Ursachen von Blutgerinnseln 
 Tiefe Venenthrombose (TVT) 
 
 Längere Bewegungseinschränkung (etwa nach Operationen oder auf Langstreckenflügen)

Ursachen von Blutgerinnseln Tiefe Venenthrombose (TVT) Längere Bewegungseinschränkung (etwa nach Operationen oder auf Langstreckenflügen)

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Dr. Aric Parnes, ein führender Experte für Hämatologie und Blutgerinnungsstörungen, erläutert die Ursachen von Blutgerinnseln und tiefer Venenthrombose. Er geht ausführlich auf provozierte und unprovozierte Gerinnsel ein, behandelt genetische Risikofaktoren wie Faktor-V-Leiden und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Krebs und erhöhter Blutgerinnungsneigung. Zudem diskutiert Dr. Parnes moderne Antikoagulationstherapien und den kritischen Entscheidungsprozess zur Festlegung der Behandlungsdauer.

Ursachen und Behandlung von tiefer Venenthrombose und Blutgerinnseln

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Überblick über Ursachen von Blutgerinnseln

Blutgerinnsel, auch Thrombosen genannt, entstehen, wenn das Blut in einem Gefäß abnormal gerinnt. Laut Dr. Aric Parnes, MD, einem Hämatologie-Experten, ist dieser Prozess das Gegenteil einer Blutungsstörung. Am häufigsten treten problematische Gerinnsel in den tiefen Beinvenen auf – ein Zustand, der als tiefe Venenthrombose (TVT) bezeichnet wird.

Diese Gerinnsel sind gefährlich, weil sie sich lösen und in die Lunge wandern können. Dort verursachen sie eine Lungenembolie, einen lebensbedrohlichen Zustand mit einer Sterblichkeitsrate von etwa 30 %. Dr. Anton Titov, MD, betont, wie wichtig es ist, die Ursachen zu verstehen, um wirksame Behandlungs- und Präventionsstrategien zu entwickeln.

Provozierte vs. unprovozierte Gerinnsel

Hämatologen unterscheiden zwischen provozierten und unprovozierten Blutgerinnseln. Dr. Aric Parnes, MD, definiert provozierte Gerinnsel als solche mit einem eindeutigen Auslöser. Typische Auslöser sind größere Operationen, Knochenbrüche oder längere Immobilität – etwa durch Krankenhausaufenthalte oder Langstreckenreisen.

Unprovozierte Gerinnsel, auch idiopathische Thrombosen genannt, haben keine erkennbare Ursache. Diese Unterscheidung ist entscheidend, da sie die Behandlung direkt beeinflusst. Ein unprovoziertes Gerinnsel deutet oft auf einen anhaltenden hyperkoagulablen Zustand hin, der möglicherweise eine Langzeitbehandlung erfordert.

Genetische Risikofaktoren

Mehrere vererbte Genmutationen erhöhen das Thromboserisiko erheblich. Dr. Aric Parnes, MD, erläutert die häufigsten: Faktor-V-Leiden ist ein Genpolymorphismus, der besonders bei Menschen nordeuropäischer Herkunft verbreitet ist.

Eine weitere wichtige Mutation ist die Prothrombin-20210-Genmutation, auch Faktor-II-Mutation genannt. Auch ein Mangel an natürlichen Gerinnungshemmern wie Protein C, Protein S und Antithrombin III zählt zu den bekannten genetischen Ursachen einer Hyperkoagulabilität. Dr. Anton Titov, MD, weist darauf hin, dass Tests auf diese Faktoren meist Patienten mit persönlicher oder familiärer Thrombosegeschichte vorbehalten sind.

Eine wichtige Ursache für unprovozierte Blutgerinnsel ist Krebs. Dr. Aric Parnes, MD, betont, dass eine Hyperkoagulabilität eine häufige Komplikation von Krebserkrankungen ist. Krebszellen können das Gerinnungssystem aktivieren und so die Blutgerinnung fördern.

