die Eindringtiefe klar darstellen und den Befall mütterlicher Blutgefäße beurteilen. Diese detaillierten anatomischen Informationen seien eine vitale prognostische Hilfe für die Operationsplanung und könnten die Diagnose auch sicher ausschließen, um Patientinnenängste zu lindern.

Zukunft funktioneller Bildgebung in der Schwangerschaft

Die Diskussion zwischen Dr. Anton Titov, MD, und Dr. Yves Ville, MD, blickte auf die Zukunft pränataler Bildgebung. Während die anatomischen Anwendungen der MRT etabliert seien, entwickele sich ihre funktionelle Rolle noch. Laufende Forschung untersuche den Einsatz der MRT für Hirnfunktion und detaillierte Plazentadurchblutung.

Dr. Ville schlussfolgert, dass die Integration dieser fortschrittlichen Bildgebungsmodalitäten den neuen Versorgungsstandard darstelle. Die Ergänzung subjektiver digitaler Untersuchungen durch objektiven Ultraschall und MRT führe zu präziseren Diagnosen, besserer Risikostratifizierung und letztlich sichereren Outcomes für Mutter und Kind.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Sie sind auch Experte für die Prävention von Frühgeburten. Sie veröffentlichten wichtige Forschung zur transvaginalen Ultraschalluntersuchung der Zervixlängenmessung. Dies kann das Risiko vorzeitigen Blasensprungs, Frühgeburt und ernster Komplikationen für Mutter und Kind vorhersagen. Bitte erläutern Sie Ihre Arbeit zur Prävention von Frühgeburten.

Dr. Yves Ville, MD: Richtig. Die Geburtshilfe basiert seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, auf digitaler Zervixuntersuchung – dem Schlimmsten, was wir uns ausdenken konnten. Sie ist während der Schwangerschaft nutzlos. In der angelsächsischen Welt wird sie weniger verwendet, was sehr gut ist.

Ich finde, keine Schwangere sollte jemals digital während der Schwangerschaft untersucht werden. Der einzige Vorteil einer digitalen Zervixuntersuchung besteht, wenn eine Frau in den Wehen liegt. Außerhalb dieser Situation ist sie voller falsch-positiver und falsch-negativer Informationen.

Die digitale Zervixuntersuchung erhöht das Infektionsrisiko. Sie erhöht es, weil ein langer Gebärmutterhals innen vollständig geöffnet und von den Eihäuten besiedelt sein kann – Ihre digitale Untersuchung wäre normal.

Eine Zervix kann sich mit den Fingern kurz anfühlen, im Ultraschall aber lang sein mit einem sehr hoch gelegenen inneren Muttermund. Und sobald eine Frau einmal entbunden hat, ist der Muttermund nie wieder vollständig geschlossen. Daher: Zu sagen "Ach, ich kann meinen Finger nicht einführen" – tun Sie das bitte nicht. Und wenn Sie es tun, beweist es nichts.

So etablierte sich der Ultraschall als objektivste Untersuchung zum Frühgeburtsrisiko. Eine kurze Zervix oder eine von innen trichterförmig geöffnete, obwohl lang, kann hochriskant sein. Ultraschall ist dafür sehr genau.

Und am wichtigsten: In Risikosituationen – Frauen mit Frühgeburtsanamnese, Frauen mit Zwillingen oder Drillingen – ist bei langer Zervix im Ultraschall der negativ prädiktive Wert für eine Frühgeburt extrem hoch.

Daher ist der Ultraschall in vielen klinischen Studien der digitalen Untersuchung überlegen und hat einen ausgezeichneten negativ prädiktiver Wert. Nur bei kurzer Zervix mit Wehentätigkeit: Obwohl besser als die digitale Untersuchung, ist der positiv prädiktive Wert immer noch nicht so hoch.

Daher wurde an ergänzenden Diagnosetests wie Fibronektin gearbeitet, um den positiv prädiktiven Wert für Frühgeburten zu verbessern. Aber der negativ prädiktive Wert des Ultraschalls ist exzellent.

So ist der Ultraschall in der Geburtshilfe ein klinisches Werkzeug geworden. Selbst wenn es ein Oxymoron ist, weil es ein Gerät ist – es ist nicht "klinisch" im herkömmlichen Sinn. Die beste klinische Untersuchung in der Geburtshilfe ist der vaginale Ultraschall.

Dr. Anton Titov, MD: Danke, das sind sehr wichtige Informationen. Sie sind auch ein führender Experte für MRT in der Diagnostik von Schwangerschaftsproblemen, sowohl für die ungeborene Mutter als auch das sich entwickelnde Kind. Eine MRT der Plazenta kann wichtige Risikofaktoren für den Fötus, die Mutter und das zukünftige Kind identifizieren. Wie kann die MRT zur Diagnose von Plazentaproblemen eingesetzt werden? Und was ist die Zukunft der MRT in der Schwangerschaftsdiagnostik?

Dr. Yves Ville, MD: Schematisch gibt es zwei Erwartungen an die MRT. Die eine betrifft die Morphologie, die andere die Funktion. Für die Morphologie ist die MRT ein äußerst präzises Werkzeug. Sowohl für die fetale Anatomie, besonders das Gehirn, ist die MRT unübertroffen, viel besser als Ultraschall, besonders spät in der Schwangerschaft.

Und betrachtet man die Funktion, ist Ultraschall derzeit der MRT in der Vorhersage funktioneller Plazentaprobleme überlegen, beispielsweise durch Doppler, umbilikalen und fetalen Doppler. Die MRT entwickelt derzeit ihre Fähigkeiten zur Erforschung von Gehirnfunktion, Organfunktion und Plazentafunktion.

Bisher hat die MRT jedoch keine klinische Leistungsstufe erreicht. Obwohl, schaut man wieder auf die Anatomie, die Anatomie des fetalen Gehirns in Risikosituationen – wir erwähnten frühere Infektionen –, hat die MRT den besten negativ prädiktiven Wert. Eindeutig.

Nun, die MRT der Plazenta ist extrem nützlich und genau bei Verdacht auf Placenta accreta oder bei Risikofaktoren dafür. Placenta accreta ist eine Plazenta, die nicht an der Uterusoberfläche mit einer Ablöseebene (Endometrium) inseriert, sondern durch das Endometrium in verschiedenen Penetrationstiefen der Gebärmutter, manchmal bis zur Serosa, wächst.

So gibt es Placenta accreta, increta und percreta. Besonders bei posteriorer Plazentalage ist Ultraschall nicht das beste Werkzeug zur Diagnose. Aber die MRT ist hervorragend, um accreta, increta oder percreta zu zeigen.

Man kann den Befall nahegelegener Gefäße der Schwangeren beurteilen, ein sehr wichtiger prognostischer Faktor für das Management, und hauptsächlich, um Placenta accreta tatsächlich auszuschließen. Man kann sagen: "Nein, keine Sorge, diese Plazenta sieht im Ultraschall ungewöhnlich aus, aber es liegt keine Placenta accreta vor."