Aspirin zur Krebsprävention 
 
 
 Aspirin zur Krebsprävention 
 Um einen signifikanten Nutzen zu erzielen, sollte Aspirin zur Krebsprävention über einen längeren Zeitraum

Aspirin zur Krebsprävention Aspirin zur Krebsprävention Um einen signifikanten Nutzen zu erzielen, sollte Aspirin zur Krebsprävention über einen längeren Zeitraum

Can we help?

Dr. Jack Cuzick, MD, ein führender Experte für Krebsprävention, erläutert, wie lange Acetylsalicylsäure zur Krebsvorbeugung eingenommen werden sollte, welche Dosierung optimal ist und warum dringend eine groß angelegte klinische Studie nötig ist, um diese Fragen abschließend zu klären. Gleichzeitig betont er die Bedeutung von Tests auf Helicobacter pylori (H. pylori) und dessen Beseitigung, um das Risiko gastrointestinaler Blutungen zu senken.

Aspirin zur Krebsprävention: Dauer, Dosierung und offene Fragen

Direkt zum Abschnitt

Wie lange sollte Aspirin zur Krebsprävention eingenommen werden?

Laut Dr. Jack Cuzick, MD, ist eine mindestens fünfjährige Einnahme von Aspirin nötig, um einen deutlichen Effekt in der Krebsprävention zu erzielen. Die optimale Dauer bleibt jedoch eine der wichtigsten offenen Fragen in der Präventivmedizin. Unklar ist, ob eine zehnjährige Einnahme einen größeren Nutzen bringt als fünf Jahre – eine Schlüsselfrage, die weiterer Forschung bedarf.

Interessanterweise könnte der Schutz durch Aspirin auch nach dem Absetzen anhalten, so eine von Dr. Cuzick diskutierte Möglichkeit. Dieser potenzielle „Nachwirkungseffekt“ ist von Präventionsmedikamenten wie Tamoxifen bei Brustkrebs bekannt, wurde für Aspirin in der Krebsprävention jedoch noch nicht eindeutig nachgewiesen.

Wirkmechanismus und die Verzögerungsphase

Warum die krebspräventive Wirkung von Aspirin so spät einsetzt, ist nicht abschließend geklärt. Dr. Cuzick vermutet, dass der mehrstufige Prozess der Krebsentstehung der Grund sein könnte. Krebs entwickelt sich in frühen und späten Phasen, und Aspirin wirkt vermutlich auf einige dieser Frühstadien ein.

Da präkanzeröse Veränderungen oft Jahre brauchen, um zu einem nachweisbaren Tumor heranzureifen, würde eine frühe Intervention wie Aspirin entsprechend lange benötigen, bevor sich in Studien eine signifikante Reduktion der Krebsfälle zeigt.

Umgang mit den Blutungsrisiken von Aspirin

Die Hauptnebenwirkung von Aspirin sind gastrointestinale Blutungen, die nur während der Einnahme auftreten. Dr. Cuzick betont, dass dieses Risiko stark mit einer Helicobacter-pylori-Infektion zusammenhängt. Rund 20 % der 60-Jährigen tragen diesen oft asymptomatischen Magenkeim in sich, ohne es zu wissen.

Ein Test auf H. pylori und dessen Eradikation mit Antibiotika vor Beginn der Aspirintherapie könnte das Magenblutungsrisiko um etwa 30 % senken. Dieser einfache Schritt könnte das Nutzen-Risiko-Profil von Aspirin in der Krebsprävention erheblich verbessern.

Optimale Aspirindosis zur Prävention

Eine zentrale Frage ist, ob niedrigdosiertes Aspirin (75–100 mg) genauso wirksam ist wie die Standarddosis. Laut Dr. Cuzick deuten indirekte Daten aus kardiovaskulären Studien darauf hin, dass die Vorteile der Niedrigdosis ebenso signifikant, wenn nicht sogar größer sind.

Dennoch fehlen direkte Vergleichsstudien, in denen Personen randomisiert niedrig- oder standarddosiertes Aspirin zur Krebsprävention erhielten. Daher bleibt die optimale Dosis zur Nutzenmaximierung und Risikominimierung formal ungeklärt.

