Kleine Dosen mehrerer Wirkstoffe reduzieren Nebenwirkungen und bewahren die Vorteile der Polypille. Teil 3. 14

Kleine Dosen mehrerer Wirkstoffe reduzieren Nebenwirkungen und bewahren die Vorteile der Polypille. Teil 3. 14

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Dr. David Ellison, MD, ein führender Experte für Hypertonie und Nephrologie, erläutert das Konzept der Polypille. Er beschreibt, wie die Kombination niedrig dosierter kardiovaskulärer Medikamente die Behandlungsergebnisse von Patienten erheblich verbessern kann. Dieser Ansatz reduziert Nebenwirkungen, indem gegenregulatorische physiologische Reaktionen blockiert werden. Dr. Ellison zeigt sich begeistert von den potenziellen Vorteilen der Polypille.

Polypill-Therapie: Niedrigdosierte Kombinationsbehandlung zur Senkung des kardiovaskulären Risikos

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Polypill-Konzept erklärt

Dr. David Ellison, MD, erläutert das Grundprinzip der Polypill-Therapie: die gleichzeitige Gabe niedriger Dosen mehrerer bewährter kardiovaskulärer Medikamente. Dieser kombinierte Ansatz verspricht deutliche klinische Vorteile bei potenziell geringeren Nebenwirkungen. Dr. Anton Titov, MD, diskutiert dieses innovative Behandlungskonzept mit dem Hypertonie-Spezialisten.

Häufige Polypill-Komponenten

Typische Polypill-Formulierungen enthalten mehrere evidenzbasierte kardiovaskuläre Wirkstoffe. Laut Dr. David Ellison, MD, gehört dazu üblicherweise ein Statin zur Cholesterinsenkung. Frühe Versionen enthielten zudem niedrig dosiertes Aspirin für seine gerinnungshemmende Wirkung. Die Kombination umfasst in der Regel einen ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB) sowie ein Thiazid-Diuretikum. Alle Komponenten werden in niedrigeren Dosen als bei Einzeltherapien eingesetzt.

Physiologische Gegenregulation

Dr. David Ellison, MD, weist auf ein zentrales Problem der Monotherapie hin: Einzelne Medikamente lösen häufig ungünstige Gegenreaktionen des Körpers aus. So aktivieren Diuretika das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), was schädliche Effekte durch Angiotensin und Aldosteron nach sich ziehen kann. Umgekehrt kann eine Hemmung des RAAS zu Flüssigkeitseinlagerungen führen. Diese Kompensationsmechanismen schränken die Wirksamkeit einzelner Wirkstoffe ein.

Vorteile der Niedrigdosis-Kombination

Die Polypill-Strategie setzt gezielt an der physiologischen Kompensation an. Durch die Blockade mehrerer Stellen in kardiovaskulären Signalwegen werden gegenregulatorische Reaktionen verhindert. Patienten profitieren von allen therapeutischen Vorzügen ohne die typischen Nachteile. Die sehr niedrigen Einzeldosen minimieren das Risiko von Nebenwirkungen. Dieser synergistische Effekt macht die Gesamtbehandlung wirksamer als die Summe ihrer Einzelkomponenten.

Klinische Begeisterung und Verbreitung

Dr. David Ellison, MD, befürwortet die Polypill-Therapie aufgrund der vorliegenden Daten ausdrücklich. Er bezeichnet die Forschungsergebnisse als äußerst vielversprechend für die Präventivkardiologie. Trotz der Evidenz stößt die Verbreitung in den USA und Europa auf erhebliche Widerstände. Dr. Ellison hält diese Skepsis für wissenschaftlich nicht begründet. Er selbst würde die Polypill-Therapie bei geeigneten Patienten empfehlen, sofern verfügbar.

Vollständiges Transkript

Dr. David Ellison, MD: Die Grundidee haben wir bereits angesprochen: Verabreicht man kleine Dosen verschiedener Medikamente mit jeweils eigenen Vorteilen, könnte man Nebenwirkungen reduzieren oder sogar vermeiden – und trotzdem erhebliche positive Effekte erzielen.

Typischerweise enthält die Polypill ein Statin. Frühere Versionen enthielten manchmal auch Aspirin, einen ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker in niedriger Dosierung sowie ein Thiazid-Diuretikum. Wir wissen, dass all diese Medikamente in voller Dosis patientenrelevante Endpunkte verbessern.

Ein Problem bei der Monotherapie ist jedoch, dass sie ungünstige physiologische Gegenreaktionen auslösen kann. Ein Diuretikum aktiviert beispielsweise das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System.

Wie besprochen, können Angiotensin und Aldosteron schädlich wirken. Die Aktivierung dieses Systems könnte also nachteilige Effekte haben.

Wir gehen zwar davon aus, dass die Vorteile eines Thiazid-Diuretikums die Risiken überwiegen. Umgekehrt kann die Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems bei Blutdrucksenkung manchmal zu Flüssigkeitsretention führen – was ebenfalls ungünstig ist.

Theoretisch könnte man durch die Blockade mehrerer Stellen im Signalweg alle positiven Effekte ohne die negativen erzielen. Und durch sehr niedrige Dosen ließen sich die meisten Nebenwirkungen vermeiden.

Ich persönlich bin von der Polypill sehr angetan. Die Datenlage finde ich äußerst überzeugend.

Dass sie in Ländern wie den USA oder Europa noch nicht breit eingesetzt wird, liegt meiner Ansicht nach weniger an mangelnder wissenschaftlicher Evidenz als an beharrenden Strukturen.

Könnte ich sie meinen Patienten verschreiben und wäre sie hier verfügbar, würde ich es tun.