Besorgniserregend ist, dass eine tiefe Venenthrombose manchmal das erste Anzeichen eines unentdeckten Tumors sein kann. Dr. Aric Parnes, MD, stellt fest, dass etwa 20 % der Patienten mit einer neu diagnostizierten Venenthrombose an Krebs leiden. Diese Zahl unterstreicht, wie wichtig eine gründliche Krebsabklärung bei unerklärlichen Thrombosen ist.

Behandlungsoptionen bei Blutgerinnseln

Zur Behandlung von Blutgerinnseln werden Antikoagulanzien – umgangssprachlich Blutverdünner – eingesetzt. Dr. Aric Parnes, MD, gibt einen Überblick über die Möglichkeiten: Zu den klassischen Mitteln zählt Warfarin (Coumadin), das oft zunächst mit injizierbarem Heparin kombiniert wird.

Die moderne Therapie wurde durch direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) revolutioniert. Zu diesen neueren Medikamenten gehören Dabigatran (Pradaxa), ein direkter Thrombin-(Faktor-II-)Hemmer, sowie die Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban (Xarelto) und Apixaban (Eliquis). Dr. Anton Titov, MD, betont, dass die Auswahl des richtigen Präparats eine komplexe Entscheidung ist, die am besten mit einem Hämatologen getroffen wird.

Dauer der Antikoagulation

Die Entscheidung über die Dauer der Antikoagulationstherapie ist klinisch bedeutsam. Dr. Aric Parnes, MD, erklärt, dass die Ursache des Gerinnsels die Behandlungsdauer bestimmt. Bei einem provozierten Gerinnsel – etwa nach einer Operation – reicht oft eine dreimonatige Therapie aus.

Anders verhält es sich bei unprovozierten oder idiopathischen Gerinnseln. Sie deuten auf ein dauerhaft erhöhtes Risiko hin. Daher benötigen Patienten mit unprovozierter TVT oder Lungenembolie möglicherweise eine lebenslange Antikoagulation. Dr. Aric Parnes, MD, bestätigt, dass dies eine schwierige Entscheidung ist, die eine sorgfältige Abwägung zwischen Patient und Hämatologen erfordert.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Zu den Ursachen von Blutgerinnseln zählen hyperkoagulable Zustände bei Krebs. Zwanzig Prozent der Patienten mit neu diagnostizierten Venengerinnseln haben Krebs. Die tiefe Venenthrombose ist die häufigste Gerinnselstörung.

Was sind provozierte Blutgerinnsel? Was sind unprovozierte Blutgerinnsel? Was ist Faktor-V-Leiden, Protein-C- und Protein-S-Mangel? Wie lange sollte die Antikoagulation dauern, um eine Lungenembolie zu verhindern? Ein führender Hämatologe erläutert Ursachen von Blutgerinnseln und TVT.

Die tiefe Venenthrombose ist ein häufiges Anzeichen für einen hyperkoagulablen Zustand.

Venöse Thromboembolien können durch unprovozierte und provozierte Blutgerinnsel verursacht werden. Provozierte Gerinnsel entstehen oft nach Operationen oder bei Immobilität. Das Blut fließt dann langsamer durch die Venen und kann Gerinnsel bilden.

Ursachen unprovozierter Blutgerinnsel sind unter anderem Krebs, genetische Mutationen und die Einnahme oraler Kontrazeptiva. Ein hyperkoagulabler Zustand kann ein erstes Anzeichen für Krebs sein. Gelöste Beingerinnsel können in die Lunge wandern und eine Lungenembolie verursachen.

Die Ursachen von Blutgerinnseln müssen geklärt werden. Die tiefe Venenthrombose ist nur eine häufige Ursache für erhöhte Gerinnungsneigung.

Dr. Anton Titov, MD: Eine medizinische Zweitmeinung hilft, die Diagnose zu bestätigen und zu vervollständigen. Sie unterstützt auch bei der Wahl der besten TVT-Behandlung. Ein erfahrener Hämatologe kann bei der Identifikation von Ursachen unprovozierter Gerinnsel helfen.

