Dr. Michael Lanuti, ein führender Experte für die chirurgische Behandlung von Speiseröhrenkrebs, erläutert, wie die Therapie je nach Krankheitsstadium angepasst wird – von der Radiofrequenzablation bei frühen Läsionen bis hin zu einem multimodalen Ansatz aus Chemotherapie, Strahlentherapie und Operation bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Er geht detailliert auf den strengen Auswahlprozess für ältere Patienten ein, betont die Bedeutung von PET-CT und endoskopischem Ultraschall für das Staging und bestätigt, dass selbst Achtzigjährige nach gründlicher Evaluation für eine minimalinvasive, kurative Ösophagektomie in Frage kommen können.
Behandlungsoptionen bei Speiseröhrenkrebs: Von früher Ablation bis zur multimodalen Therapie
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- Behandlung nach Stadien
- Radiofrequenzablation bei Frühkarzinomen
- Diagnostik bei fortgeschrittenem Krebs
- Multimodale Therapie bei fortgeschrittenen Karzinomen
- Operationen bei älteren Patienten
- Patientenselektion
Behandlung von Speiseröhrenkrebs nach Stadien
Die Therapie des Speiseröhrenkarzinoms hängt maßgeblich vom Stadium bei der Diagnose ab. Laut Dr. Michael Lanuti, MD, Thoraxchirurg, unterscheiden sich die Behandlungsstrategien erheblich. Im Stadium 1 sind oft weniger invasive Verfahren wie die Ablation wirksam. Bei Karzinomen im Stadium 3 und 4 ist hingegen ein deutlich aggressiverer Ansatz erforderlich, der eine umfangreiche Operation in Kombination mit Strahlentherapie und Chemotherapie umfasst, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Radiofrequenzablation bei Frühkarzinomen
Bei sehr frühen Läsionen, die auf die Schleimhaut der Speiseröhre beschränkt sind, bieten Ablationstechniken eine nicht-chirurgische Heilungsoption. Dr. Michael Lanuti, MD, hebt die Radiofrequenzablation, insbesondere mit Technologien wie BARRX, als primäres Verfahren hervor. Die Kryoablation (Vereisung) ist eine weitere effektive Methode zur Zerstörung oberflächlicher Krebszellen. Diese Eingriffe eignen sich ideal, wenn der Krebs nicht in die Speiseröhrenwand eingedrungen ist und keine Lymphknoten befallen hat. Solche Frühkarzinome werden meist im Rahmen von Screening-Endoskopien entdeckt, insbesondere bei Patienten mit chronischem Reflux, und nicht erst bei Symptomen wie Schluckbeschwerden.
Diagnostik bei fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs
Die Diagnostik bei fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs ist umfassend und präzise. Dr. Michael Lanuti, MD, beschreibt den Standardprozess: Zunächst erfolgt eine CT-Untersuchung von Thorax und Abdomen. Eine PET-CT (Positronen-Emissions-Tomographie-Computertomographie) ist ebenfalls entscheidend, um die metabolische Aktivität zu beurteilen und Fernmetastasen zu erkennen. Anschließend wird eine Ösophagogastroskopie zur direkten Visualisierung des Tumors durchgeführt. Abschließend kommt die endoskopische Sonographie (Endosonographie, EUS) zum Einsatz, die für die Bestimmung der Tumoreindringtiefe und die Beurteilung benachbarter Lymphknoten unverzichtbar ist und damit das exakte Staging ermöglicht.
Multimodale Therapie bei fortgeschrittenen Karzinomen
Die Behandlung lokal fortgeschrittener Speiseröhrenkarzinome erfordert eine Kombinationstherapie für die höchste Heilungschance. Dr. Michael Lanuti, MD, betont, dass eine Operation allein oft nicht ausreicht. Der Behandlungsstandard umfasst eine Trias aus Chemotherapie, Strahlentherapie und Chirurgie. Die Abfolge kann zwischen Einrichtungen variieren, doch das Ziel bleibt gleich. Dieser aggressive, multimodale Ansatz ist notwendig, um der aggressiven Natur der Erkrankung gerecht zu werden. Dr. Anton Titov, MD, und Dr. Lanuti erörtern, wie diese Strategie die Überlebensraten verbessert hat.
