Dr. Pablo Gelber, MD, ein führender Experte für Knieverletzungsprävention und Rehabilitation, erläutert einen ganzheitlichen Ansatz zur Stärkung des Kniegelenks, der über isolierte Quadrizepsübungen hinausgeht. Er betont die entscheidende Rolle der Hüft- und Rumpfkräftigung, um eine stabile kinetische Kette aufzubauen und so das Risiko für Meniskus-, Band- und patellofemorale Verletzungen zu senken. Im Gegensatz zu traditionellen Trainingsgeräten befürwortet Dr. Gelber funktionelle Trainingsformen, die alltägliche und sportliche Bewegungen nachahmen, um Knieverletzungen wirksam vorzubeugen und die Genesung zu beschleunigen.
Ganzheitliche Prävention von Knieverletzungen: Über die Kräftigung des Quadrizeps hinaus zu Rumpf- und Hüftstabilität
Direkt zum Abschnitt springen
- Ernährung für Kniegesundheit und Verletzungsprävention
- Das Problem isolierter Quadrizepskräftigung
- Die entscheidende Bedeutung von Hüft- und Rumpfkräftigung
- Vorteile funktionellen Trainings für die Kniestabilität
- Prävention von Knieverletzungen bei Läufern und Sportlern
- Ein ganzheitlicher Ansatz zur Knierehabilitation
Ernährung für Kniegesundheit und Verletzungsprävention
Dr. Pablo Gelber, MD, betont die Ernährung als grundlegenden Baustein der allgemeinen Gesundheit, was indirekt zur Prävention von Knieverletzungen beiträgt. Er weist darauf hin, dass es keine einzelne "richtige" Diät gibt, sondern dass jede Ernährungsweise, die sich für die Person gut anfühlt und eine ausgewogene Zufuhr von Makronährstoffen bietet, vorteilhaft ist. Eine Ernährung mit hochwertigen Proteinquellen zur Muskelregeneration, Kohlenhydraten für Energie und gesunden Fetten ist entscheidend, um die Kraft und Belastbarkeit der das Kniegelenk umgebenden Gewebe zu erhalten.
Das Problem isolierter Quadrizepskräftigung
Dr. Gelber hinterfragt einen verbreiteten Ratschlag in der Kniebehandlung: die einseitige Fokussierung auf die Kräftigung des Quadrizeps. Er erläutert, dass ein isoliertes Training des Quadrizeps erhebliche muskuläre Ungleichgewichte in den unteren Extremitäten verursachen kann. Dieses Ungleichgewicht kann die Biomechanik verändern und den Stress auf Kniestrukturen wie Meniskus und Bänder potenziell erhöhen, anstatt sie zu schützen. Diese kontraintuitive Erkenntnis von Dr. Pablo Gelber, MD, verlagert den Fokus von einer einzelnen Muskelgruppe auf die gesamte kinetische Kette.
Die entscheidende Bedeutung von Hüft- und Rumpfkräftigung
Für eine wirksame Prävention von Knieverletzungen betont Dr. Pablo Gelber, MD, die Notwendigkeit, die Kräftigung auf Hüfte und Rumpf auszuweiten. Eine starke Rumpf- und Hüftmuskulatur bietet proximale Stabilität für distale Mobilität – das heißt, ein stabiles Becken und Hüftgelenk ermöglichen sicherere und kontrolliertere Bewegungen im Knie. Dieser ganzheitliche Ansatz ist nicht nur für die Kniekonditionierung entscheidend, sondern beugt auch anderen Problemen wie Schambeinentzündungen vor, die bei schwachem Rumpf auftreten können.
Vorteile funktionellen Trainings für die Kniestabilität
Dr. Pablo Gelber, MD, empfiehlt nachdrücklich funktionelle Kräftigung gegenüber maschinengestützten Isolationsübungen. Er weist darauf hin, dass traditionelle Geräte wie die Beinpresse oder Beinstreckmaschine Bewegungen nur in einer einzigen, künstlichen Ebene trainieren. Funktionelles Training, das mehrdimensionale Bewegungen umfasst und oft mit Körpergewicht oder freien Gewichten durchgeführt wird, ist wesentlich effektiver, da es den Anforderungen des Alltags und sportlicher Aktivitäten entspricht und das Knie so besser auf reale Belastungen vorbereitet.