Dr. Aric Parnes, MD: Genetische Mutationen, die das Thromboserisiko erhöhen, sind Faktor-V-Leiden-Thrombophilie, Prothrombin-20210-Genmutation (Faktor-II-Mutation), Protein-C- und Protein-S-Mangel. Frauen, die rauchen und östrogenhaltige Antibabypillen einnehmen, haben ein besonders hohes Risiko für venöse Thrombosen – einschließlich TVT in den Beinen.

Die Behandlung von Blutgerinnseln erfordert eine haematologische Zweitmeinung. Klassische Antikoagulanzien wie Warfarin und neue orale Gerinnungshemmer wie Dabigatran und Rivaroxaban kommen bei TVT zum Einsatz.

Die Ursachen von Blutgerinnseln müssen vor Therapiebeginn ermittelt werden. Eine TVT weist oft auf einen hyperkoagulablen Zustand hin. Die Dauer der Antikoagulation hängt von der Gerinnselursache ab.

Provozierte Gerinnsel – etwa nach Operationen oder Brüchen – erfordern eine Antikoagulation über mehrere Monate. Unprovozierte Gerinnsel machen oft eine lebenslange Behandlung notwendig.

Dr. Anton Titov, MD: Manchmal bilden sich Blutgerinnsel, obwohl sie es nicht sollten. Das ist das Gegenteil von Blutungsstörungen, die wir zuvor besprochen haben. Ursachen und Behandlung von Gerinnseln gehören zu Ihren klinischen und Forschungsschwerpunkten.

Tiefe Venenthrombose und andere Gerinnungsstörungen sind ein großes Problem. TVT – also Gerinnsel in den Beinvenen – kommt häufig vor.

Dr. Aric Parnes, MD: Manchmal lösen sich Beingerinnsel und wandern in die Lunge, wo sie eine Lungenembolie verursachen. Diese hat eine Sterblichkeitsrate von 30 %.

Manchmal bilden sich Gerinnsel in einer Koronararterie und lösen einen Herzinfarkt aus. Blutgerinnsel in Hirnvenen verursachen eine Sinusvenenthrombose.

Dr. Anton Titov, MD: Könnten Sie bitte die Ursachen abnormaler Gerinnselbildung erläutern? Wie werden Blutgerinnsel diagnostiziert? Was ist die beste Thrombosebehandlung? Wie behandelt man TVT und ihre Komplikationen?

Dr. Aric Parnes, MD: Wir unterscheiden zwischen venöser und arterieller Thrombose. Hämatologen befassen sich vorwiegend mit venösen Thrombosen. Arterielle Thrombosen – die Herzinfarkte und Schlaganfälle verursachen – fallen in den Bereich von Kardiologen und Neurologen. Meine Arbeit konzentriert sich auf venöse Thrombosen, also Gerinnsel in den Beinen, die sich lösen und Lungenembolien verursachen können.

Dr. Anton Titov, MD: Krebs kann ebenfalls Blutgerinnsel verursachen. Eine TVT kann das erste Anzeichen von Krebs sein. Krebs führt zu hyperkoagulablen Zuständen, bei denen das Blut leichter gerinnt. Zwanzig Prozent der Patienten mit neu diagnostizierten Venengerinnseln haben Krebs.

Dr. Aric Parnes, MD: Das ist richtig. Venöse Gerinnsel können oft ein erstes Krebsanzeichen sein. Das bringt uns zu hyperkoagulablen Zuständen – also einem erhöhten Gerinnungsrisiko.

Welche Patienten bekommen Thrombosen? Krebspatienten sind gefährdet, ebenso Menschen mit eingeschränkter Mobilität im Krankenhaus, nach Knochenbrüchen oder im Alter. Adipositas und Schwangerschaft erhöhen das TVT-Risiko ebenfalls, da sich die venöse Durchblutung verschlechtert und hormonelle Veränderungen auftreten.

Wir kennen auch genetische Thromboseneigungen: Faktor-V-Leiden ist ein bei Nordeuropäern verbreiteter Genpolymorphismus.

