Dr. Jari Rasanen, MD, ein führender Experte für Speiseröhrenkrebschirurgie, berichtet über einen erfolgreichen Behandlungsverlauf bei metastasierendem Speiseröhrenkrebs. Ein Patient erhielt eine doppelte neoadjuvante Chemotherapie: zunächst das FLOT-Regime, gefolgt von einer EOX-Chemotherapie. Dieser Ansatz führte zu einem vollständigen Rückgang der Lymphknotenmetastasen. Im Anschluss konnte der Primärtumor operativ erfolgreich entfernt werden. Der Patient ist auch nach drei Jahren weiterhin ohne Krankheitszeichen. Dieser Fall verdeutlicht die entscheidende Rolle von Präzisionsmedizin und interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Behandlung des metastasierten Speiseröhrenkrebses: Erfolg mit sequenzieller neoadjuvanter Chemotherapie
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- Multidisziplinärer Ansatz bei Speiseröhrenkrebs
- Initiales FLOT-Chemotherapieschema
- Intraoperative chirurgische Entscheidungsfindung
- Sekundäre EOX-Chemotherapiebehandlung
- Erfolgreiches chirurgisches Ergebnis
- Dreijähriges krankheitsfreies Überleben
- Vollständiges Transkript
Multidisziplinärer Ansatz bei Speiseröhrenkrebs
Dr. Jari Rasanen, MD, betont die entscheidende Bedeutung einer multidisziplinären Zusammenarbeit bei der Behandlung komplexer Speiseröhrenkrebsfälle. Dieser Ansatz erfordert eine enge Abstimmung zwischen chirurgischen und medizinischen Onkologen. Das Team trifft gemeinsam Entscheidungen über die Behandlungsabfolge, basierend auf den individuellen Reaktionen der Patienten. Präzisionsmedizin erfordert die Anpassung der Therapiepläne in Echtzeit. Dieses kooperative Modell gewährleistet optimale Ergebnisse für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung.
Initiales FLOT-Chemotherapieschema
Der Patient stellte sich mit einem lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom des distalen Ösophagus vor. Dr. Jari Rasanen, MD, und das Onkologieteam leiteten eine neoadjuvante Chemotherapie nach dem FLOT-Schema ein. Die FLOT-Chemotherapie (Fluorouracil, Leucovorin, Oxaliplatin und Docetaxel) ist ein etabliertes Protokoll für Ösophagusadenokarzinome. Dieser aggressive Ansatz zielt darauf ab, den Tumor vor dem chirurgischen Eingriff zu verkleinern. Das Ziel ist, die Operationsergebnisse zu verbessern und die Chancen auf eine vollständige Resektion zu erhöhen.
Intraoperative chirurgische Entscheidungsfindung
Während des geplanten Eingriffs entdeckte Dr. Jari Rasanen, MD, ausgedehnte Lymphknotenmetastasen. Metastasen fanden sich sowohl im Halsbereich als auch um die Bauchaorta. Dieser intraoperative Befund erforderte eine kritische Entscheidung. Dr. Rasanen brach den unmittelbaren chirurgischen Eingriff ab und überwies den Patienten stattdessen zurück an die medizinische Onkologie für eine zusätzliche systemische Therapie. Diese Entscheidung zeigt fortgeschrittenes chirurgisches Urteilsvermögen in komplexen Krebsfällen.
Sekundäre EOX-Chemotherapiebehandlung
Das medizinische Onkologieteam setzte ein Zweitlinien-Chemotherapieschema nach dem EOX-Protokoll ein. Die EOX-Chemotherapie (Epirubicin, Oxaliplatin und Capecitabin) bietet einen alternativen Behandlungsansatz für metastasierten Speiseröhrenkrebs. PET-CT-Aufnahmen nach dieser zweiten Chemotherapie zeigten ein ausgezeichnetes Ansprechen. Die Bildgebung dokumentierte eine vollständige Rückbildung der zuvor nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen. Dieser Erfolg der sequenziellen Chemotherapie ermöglichte eine erneute chirurgische Intervention.
