55 % der Epilepsiepatienten werden nie von einem Facharzt untersucht

55 % der Epilepsiepatienten werden nie von einem Facharzt untersucht

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Dr. Tracey Milligan, MD, eine führende Expertin für Epilepsie und epileptische Anfälle, erklärt, wie diagnostische Unsicherheit zu suboptimaler Behandlung führen kann. Eine umfangreiche britische Studie zeigte, dass 55 % der Erwachsenen in Epilepsiebehandlung niemals einen Facharzt konsultieren. Dr. Milligan betont, dass das Therapieziel Anfallsfreiheit ohne Nebenwirkungen sein sollte. Sie schildert den eindrücklichen Fall einer älteren Patientin, die über 80 Jahre lang fehldiagnostiziert wurde. Eine korrekte Diagnose und die Auswahl der Medikation durch einen Epileptologen können zur Anfallsfreiheit führen. Heute stehen über 20 Antiepileptika zur Verfügung. Fachwissen ist entscheidend, um für den individuellen Anfallstyp jedes Patienten das passende Medikament auszuwählen.

Epilepsiediagnose und -behandlung: Anfallsfreiheit durch fachärztliche Betreuung

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Ziele der Epilepsiebehandlung: Keine Anfälle, keine Nebenwirkungen

Dr. Tracey Milligan, MD, definiert das primäre Ziel der Epilepsiebehandlung klar: Für jeden Patienten soll vollständige Anfallsfreiheit erreicht werden – und zwar ohne belastende Medikamentennebenwirkungen. Dies kommuniziert sie ihren Patienten direkt: „Unser Behandlungsziel lautet: keine epileptischen Anfälle und keine Nebenwirkungen.“ Dieses doppelte Ziel ist grundlegend für die Wiederherstellung der Lebensqualität.

Wann eine Überweisung zum Epileptologen notwendig ist

Viele Epilepsiepatienten werden nie von einem Spezialisten gesehen, wie eine große britische klinische Studie belegt. Dr. Tracey Milligan, MD, weist darauf hin, dass manche nicht einmal einen Allgemeinneurologen konsultieren. Sie nennt klare Kriterien für eine notwendige Überweisung zum Epileptologen: wenn trotz Therapie weiterhin Anfälle auftreten, wenn Nebenwirkungen der Antiepileptika problematisch sind oder wenn die Behandlung die Lebensqualität beeinträchtigt. In diesen Fällen ist eine spezialisierte Abklärung unerlässlich.

Eine Fallstudie zu Fehldiagnose und Korrektur bei Epilepsie

Dr. Tracey Milligan, MD, schildert einen eindrücklichen Fall aus ihrer Praxis, der die Folgen diagnostischer Unsicherheit verdeutlicht: Eine Patientin in ihren frühen 80ern lebte seit jeher mit der Fehldiagnose Epilepsie. Ihr Ehemann führte ein detailliertes Tagebuch aller Anfälle. Dr. Milligans fachärztliche Beurteilung inklusive EEG ergab einen spezifischen Epilepsietyp – die Patientin war jahrzehntelang falsch medikamentös eingestellt gewesen.

Dr. Anton Titov, MD, zeigt sich erstaunt über diesen langen Zeitraum. Dr. Milligan bestätigt, dass die Patientin erst in hohem Alter die korrekte Diagnose erhielt. Nach Anpassung der Medikation blieb sie dauerhaft anfallsfrei. Dieser Fall veranschaulicht, wie eine fachärztliche Intervention ein von chronischer Krankheit geprägtes Leben verändern kann.

Das wachsende Arsenal an Antiepileptika

Die Behandlungsmöglichkeiten für Epilepsie haben sich dramatisch erweitert. Dr. Tracey Milligan, MD, betont, dass heute über 20 verschiedene Antiepileptika (AEDs) verfügbar sind – ein signifikanter Anstieg gegenüber früheren Jahrzehnten. Dr. Anton Titov, MD, weist auf die unterschiedlichen Wirksamkeits- und Nebenwirkungsprofile hin sowie darauf, dass die Medikamente gezielt für bestimmte Anfallsarten entwickelt wurden. Diese Vielfalt macht die Auswahl des richtigen Präparats zu einer anspruchsvollen Entscheidung, die spezialisiertes Wissen erfordert.

