Dr. Tore Curstedt, MD, führender Experte auf dem Gebiet der Neonatologie und Erfinder des lebensrettenden Surfactants Curosurf, spricht über die anhaltenden Herausforderungen bei der Entwicklung eines synthetischen Surfactants für breitere Anwendungsbereiche. Basierend auf seinen persönlichen Erfahrungen nach einer Koronararterien-Bypass-Operation gibt er zudem wertvolle Ratschläge, wie Ärzte eine gesunde Work-Life-Balance erreichen und Burnout vermeiden können.
Fortschritte in der synthetischen Surfactant-Therapie und die dringende Notwendigkeit von Work-Life-Balance in der Medizin
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- Der Antrieb für die Erforschung synthetischer Surfactants
- Erweiterung der Surfactant-Therapie über Frühgeborene hinaus
- Eine persönliche Warnung zur Work-Life-Balance
- Prävention von Burnout und Stress bei Ärzten
- Die Bedeutung von Reisen und Hobbys
- Aufbau einer nachhaltigen Forschungskarriere
Der Antrieb für die Erforschung synthetischer Surfactants
Dr. Tore Curstedt, MD, treibt trotz seines fortgeschrittenen Alters weiterhin wegweisende Forschung in der neonatalen Respirationstherapie voran. Der Erfinder des natürlichen Surfactants Curosurf widmet sich leidenschaftlich einer bedeutenden wissenschaftlichen Herausforderung: der Entwicklung eines vollständig synthetischen Surfactants. Sein Engagement entspringt dem Wunsch, eine vielseitigere und zugänglichere Behandlung zu schaffen, die einem breiteren Patientenspektrum zugutekommen könnte – über die Frühgeborenen hinaus, die seine ursprüngliche Entdeckung bereits gerettet hat.
Erweiterung der Surfactant-Therapie über Frühgeborene hinaus
Die potenziellen Anwendungen eines synthetischen Surfactants reichen weit über neonatologische Intensivstationen hinaus. Dr. Tore Curstedt, MD, sieht Möglichkeiten zur Behandlung weiterer Patientengruppen mit Surfactant-Mangel oder -Dysfunktion. Er erwähnt, dass ein "inaktives Surfactant" "aus verschiedenen Gründen" entwickelt werden könnte, was auf Anwendungen beim akuten Atemnotsyndrom (ARDS) bei Erwachsenen oder anderen Lungenschädigungen hindeutet. Diese Erweiterung markiert die nächste Grenze in der Surfactant-Ersatztherapie – von einer lebensrettenden neonatalen Behandlung hin zu einem breiteren pulmonalen Therapeutikum.
Eine persönliche Warnung zur Work-Life-Balance
Dr. Tore Curstedt, MD, warnt eindringlich vor den Gefahren übermäßiger Arbeitszeiten und chronischen Stresses in der medizinischen Forschung. Er berichtet, dass er mit Anfang fünfzig eine "Notfall-Bypass-Operation der Koronararterien" benötigte, die er direkt auf ständigen Stress zurückführt, weil er "60, 70 Stunden pro Woche" arbeitete, anstatt einer regulären 40-Stunden-Woche. Diese Gesundheitskrise markierte einen Wendepunkt in seiner Einstellung zu beruflicher Nachhaltigkeit und persönlichem Wohlbefinden.
Prävention von Burnout und Stress bei Ärzten
Die Erfahrung veränderte Dr. Curstedts Umgang mit Arbeit grundlegend. Während er seine Leidenschaft für die Forschung beibehielt, reduzierte er bewusst sein Stresslevel, in der Erkenntnis, dass nachhaltige Produktivität Ausgleich erfordert. Sein Rat an andere Ärzte und Forscher ist deutlich: "Man sollte vielleicht nicht die ganze Zeit arbeiten" und "Man muss auch andere Dinge tun, als nur Forschung zu betreiben." Diese Einsicht spricht das kritische Problem des Arzt-Burnouts an, von dem laut aktuellen Studien über 40 % der Medizinprofis betroffen sind.