Die dringende Notwendigkeit einer großen klinischen Studie

Dr. Cuzick skizziert den Bedarf einer großen klinischen Studie, die drei kritische Fragen klären soll: die optimale Einnahmedauer, den Vergleich von Niedrig- und Standarddosis sowie den Einfluss der H.-pylori-Eradikation auf das Blutungsrisiko.

Dr. Anton Titov, MD, der Interviewer, betont die enorme Public-Health-Bedeutung einer solchen Studie, da potenziell die gesamte Bevölkerung von Aspirin in der Krebsprävention profitieren könnte. Sie würde klare Antworten liefern, wie dieses weitverbreitete Medikament optimal zur globalen Krebsrisikosenkung eingesetzt werden kann.

Die Rolle der Regierungen in der Krebsprävention

Ein Haupthindernis für diese essentielle Forschung ist die Finanzierung. Aspirin ist ein preiswertes Generikum, dessen Patent in den 1930ern auslief. Daher haben Pharmaunternehmen wenig Anreiz, teure Studien für ein Medikament ohne Profitpotenzial zu finanzieren.

Dr. Cuzick argumentiert, dass hier die staatlichen Gesundheitsdienste in die Pflicht genommen werden müssen. Regierungen profitieren letztlich von geringeren Krebsraten und niedrigeren Behandlungskosten. Die Investition in eine definitive Aspirinstudie ist eine öffentliche Gesundheitsaufgabe, die staatliche Stellen übernehmen sollten.

Abwägung von Nutzen und Risiken von Aspirin

Die Entscheidung für eine präventive Aspirineinnahme erfordert eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung. Das Potenzial, das Risiko bestimmter Krebsarten – insbesondere kolorektaler Karzinome – um 20–30 % zu senken, ist erheblich. Dem steht das reale, wenn auch handhabbare Risiko gastrointestinaler Blutungen gegenüber.

Laut Dr. Cuzick steigt das Blutungsrisiko mit dem Alter, was die Frage nach dem idealen Zeitpunkt zum Absetzen zusätzlich relevant macht. Eine aussagekräftige klinische Studie würde die nötige Evidenz liefern, um diese Entscheidungen sicherer treffen zu können.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Sie haben bereits betont, dass man Aspirin mindestens fünf Jahre einnehmen muss, um einen deutlichen Effekt in der Krebsprävention zu sehen. Richtig!

Dr. Anton Titov, MD: Wie viele Jahre sollte man Aspirin zur Krebsprävention einnehmen?

Dr. Anton Titov, MD: Warum dauert es so lange, bis die krebspräventive Wirkung von Aspirin sichtbar wird?

Dr. Jack Cuzick, MD: Der Grund für diese lange Latenzphase ist ungewiss. Die plausibelste Erklärung liegt im mehrstufigen Prozess der Krebsentstehung. Krebs durchläuft frühe und späte Stadien, und Aspirin wirkt vermutlich auf einige Frühstadien. Diese brauchen lange, um sich zu einem manifesten Tumor zu entwickeln.

Dr. Jack Cuzick, MD: Wie lange Aspirin eingenommen werden sollte, ist nicht sicher bekannt. Klar ist, dass mindestens fünf Jahre nötig sind. Ob zehn Jahre besser sind als fünf, ist offen. Wir planen eine klinische Studie zur optimalen Einnahmedauer von Aspirin in der Krebsprävention.

Dr. Anton Titov, MD: Die Hauptnebenwirkung von Aspirin sind gastrointestinale Blutungen, die nur unter der Einnahme auftreten. Vielleicht reichen also fünf Jahre Aspirin für den Krebspräventionsnutzen aus.

Dr. Jack Cuzick, MD: Dann müsste man die Einnahme nicht fortsetzen, und die Hauptnebenwirkung entfiele. Das würde das Nutzen-Risiko-Profil verbessern.