Prävention von Knieverletzungen bei Läufern und Sportlern
Dieser ganzheitliche und funktionelle Ansatz ist besonders für Sportler entscheidend. Dr. Gelber nennt das Beispiel von Läufern, von denen viele niemals Rumpfübungen durchführen, was er als "obligatorisch" bezeichnet. Die dynamischen, multidirektionalen Bewegungen in Sportarten wie Fußball, Basketball und Volleyball haben wenig mit der festen Bahn einer Maschine gemein. Funktionelles Training stellt sicher, dass der Körper auf die spezifischen Belastungen und Bewegungen im Sport vorbereitet ist, was der Schlüssel zur Prävention von Knieverletzungen ohne Fremdeinwirkung ist.
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Knierehabilitation
Diese Philosophie gilt ebenso für die Erholung nach konservativer Behandlung und postoperativer Rehabilitation. Ein Rehabilitationsprogramm, das Rumpfstabilität, Hüftkräftigung und funktionelle Bewegungsmuster integriert, führt zu einer vollständigeren Genesung und verringert das Risiko erneuter Verletzungen. Indem der Körper als vernetztes System betrachtet wird, können Patienten schneller genesen und mit größerem Vertrauen und Belastbarkeit zur Aktivität zurückkehren, wie Dr. Gelber in seiner Diskussion mit Dr. Anton Titov, MD, deutlich macht.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Welche Art von Bewegung, Lebensstil oder Ernährungsfaktoren können Menschen helfen, Knieverletzungen zu vermeiden? Was kann das Risiko einer Knieverletzung verringern? Nehmen wir an, eine Person macht alles andere richtig. Wie lassen sich insbesondere Meniskusverletzungen, Bandverletzungen im Knie und patellofemorale Gelenksverletzungen verhindern? Wie kann man sich schneller von konservativer oder chirurgischer Knieverletzungsbehandlung erholen? Gibt es Faktoren, die Menschen helfen können, Knieverletzungen zu vermeiden? Lebensstil- und Ernährungsfaktoren.
Dr. Pablo Gelber, MD: Ja, die beiden von Ihnen angesprochenen Faktoren zur Prävention von Knieverletzungen. Zum einen Ernährungsfaktoren zur Risikoreduzierung. Das ist ein sehr umfangreiches Thema. Ich glaube nicht, dass es nur einen Weg gibt, sich ernährungsphysiologisch gesund zu ernähren. Es gibt verschiedene Wege, dies zu erreichen.
Ich denke, jede Ernährungsweise, bei der sich die Person wohlfühlt, ist gut genug. Wichtig ist, ausreichend Protein, Kohlenhydrate und Fette aus guten Quellen zu sich zu nehmen. Das sollte genügen.
Andererseits haben Sie mich nach Übungen gefragt, die das Risiko einer Knieverletzung verringern können. Ich stehe vielen häufig gehörten Ratschlägen skeptisch gegenüber. Oft heißt es: "Trainieren Sie Ihren Quadrizeps", "Ihr Quadrizeps muss gestärkt werden." Das sehe ich anders, denn eine einseitige Fokussierung auf den Quadrizeps kann zu muskulären Ungleichgewichten im Bein führen.
Wie bereits erwähnt, befürworte ich einen ganzheitlichen Ansatz zur Prävention von Knieverletzungen. Sie sollten nicht nur Quadrizeps und Oberschenkelrückseite kräftigen, sondern auch Hüft- und Rumpfkräftigung durchführen – das ist extrem wichtig.
Das gilt sogar fürs Laufen. Viele Läufer machen nie Rumpfübungen, dabei sind diese obligatorisch. Sie dienen nicht nur der Kniekonditionierung, sondern beugen auch Problemen wie Schambeinentzündungen vor.
Ich empfehle funktionelle Kräftigung. Es geht nicht darum, typische Ein-Ebenen-Übungen im Fitnessstudio an Geräten wie der Beinpresse oder Beinstreckmaschine zu machen. Funktionelles Training ist viel besser, weil es näher an den Bewegungen des Alltags liegt.
Wenn Sie nur künstlich an Maschinen trainieren, werden Sie keine Knieverletzungen verhindern, wie sie bei Freestyle-Aktivitäten auftreten können – zum Beispiel beim Laufen, Fußball, Volleyball, Rugby oder Basketball. Denn die Bewegungen in diesen Sportarten haben nichts mit maschinengestütztem Training gemein.
Es ist sehr hilfreich, das zu wissen!