Die Bedeutung von Reisen und Hobbys
Dr. Tore Curstedt, MD, nennt Reisen ausdrücklich als wesentlichen Ausgleich zu seiner Forschungskarriere. Nachdem er etwa 100 Länder besucht hat, betont er, wie das Erkunden verschiedener Kulturen und Umgebungen notwendige mentale Erholung und Perspektive bietet. Dieses aktive Verfolgen von Interessen außerhalb der Medizin zeigt einen praktischen Ansatz zur Work-Life-Balance und beweist, dass engagierte Fachleute weltweit führende Forschungsleistungen erbringen können, während sie ein erfülltes Privatleben pflegen.
Aufbau einer nachhaltigen Forschungskarriere
Das Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, unterstreicht, wie Dr. Curstedt Veränderungen umgesetzt hat, um ein nachhaltigeres Karrieremodell zu schaffen. Während er seinen Forschungsantrieb zur Entwicklung synthetischer Surfactants beibehält, tut er dies ohne die zerstörerischen Stressmuster seiner früheren Jahre. Dieses Modell zeigt, dass langfristige Beiträge zur Medizin keine Selbstaufopferung bis zur Gesundheitsbeeinträchtigung erfordern. Dr. Tore Curstedt, MD, verkörpert das Prinzip, dass ausgewogene Forscher tiefgreifende Beiträge leisten können, während sie ihre persönliche Gesundheit und ihr Wohlbefinden throughout ihrer Karriere bewahren.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Sie haben Ihr Leben dem Retten winziger, frühgeborener Babys gewidmet. Wie fühlt es sich an, die Forschung weiter voranzutreiben? Was treibt Sie zu diesem Zeitpunkt an? Sie haben bereits Erfolg gehabt, aber dennoch arbeiten Sie sehr hart und setzen dies fort.
Dr. Tore Curstedt, MD: Ja, ich bin alt genug, um seit ein paar Jahren im Ruhestand zu sein. Aber ich möchte dieses synthetische Surfactant noch erleben. Es ist eine Herausforderung, ein synthetisches Surfactant auf den Markt zu bringen, um nicht nur Frühgeborene, sondern auch andere Patienten, die Surfactant benötigen, behandeln zu können. Vielleicht kein aktives Surfactant, sondern ein inaktives Surfactant aus verschiedenen Gründen.
Ich möchte erleben, dass dieses synthetische Surfactant Wirklichkeit wird.
Dr. Anton Titov, MD: Vielen Dank. Gibt es sonst noch etwas, das Sie hinzufügen oder unseren Zuschauern mitteilen möchten?
Dr. Tore Curstedt, MD: Das ist sehr schwer zu sagen. Forschung – ich liebe diese Forschung. Verschiedenen Patienten zu helfen. Aber es ist auch sehr wichtig, dass man vielleicht nicht die ganze Zeit arbeiten sollte.
Was ich sagen möchte, ist, dass man auch andere Dinge tun muss, als nur Forschung zu betreiben. Ich kann Ihnen sagen, als ich etwas über 50 war, hatte ich eine Notfall-Bypass-Operation der Koronararterien, weil ich ständig unter Stress stand. Ich arbeitete sehr hart – nicht 40, sondern 60, 70 Stunden pro Woche.
Aber danach sage ich auch, ich möchte diese Forschung betreiben. Aber heute stress ich mich nicht mehr so sehr wie früher. Ich reise auch gerne. Ich reise gerne in verschiedene Länder. Ich war in ungefähr 100 Ländern oder so. Wir reisen wahrscheinlich mehrmals im Jahr. Das ist sehr glücklich.
Das Leben, das man führt, und auch die Arbeit – die Work-Life-Balance – so schwer. Balance, Balance.
Dr. Anton Titov, MD: Schwer zu finden im modernen Leben. Nun, Dr. Curstedt, vielen Dank für dieses faszinierende Gespräch. Sie haben Leben gerettet – Hunderttausende frühgeborener Babys. Sie haben die Lebensqualität von wahrscheinlich Millionen Babys weltweit verbessert. Es ist eine wahre Ehre, Sie zu treffen und Ihre Geschichte zu hören. Vielen Dank.
Dr. Tore Curstedt, MD: Vielen Dank.