Die entscheidende Bedeutung fachärztlicher epileptologischer Betreuung

Die Komplexität der modernen Epilepsietherapie erfordert hohe Expertise. Dr. Tracey Milligan, MD, betont, dass die Auswahl aus über 20 Medikamenten erhebliche Erfahrung voraussetzt. Ein erfahrener Epileptologe verfügt über das nötige Wissen, um für den individuellen Patienten das richtige Präparat zu finden und es gezielt einzusetzen. Dr. Anton Titov, MD, unterstreicht, wie wichtig die Suche nach der Ursache der Anfälle und der richtigen spezialisierten Betreuung ist. Die bestmögliche Abklärung der Epilepsie zu verfolgen, ist stets ein lohnenswertes Ziel, um Anfallsfreiheit zu erreichen.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Epilepsie ist eine komplexe und ernste Erkrankung. Epileptische Anfälle können aber auch Symptom anderer schwerwiegender medizinischer Probleme sein.

Eine große klinische Studie im Vereinigten Königreich ergab, dass „55 % der behandelten erwachsenen Epilepsiepatienten niemals eine spezialisierte Beratung erhalten haben.“ Die Neubewertung von Epilepsiepatienten deckt diagnostische Unsicherheiten und Fehldiagnosen auf, die zu suboptimaler Therapie führen. Es herrscht ein Mangel an Information und Beratung in allen Aspekten der Epilepsiebehandlung.

Dr. Anton Titov, MD: Wie kann sichergestellt werden, dass ein Patient mit epileptischen Anfällen angemessen diagnostiziert und behandelt wird?

Dr. Tracey Milligan, MD: Viele Epilepsiepatienten sehen keinen Spezialisten wie mich, einen Epileptologen. Manche konsultieren nicht einmal einen Neurologen.

Doch jedes Behandlungsziel bei Epilepsie sollte lauten: keine epileptischen Anfälle und keine Nebenwirkungen der Therapie. Das sage ich all meinen Patienten: „Unser Behandlungsziel ist: keine epileptischen Anfälle und keine Nebenwirkungen.“ Patienten sollten eine insgesamt gute Lebensqualität haben.

Wenn ein Patient weiterhin Anfälle hat, unter Nebenwirkungen leidet oder die Behandlung die Lebensqualität beeinträchtigt, sollte unbedingt ein Epilepsiespezialist aufgesucht werden. Ein Experte kann helfen, die Therapieziele – Anfallsfreiheit, Nebenwirkungsfreiheit und gute Lebensqualität – zu erreichen.

Ich erzähle Ihnen eine Geschichte über eine Patientin, die ich behandelte. Sie ist die Dame, die diese Schmuckschatulle für mich angefertigt hat. Sie war in ihren frühen 80ern und kam mit ihrem Ehemann zu mir. Sie lebte seit jeher mit der Diagnose Epilepsie.

Er brachte ein Notizbuch mit, das alle ihre Anfälle detailliert auflistete – mit Datum und Uhrzeit. Es stellte sich heraus, dass sie jahrzehntelang das falsche Antiepileptikum erhalten hatte.

Dr. Anton Titov, MD: Ihr ganzes Leben lang?

Dr. Tracey Milligan, MD: Ihr ganzes Leben lang!

Dr. Anton Titov, MD: Sie war also in ihren 80ern, als sie erstmals Sie, eine Epilepsiespezialistin, konsultierte?

Dr. Tracey Milligan, MD: Korrekt. Mithilfe eines EEGs diagnostizierte ich einen spezifischen Epilepsietyp und änderte ihre Medikation. Bei der Nachkontrolle war sie anfallsfrei. Sie erlebte nie wieder einen epileptischen Anfall. Ich wünschte, für jeden ließe sich die richtige Behandlung finden – leider ist das nicht immer der Fall.

Doch oft gibt es ein passendes Antiepileptikum, von dem Patienten nichts wissen. Ein erfahrener Epileptologe kann es finden. Diese Geschichte ist mir so eindrücklich in Erinnerung, weil die Therapieanpassung das Leben dieser Patientin so tiefgreifend veränderte – nach jahrzehntelangem Leiden.

Dr. Anton Titov, MD: Das ist eine erstaunliche Geschichte! Sie unterstreicht, wie viele verschiedene Antiepileptika es für unterschiedliche Anfallsarten gibt – mit variierenden Wirksamkeits- und Nebenwirkungsprofilen.

Heute stehen viele Medikamente zur Verfügung. Es lohnt sich, die bestmögliche Abklärung der Epilepsie zu verfolgen und die Ursache der Anfälle zu finden.

Dr. Tracey Milligan, MD: Patienten müssen den richtigen Spezialisten finden, der die Epilepsiesituation beurteilen kann.

Absolut! Wir haben heute das Glück, über 20 verschiedene Antiepileptika (AEDs) zur Verfügung zu haben – vor Jahrzehnten waren es nur sehr wenige.

Doch bei dieser Vielfalt braucht es Erfahrung und Wissen, um das richtige Medikament auszuwählen.

Dr. Anton Titov, MD: Nur ein Epilepsieexperte weiß genau, welche Medikamente am besten geeignet sind und wie sie einzusetzen sind.