Erfolgreiches chirurgisches Ergebnis
Dr. Jari Rasanen, MD, führte die Speiseröhrenkrebsoperation nach der erfolgreichen zweiten Chemotherapie durch. Das chirurgische Team stellte fest, dass alle Lymphknotenmetastasen vollständig verschwunden waren. Allerdings fanden sich noch vitale Tumorzellen am ursprünglichen Tumorsitz. Die Operation entfernte den Primärtumor mit freien Resektionsrändern erfolgreich. Der Eingriff war gut indiziert und verlief komplikationslos. Dieses Ergebnis bestätigte die Entscheidung für eine sequenzielle Chemotherapie vor der definitiven Chirurgie.
Dreijähriges krankheitsfreies Überleben
Der Patient zeigt bei der dreijährigen Nachsorge weiterhin ausgezeichnete Gesundheitsergebnisse. Es gibt keine Anzeichen für ein Rezidiv des Speiseröhrenkrebses oder metastatische Erkrankungen. Dieses langfristige krankheitsfreie Überleben stellt einen bemerkenswerten Erfolg dar, angesichts der anfänglich ausgedehnten Metastasierung. Dr. Jari Rasanen, MD, hebt diesen Fall als beispielhaft für Präzisionsonkologie hervor. Das Ergebnis zeigt, wie adaptive Behandlungsstrategien auch bei fortgeschrittenen Krebsfällen optimale Ergebnisse erzielen können.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Professor Rasanen, um unser Gespräch abzuschließen: Gibt es eine klinische Geschichte oder Vignette, die einige der heute diskutierten Themen veranschaulichen könnte?
Dr. Jari Rasanen, MD: Vor einigen Jahren behandelten wir eine Patientin mit einem Adenokarzinom des distalen Ösophagus. Nach dem Staging erschien es als lokal fortgeschrittenes Adenokarzinom. Wir entschieden uns für eine neoadjuvante Chemotherapie, wie wir es üblicherweise tun.
Der medizinische Onkologe verabreichte das FLOT-Chemotherapieschema. Anschließend führten wir die Operation durch. Dabei fanden wir zahlreiche Lymphknotenmetastasen im Halsbereich und um die Aorta im Abdomen.
Wir entschieden, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, die Operation fortzusetzen, und überwiesen sie zurück an den medizinischen Onkologen für eine andere Chemotherapie.
Sie erhielt eine EOX-Chemotherapie. Danach zeigte die PET-CT-Untersuchung ein sehr gutes Ansprechen.
Ich entschied mich, sie erneut zu operieren. Dabei stellten wir fest, dass alle Lymphknotenmetastasen verschwunden waren.
Allerdings fanden sich noch vitale Tumorzellen im Primärtumor. Die Operation war sehr gut indiziert.
Nach zwei Chemotherapieformen führten wir die Operation durch, und alles verlief gut. Drei Jahre Nachsorge zeigen sie gesund ohne Anzeichen eines Rezidivs.
Dies ist ein gutes Beispiel für Präzisionsmedizin. Als Chirurg muss man mit dem medizinischen Onkologen zusammenarbeiten.
Man muss beurteilen können, wann eine Operation sinnvoll ist oder ob verschiedene Behandlungen kombiniert werden sollten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Dr. Anton Titov, MD: Professor Rasanen, vielen Dank! Das ist eine sehr eindrückliche Geschichte und veranschaulicht gut Präzisionsmedizin, Präzisionschirurgie und die Notwendigkeit multidisziplinärer Beurteilung jedes Patienten.
Dr. Jari Rasanen, MD: Ja, absolut. Ich stimme vollkommen zu.
Dr. Anton Titov, MD: Professor Rasanen, vielen Dank für dieses Gespräch über Speiseröhrenkrebs, Präkanzerosen und einige Aspekte der minimal-invasiven Lungenkrebschirurgie. Wir hoffen, in Zukunft weitere Einblicke von Ihnen zu erhalten. Vielen Dank, dass Sie uns aus Helsinki zugeschaltet waren.
Dr. Jari Rasanen, MD: Danke. Es war mir ein Vergnügen.