Speiseröhrenkrebs-Operationen bei älteren Patienten
Allein das Alter ist keine absolute Kontraindikation für eine kurative Speiseröhrenkrebs-Operation. Fortschritte in der Operationstechnik, insbesondere die minimal-invasive Ösophagektomie, haben die körperliche Belastung reduziert. Dr. Michael Lanuti, MD, bestätigt, dass dies die Behandlungsoptionen erweitert hat. Selbst Patienten im Alter von 80 Jahren oder älter können für diesen Eingriff in Betracht gezogen werden. Allerdings betont Dr. Lanuti nachdrücklich, dass die Entscheidung niemals allein auf dem Alter basieren darf. Eine sorgfältige Evaluation des Gesundheitszustands und der physiologischen Reserve ist entscheidend, um Sicherheit und ein positives Outcome zu gewährleisten.
Patientenselektion für die Behandlung
Der Erfolg einer Speiseröhrenkrebstherapie hängt von einer sorgfältigen Patientenselektion ab. Dr. Michael Lanuti, MD, unterstreicht, dass dieser Prozess besonders bei älteren Patienten, die eine große Operation in Erwägung ziehen, kritisch ist. Die Evaluation integriert Befunde aller diagnostischen Tests, einschließlich PET-CT und Endosonographie, um ein vollständiges klinisches Bild zu erstellen. Funktionaler Status, Begleiterkrankungen und allgemeine Fitness werden gegen Nutzen und Risiken einer aggressiven Behandlung abgewogen. Diese ganzheitliche Beurteilung sichert einen personalisierten Behandlungsplan mit der besten Erfolgsaussicht, wie von Dr. Anton Titov, MD, diskutiert.
Vollständiges Transkript
Speiseröhrenkrebstherapie nach Stadien: Radiofrequenzablation kann Speiseröhrenkrebs im Stadium 1 behandeln. Karzinome im Stadium 3 und 4 erfordern eine extensive Operation und Strahlentherapie. Chemotherapie kann ebenfalls die Erfolgsrate und Prognose beeinflussen.
Dr. Anton Titov, MD: Die Behandlung von Speiseröhrenkrebs ist eines Ihrer Expertisegebiete. Die operative Behandlung, wann immer möglich, gilt als Goldstandard. Immer mehr ältere Menschen könnten für eine Operation in Frage kommen. Was sind die Kriterien für die chirurgische Behandlung?
Dr. Anton Titov, MD: Wie wählen Sie Patienten für die Behandlung aus?
Dr. Michael Lanuti, MD: Speiseröhrenkrebs ist oft sehr aggressiv. Heute haben wir mehr Möglichkeiten, Frühstadien zu behandeln, wenn der Krebs nur in der Schleimhaut der Speiseröhre liegt. Es geht nicht immer um eine Operation, sondern um Verfahren wie die Ablation der Speiseröhrenschleimhaut.
Das nennt sich Radiofrequenzablation mit Technologien wie BARRX. Es gibt auch Kryoablation oder Vereisung. Diese können in der Lunge und in der Speiseröhre angewendet werden. Radiofrequenzablation eignet sich für sehr frühe Läsionen, die nur in der Schleimhaut liegen.
Die Krebszellen sind nicht in die Wand eingedrungen, und es liegt keine Lymphknotenbeteiligung vor. Solche Karzinome werden wahrscheinlich eher im Screening entdeckt, als dass sie symptomatisch werden.
Das ist korrekt. Also bei einem Screening oder bei jemandem mit starkem Reflux, der endoskopiert wird. Dann gibt es die voluminöseren Tumore. Patienten kommen mit Schluckbeschwerden.
Kryoablation ist für Patienten mit fortgeschrittenem Krebs nicht geeignet. Diese Patienten werden mittels CT von Thorax und Abdomen abgeklärt. Sie erhalten üblicherweise eine PET-CT. Die PET-CT wird bei diesen Patienten beurteilt.
Patienten erhalten eine Ösophagogastroskopie. Dann eine Endosonographie, die bestimmt, wie tief der Tumor in die Wand eindringt.
Dr. Anton Titov, MD: Die Operation ist die Hauptsäule der Therapie.
Dr. Michael Lanuti, MD: Aber offen gesagt kann der chirurgische Eingriff allein die Menschen nicht heilen. Also müssen wir alles einsetzen, was wir haben: Chemotherapie, Strahlentherapie und Chirurgie.
Die Abfolge der Therapie variiert zwischen Krankenhäusern. Aber wir sind überzeugt, dass diese drei Modalitäten die beste Heilungschance bieten.
Man spricht oft über junge oder alte Patienten. Wir haben jetzt die minimal-invasive Ösophagektomie. Und wir können sie anwenden.
Es ist immer noch eine große Operation mit viel Stress für den Körper. Wir können Patienten behandeln, die 80 Jahre oder älter sind.
Dr. Anton Titov, MD: Aber wir wählen Patienten sorgfältig aus.