Dr. Anton Titov, MD: Faktor-V-Leiden erhöht das Risiko für TVT, Lungenembolie und Fehlgeburten.

Es gibt auch die Prothrombin-20210-Genmutation (Faktor-II-Mutation), die zu Beingerinnseln und Lungenembolien prädisponiert und das Fehlgeburtsrisiko steigert. Weitere Mutationen in der Gerinnungskaskade erhöhen das Thromboembolierisiko.

Dr. Aric Parnes, MD: Weitere genetische Ursachen sind Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel und Antithrombin-III-Mangel.

Meistens kennen wir die Gerinnselursache nicht – wir sprechen dann von unprovozierten Gerinnseln. Bei unerklärlichen Thrombosen sind Krebsuntersuchungen ratsam. Provozierte Gerinnsel treten nach Operationen oder Immobilität auf. Auch Krebsbehandlungen können venöse Thrombosen verursachen.

Dr. Anton Titov, MD: Langstreckenflüge erhöhen das Thromboserisiko. Frauen, die Antibabypillen einnehmen, haben ein erhöhtes Gerinnselrisiko, da Östrogene die Gerinnung fördern.

Dr. Aric Parnes, MD: Richtig. Blutgerinnsel sind eine wichtige Nebenwirkung von Antibabypillen. Bei bekannter Hyperkoagulabilität sollten keine Östrogene gegeben werden. Oft entwickelt eine Frau unter der Pille eine TVT – dann setzen wir das Medikament ab.

Dr. Anton Titov, MD: Ist Rauchen ein zusätzlicher Risikofaktor für Thrombosen bei Pillenanwenderinnen?

Dr. Aric Parnes, MD: Ja. Das Thromboserisiko lässt sich als Schwellenwertmodell verstehen: Verschiedene Risikofaktoren – wie Rauchen, orale Kontrazeption, Übergewicht – addieren sich. Wird der Schwellenwert überschritten, entsteht ein Gerinnsel. Bei bekannten Risiken wie Protein-C-Mangel würden wir niemals die Pille verschreiben.

Dr. Anton Titov, MD: Gibt es einen Test für Protein-C-Mangel?

Dr. Aric Parnes, MD: Ja. Routinemäßig testen wir nicht darauf – nur bei familiärer Thrombosegeschichte oder nach bereits aufgetretenen Gerinnseln.

Die TVT-Behandlung ist bei verschiedenen Hyperkoagulabilitätsursachen ähnlich: Wir verschreiben Antikoagulanzien. Neben Warfarin und Heparin stehen heute neue orale Mittel wie der Faktor-II-Hemmer Dabigatran und die Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban und Apixaban zur Verfügung. Die Datenlage zu diesen neuen Medikamenten wächst noch.

Wie lange antikoagulieren? Das wird noch diskutiert. Früher behandelten wir Beingerinnsel 3–6 Monate, Lungenembolien 6–12 Monate. Heute zeigen Studien, dass 3 Monate oft ausreichen – wenn die Ursache bekannt ist. Bei unprovozierten (idiopathischen) Gerinnseln besteht ein dauerhaftes Risiko, sodass lebenslange Antikoagulation nötig sein kann. Jeder Fall muss individuell beurteilt werden.

Dr. Anton Titov, MD: Lebenslange Antikoagulation ist eine schwerwiegende Entscheidung.

Dr. Aric Parnes, MD: Eine dauerhafte Therapie ist schwierig – besonders junge Patienten hören das ungern.

Dr. Anton Titov, MD: Videointerview mit einem Top-Hämatologen. Hyperkoagulabilität als erstes Krebsanzeichen. Unprovozierte und provozierte Blutgerinnsel.

Blutgerinnsel können durch Krebs verursacht werden. Das ist ein hyperkoagulabler Zustand. Zwanzig Prozent der Menschen mit neu diagnostizierten Venengerinnseln haben Krebs. Die tiefe Venenthrombose ist die häufigste Gerinnselstörung.