Warum stellt Hypertonie nach wie vor ein Problem dar? Zentrale Fragen zur Hochdrucktherapie.

1. Warum bleibt Bluthochdruck trotz medizinischer Fortschritte eine Herausforderung?

Warum stellt Hypertonie nach wie vor ein Problem dar? Zentrale Fragen zur Hochdrucktherapie. 1. Warum bleibt Bluthochdruck trotz medizinischer Fortschritte eine Herausforderung?

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Dr. Ehud Grossman, ein führender Experte auf dem Gebiet der Hypertonie, erläutert, warum Bluthochdruck weiterhin eine globale Gesundheitskrise darstellt. Er nennt drei zentrale Herausforderungen: den häufig symptomlosen Verlauf, Nebenwirkungen der Medikamente und mangelnde Therapietreue der Patienten. Dr. Grossman betont, dass Hypertonie der bedeutendste modifizierbare Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Er plädiert für eine intensivierte Behandlung nach neuen, niedrigeren Zielwerten und hebt die entscheidende Rolle der Patientenedukation hervor.

Bewältigung der globalen Hypertonie-Krise: Herausforderungen und moderne Behandlungsziele

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Globale Prävalenz und Kontrollraten der Hypertonie

Hypertonie ist ein massives globales Gesundheitsproblem. Dr. Ehud Grossman, MD, verweist auf alarmierende Statistiken aus den USA: Etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet an Bluthochdruck. Ein weiteres Drittel hat ebenfalls Hypertonie, ist sich der Diagnose jedoch nicht bewusst.

Fast die Hälfte aller Betroffenen erreicht keine ausreichende Blutdruckkontrolle. Daten aus Großbritannien sind noch besorgniserregender: Fast 90 % der Patienten bleiben unter dem traditionellen Zielwert von 140/90 mmHg.

Das Problem des stillen Killers bei Hypertonie

Hypertonie wird nicht ohne Grund als "stiller Killer" bezeichnet. Viele Patienten verspüren selbst bei gefährlich hohen Werten keine Symptome. Dr. Ehud Grossman, MD, erklärt, dass dieses fehlende Körpergefühl eine zentrale Hürde in der Versorgung darstellt.

Da sie sich wohlfühlen, sehen viele keinen Anlass, einen Arzt aufzusuchen. Die Abwesenheit spürbarer Warnsignale erschwert es, Betroffene von einer lebenslangen Therapie zu überzeugen. Organschäden durch unbehandelten Bluthochdruck entwickeln sich schleichend und oft ohne Vorwarnung.

Nebenwirkungen und Verträglichkeitsprobleme von Medikamenten

Die moderne Medizin verfügt zwar über ein breites Spektrum an Antihypertensiva. Dr. Grossman bestätigt, dass genügend Wirkstoffe zur effektiven Senkung des Blutdrucks zur Verfügung stehen. Dennoch stellt die Verträglichkeit eine erhebliche Herausforderung dar.

Viele Patienten leiden unter Nebenwirkungen ihrer Medikamente. Nicht alle vertragen die verordneten Antihypertensiva gleichermaßen gut. Unerwünschte Wirkungen sind ein häufiger Grund für Therapieabbrüche und tragen so zur mangelhaften Kontrolle bei.

Therapienichtadhärenz bei Hypertoniebehandlung

Das Kernproblem der Hypertoniebehandlung ist die mangelnde Therapietreue der Patienten. Dr. Ehud Grossman, MD, definiert dies als die nicht bestimmungsgemäße Einnahme verordneter Medikamente. Dieses Problem verschärft sich, wenn sich der Patient subjektiv gesund fühlt.

Die tägliche Einnahme mehrerer Medikamente fällt schwer, wenn keine unmittelbaren körperlichen Beschwerden daran erinnern. Vergessene Dosen sind häufig. Nebenwirkungen verstärken diese Non-Adhärenz zusätzlich und erschweren so den Behandlungserfolg.

Neue Blutdruckziele und Kontrollherausforderungen

Aktuelle Leitlinien der American Heart Association haben die Behandlungsziele verschärft. Der neue Zielwert liegt nun bei 130/80 mmHg – niedriger als der bisherige Standard von 140/90. Dr. Ehud Grossman, MD, erörtert die weitreichenden Folgen dieser Anpassung.

