Dr. Mark Emberton, MD, ein führender Experte für die Behandlung von Prostatakrebs, erläutert, wie die fokale Therapie – ein gewebeschonender Ansatz – das therapeutische Verhältnis deutlich verbessert. Dabei wird der Krebs gezielt innerhalb der Prostata bekämpft, um die Erkrankung zu beseitigen und gleichzeitig bei über 90 % der Patienten die sexuelle Funktion und Kontinenz zu erhalten. Dieser ambulant durchgeführte Eingriff weist im Vergleich zu traditionellen Verfahren minimale Nebenwirkungen auf.
Fokale Therapie bei Prostatakrebs: Erhalt von Sexualfunktion und Kontinenz
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- Die Herausforderung der Prostatakrebsbehandlung
- Das therapeutische Verhältnis verstehen
- Wie die MRT die Prostatakrebsversorgung verändert
- Was ist fokale Therapie?
- Erfolgsraten und Vorteile der fokalen Therapie
- Langzeitperspektive für Prostatakrebspatienten
Die Herausforderung der Prostatakrebsbehandlung
Die Wahl der optimalen Prostatakrebsbehandlung erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen Heilungserfolg und dem Erhalt lebenswichtiger Funktionen. Dr. Mark Emberton, MD, betont, dass diese Balance einer der komplexesten und zugleich erfüllendsten Aspekte der urologischen Praxis ist. Das Hauptziel besteht darin, das Heilungspotenzial zu maximieren und gleichzeitig die sexuelle Funktion, Harnkontinenz und rektale Funktion nach der Therapie zu bewahren.
Dr. Anton Titov, MD, unterstreicht die Bedeutung dieses Gleichgewichts für die Therapieentscheidung der Patienten. Prostatakrebs stellt eine besondere Herausforderung dar, da Studien wie die PIVOT-Studie in bestimmten Fällen nur minimale Überlebensunterschiede zwischen Intervention und aktiver Überwachung zeigten.
Das therapeutische Verhältnis verstehen
Das Konzept des therapeutischen Verhältnisses ist zentral für die Prostatakrebsbehandlung. Dr. Mark Emberton, MD, erläutert, dass es die Wahrscheinlichkeit eines Nutzens im Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit eines Schadens abbildet. Bei Prostatakrebs fällt dieses Verhältnis besonders ungünstig aus: Viele Patienten erleiden Therapienebenwirkungen, während vergleichsweise wenige einen signifikanten Überlebensvorteil haben.
Diese herausfordernde Realität hat die medizinische Gemeinschaft dazu bewegt, neue Ansätze in der Prostatakrebsversorgung zu entwickeln. Traditionelle radikale Behandlungen wie Prostatektomie und Strahlentherapie betreffen oft kritische Strukturen um die Prostata herum, was zu potenziellen Komplikationen bei der erektilen Funktion, Harnkontinenz und Darmfunktion führen kann.
Wie die MRT die Prostatakrebsversorgung verändert
Die Einführung hochwertiger MRT-Bildgebung hat die Risikostratifizierung und Therapieplanung bei Prostatakrebs revolutioniert. Dr. Mark Emberton, MD, weist darauf hin, dass die MRT-Technologie es Klinikern ermöglicht, von der Behandlung der gesamten Prostata zur gezielten Therapie des Krebsherds innerhalb der Prostata überzugehen. Diese Präzision erlaubt es, die Prostatastruktur sowie kritische Nerven, Blutgefäße und umliegende Strukturen zu erhalten.
Durch die genaue Identifizierung von Lage und Ausdehnung des Tumors trägt die MRT-gestützte Planung zum Schutz der für die Erektion verantwortlichen neurovaskulären Bündel, des Harnschließmuskels für die Kontinenz und der Rektumwand für die Darmfunktion bei. Dieser bildgebende Fortschritt bildet die Grundlage für gewebeschonende Ansätze in der Prostatakrebstherapie.
Was ist fokale Therapie?
Die fokale Therapie, auch als gewebeschonende oder gewebeselektive Therapie bekannt, markiert einen Paradigmenwechsel in der Prostatakrebsbehandlung. Dr. Mark Emberton, MD, beschreibt diesen Ansatz als gezielte Behandlung ausschließlich der krebsbefallenen Bereiche der Prostata unter Schonung des gesunden Gewebes. Diese Methode zielt darauf ab, Schäden an Nerven, Blutversorgung, Rektum, Analsphinkter und Blase zu minimieren – alles entscheidende Strukturen für die urogenitale Funktion.
Die Entwicklung der fokalen Therapie war in den letzten 6–7 Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Klinische Studien belegen Sicherheit und Wirksamkeit. Dr. Mark Emberton, MD, und sein Team haben nachgewiesen, dass dieser Ansatz Krebs wirksam beseitigen und zugleich die Lebensqualität erhalten kann.
Erfolgsraten und Vorteile der fokalen Therapie
Aktuelle Daten zeigen beeindruckende Ergebnisse der fokalen Therapie bei geeigneten Prostatakrebspatienten. Dr. Mark Emberton, MD, berichtet, dass dieser Ansatz bei etwa 90 % der Patienten den Krebs beseitigen kann. Einige benötigen eine zweite Behandlung, während eine Minderheit bei persistierendem Krebs zu Operation oder Strahlentherapie übergehen muss.