Dr. Jack Cuzick, MD: Allerdings ist unklar, ob der Schutz nach dem Absetzen anhält. Ob fünf Jahre Aspirin 20 Jahre Krebsschutz bieten, wissen wir nicht. Bei Tamoxifen in der Brustkrebsprävention sehen wir einen anhaltenden Effekt. Das gilt teils auch für kolorektale Karzinome.

Dr. Jack Cuzick, MD: Wir wissen nicht, ob fünf Jahre Aspirin ausreichen. Vielleicht ist eine längere Einnahme nötig. Dann müssen wir auch den idealen Zeitpunkt zum Absetzen bestimmen.

Dr. Jack Cuzick, MD: Das Risiko für Magenblutungen steigt mit dem Alter. Nebenwirkungen werden im höheren Lebensalter relevanter. Es wäre also vorteilhaft, Aspirin irgendwann absetzen zu können. Falls der Krebsschutz jedoch anhält, müssen wir genau prüfen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.

Dr. Anton Titov, MD: Eine Hauptnebenwirkung von Aspirin sind gastrointestinale Blutungen, die auch mit Helicobacter pylori zusammenhängen. Sollte man Menschen also auf H. pylori testen?

Dr. Jack Cuzick, MD: Absolut! Wir planen eine große klinische Studie, in der wir drei offene Fragen prüfen wollen: wie Aspirin optimal in der Krebsprävention eingesetzt werden kann.

Dr. Jack Cuzick, MD: Erstens: Rund 20 % der 60-Jährigen haben eine asymptomatische H.-pylori-Infektion, ohne es zu wissen. Ein Test und eine Eradikation mit Antibiotiken könnten das Blutungsrisiko unter Aspirin erheblich senken – vermutlich um etwa ein Drittel.

Dr. Jack Cuzick, MD: Das erscheint sinnvoll. Aber again, wir wollen es in einer Studie belegen.

Dr. Jack Cuzick, MD: Zweitens: Ist niedrigdosiertes Aspirin genauso wirksam wie die Standarddosis? Indirekte Evidenz aus kardiovaskulären Studien legt das nahe. Die Vorteile scheinen mit Niedrigdosis ebenso groß oder sogar größer zu sein. Es gibt aber keine direkten Vergleiche.

Dr. Jack Cuzick, MD: Drittens: Wie bereits angesprochen – wie lange sollte man Aspirin einnehmen? Reichen fünf Jahre, oder ist länger besser?

Dr. Jack Cuzick, MD: All diese Fragen ließen sich in einer großen Studie beantworten, indem man Personen randomisiert den verschiedenen Armen zuweist. So erhielte man klare Antworten zur optimalen Anwendungsdauer.

Dr. Jack Cuzick, MD: Aspirin hat großes Potenzial in der Krebsprävention. Theoretisch könnte die gesamte Bevölkerung profitieren. Es erscheint sinnvoll, in eine große Studie zu investieren, um maximale Klarheit zu gewinnen.

Dr. Jack Cuzick, MD: Allerdings ist Aspirin ein preiswertes Generikum. Das Patent lief in den 1930ern aus. Große Studien sind teuer, und die Pharmaindustrie hat keinen Anreiz, sie für ein nicht gewinnträchtiges Medikament zu finanzieren.

Dr. Jack Cuzick, MD: Das ist die eigentliche Herausforderung. Wäre Aspirin teuer, hätte die Industrie diese Studien längst durchgeführt – denn dann ließe sich Profit damit erzielen. Nicht viele teure Medikamente erreichen eine 30%ige Risikoreduktion.

Dr. Anton Titov, MD: Stattdessen haben wir ein preisgünstiges Generikum mit breitem Wirkspektrum. Von der Industrie können wir also keine Finanzierung erwarten.

Dr. Jack Cuzick, MD: Hier sehe ich eine zentrale Rolle der Gesundheitsdienste und Regierungen. Sie profitieren von geringeren Krebsraten und niedrigeren Behandlungskosten. Ich halte es für eine staatliche Aufgabe, diese große Aspirinstudie durchzuführen und zu klären, wie das Medikament optimal in der Krebsprävention eingesetzt werden kann.