Seiner Einschätzung nach werden durch das strengere Ziel über 50 % der Hypertonie-Patienten als unkontrolliert gelten. Trotz verfügbarer Medikamente stellt die flächendeckende Umsetzung eine enorme Herausforderung dar. Dies unterstreicht die wachsenden Anforderungen an Ärzte und Patienten gleichermaßen.

Die kritische Bedeutung der Patientenaufklärung

Dr. Ehud Grossman, MD, betont, dass die Aufklärung der Patienten ein zentrales Ziel bleiben muss. Es gilt, das Missverständnis auszuräumen, dass Wohlbefinden mit normalem Blutdruck gleichzusetzen ist. Hypertonie bleibe der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor für Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenerkrankungen.

Eine wirksame Behandlung kann schwerwiegende Folgeerkrankungen verhindern. Dr. Grossman und Dr. Anton Titov, MD, sind sich einig: Menschen müssen über die Gefahren von Bluthochdruck informiert werden. Der erste Schritt ist die regelmäßige Blutdruckmessung – unabhängig vom subjektiven Empfinden.

Vollständiges Transkript

Dr. Ehud Grossman, MD: Hypertonie ist ein globales Problem. In den USA leidet ein Drittel der Bevölkerung daran. Ein weiteres Drittel hat Bluthochdruck, ohne es zu wissen, und fast die Hälfte der Betroffenen hat ihre Werte nicht im Griff.

Daten aus Großbritannien zeigen sogar, dass fast 90 % der Patienten den empfohlenen Zielwert von 140/90 mmHg nicht erreichen.

Warum ist Hypertonie auch heute noch ein so großes Problem? Sie wird "stiller Killer" genannt, weil man sie nicht spürt – obwohl sie erhebliche Organschäden verursacht.

Wer sich nicht krank fühlt, geht nicht zum Arzt und lässt sich nur schwer von einer Behandlung überzeugen. Das ist das erste große Problem.

Problem Nummer zwei: Wir haben zwar genug Medikamente, um den Blutdruck zu senken, aber viele Patienten leiden unter Nebenwirkungen oder vertragen bestimmte Antihypertensiva nicht.

Drittens: Selbst wer überzeugt ist, Medikamente nehmen zu müssen, vergisst sie leicht, wenn keine Symptome spürbar sind.

Wer täglich drei oder vier Blutdruckmittel einnehmen soll, ohne sich krank zu fühlen, neigt dazu, die Einnahme zu vergessen.

Die Hauptschwierigkeit bei der Blutdruckkontrolle ist die mangelnde Therapietreue – also die nicht bestimmungsgemäße Einnahme der Medikamente, oft aufgrund von Nebenwirkungen.

Wir haben also nach wie vor ein Behandlungproblem und noch keine Lösung für alle Patienten.

Ich bin überzeugt: Wenn ein Patient seine Medikamente regelmäßig einnimmt und die Behandlung fachgerecht erfolgt, lassen sich 90 % der Fälle kontrollieren.

Allerdings sehen die aktuUS-amerikanischen Leitlinien jetzt einen niedrigeren Zielwert vor – nicht mehr 140/90, sondern 130/80 mmHg.

Mit diesem neuen Ziel werden schätzungsweise mindestens 50 %, wenn nicht mehr, der Hypertonie-Patienten trotz Medikamenten keine ausreichende Kontrolle erreichen.

Hypertonie ist nach wie vor einer der häufigsten Todesursachen – und dabei ein vermeidbarer Risikofaktor.

Eine gute Behandlung kann viele spätere Gesundheitsprobleme verhindern.

Daher müssen wir weiter aufklären, überzeugen und betonen, wie wichtig die Blutdrucksenkung ist.

Die Aufklärung der Patienten bleibt ein Hauptziel: Menschen müssen verstehen, wie ernst und gefährlich Bluthochdruck ist – auch wenn man nichts spürt.

Viele sagen: "Mir geht es gut, also habe ich sicher keinen Bluthochdruck." Doch das stimmt nicht. Man kann sehr hohe Werte haben, ohne etwas zu merken.

Deshalb ist es entscheidend, den Blutdruck regelmäßig zu messen, um die tatsächlichen Werte zu kennen.