Die funktionellen Ergebnisse sind besonders bemerkenswert: Die fokale Therapie wird als Tagesbehandlung durchgeführt, sodass Patienten noch am selben Tag nach Hause können. Vor allem aber kann Dr. Mark Emberton, MD, Patienten versichern, dass sie keine Inkontinenz entwickeln werden und mit 90–95 %iger Wahrscheinlichkeit ihre erektile Funktion behalten – eine dramatische Verbesserung gegenüber konventionellen Therapien.
Langzeitperspektive für Prostatakrebspatienten
Während die fokale Therapie ausgezeichnete Kurzzeitergebnisse zeigt, entwickeln sich die Langzeitdaten zur Krebskontrolle noch. Dr. Mark Emberton, MD, räumt ein, dass der Ansatz noch nicht lange genug praktiziert wird, um 10–15-Jahres-Überlebensdaten vorzulegen, die zur Bestätigung des Heilungspotenzials nötig wären. Das primäre Ziel bleibt, Patienten zu helfen, länger zu leben, ohne an Prostatakrebs zu sterben.
Doch Dr. Mark Emberton, MD, betont, dass die fokale Therapie das Nebenwirkungsprofil der Prostatakrebsbehandlung erheblich verbessert. Dieser gewebeschonende Ansatz stellt einen großen Fortschritt in der Balance zwischen Therapienutzen und Lebensqualität dar und bietet Männern eine überzeugende Alternative zu traditionellen radikalen Behandlungen.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Wie wählt man die beste Prostatakrebsbehandlung zur Erhaltung der Sexualfunktion? Was ist fokale oder gewebeschonende Therapie bei Prostatakrebs? Risiko vs. Nutzen in der Prostatakrebstherapie.
Sie haben bereits erörtert, dass der Erhalt von Sexualfunktion, Blasenfunktion und rektaler Funktion für Patienten unter Prostatakrebsbehandlung sehr wichtig ist. Wie wählen Sie Behandlungen aus, um das Heilungspotenzial zu maximieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass Sexual- und Harnfunktionen nach der Therapie erhalten bleiben?
Dr. Mark Emberton, MD: Ja, das ist eine sehr gute Frage und genau die Herausforderung, die wir als Kliniker meistern müssen. Es bereitet große Befriedigung, Patienten bei dieser komplexen Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Prostatakrebs ist tückisch. Es gibt Studien, die Operation mit Nichtstun vergleichen und kaum Überlebensunterschiede feststellen. Die PIVOT-Studie ist ein Beispiel – sie wurde zwar kritisiert, aber das Ergebnis steht. Falls es einen Unterschied zwischen Intervention und Nichtintervention gibt, ist er gering. Man bräuchte Tausende Patienten über ein Jahrzehnt, um ihn nachzuweisen.
In der Medizin sprechen wir vom therapeutischen Verhältnis: die Wahrscheinlichkeit des Nutzens gegenüber der des Schadens. Bei Prostatakrebs ist dieses Verhältnis niedrig. Viele Patienten erleiden Nebenwirkungen, wenige haben einen Überlebensvorteil. Das macht die Entscheidung schwierig.
Deshalb haben wir einen neuen Ansatz entwickelt – dank der MRT. Die MRT verbessert die Risikostratifizierung, wie wir earlier besprochen haben.
Wir sind von der Behandlung der Prostata zur Behandlung des Krebses in der Prostata übergegangen. Wir können die Architektur der Prostata erhalten und so Schäden an Nerven, Blutversorgung, Rektum, Analsphinkter und Blase verringern – alles Schlüsselstrukturen für urogenitale und sexuelle Funktionen.
Dies nennen wir fokale oder gewebeschonende Therapie. Seit 6–7 Jahren erforschen wir diesen Ansatz in Studien, um Sicherheit und Wirksamkeit nachzuweisen. Wir müssen beweisen, dass wir den Krebs beseitigen können, ohne kritische Funktionen zu beeinträchtigen.
Bisher zeigen die Ergebnisse: Ja, wir können es. Bei etwa 90 % der Patienten beseitigen wir den Krebs. Einige benötigen eine zweite Behandlung, wenige müssen zu Operation oder Strahlentherapie wechseln.
Die Mehrheit ist mit einer Tagesbehandlung versorgt – ohne Kontinenzverlust und mit Erhalt der erektilen Funktion bei 90–95 % der Männer. Das ist ein großer Fortschritt.
Dr. Anton Titov, MD: Die fokale Therapie verbessert also das therapeutische Verhältnis der Prostatakrebsbehandlung zugunsten eines besseren Nutzen-Risiko-Profils.
Dr. Mark Emberton, MD: Ja, die Therapieseite ist noch eine Annahme, weil uns Langzeitdaten fehlen. Letztlich geht es um längeres Überleben ohne Prostatakrebstod. Dazu brauchen wir 10–15 Jahre Nachbeobachtung, die wir noch nicht haben.
Aber unbestritten ist: Wir haben das Nebenwirkungsprofil dramatisch verbessert. Ich kann Patienten in die Augen sehen und sagen: "Sie werden nicht inkontinent sein". Ich kann sagen: "Sie haben eine 90–95 %ige Chance, Ihre Erektionsfähigkeit zu behalten".