Dr. Paul Sugarbaker, ein führender Experte für die Behandlung von Peritonealkarzinose, erörtert die Zukunft der zytoreduktiven Chirurgie und der hyperthermen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC). Ausführlich geht er auf die globalen Herausforderungen in der chirurgischen Ausbildung und Qualitätssicherung ein. Zudem diskutiert er die Optimierung von Chemotherapieregimen für individualisierte Patientenbehandlungen. Besonderes Augenmerk legt er auf die Bestrebungen, diese fortschrittliche Therapie auch in Entwicklungsländern zugänglich zu machen. Die Zukunft der Behandlung von Bauchfellmetastasen beschreibt er als grenzenlos.
Fortgeschrittene Behandlung der Peritonealkarzinose: Zytoreduktive Chirurgie und HIPEC
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- Pionierarbeit in der Behandlung des Peritonealkarzinoms
- Optimierung von Chemotherapieregimen
- Chirurgische Qualität und Ausbildung
- Globale Herausforderungen in der Krebschirurgie
- Zukünftige Richtungen in der Onkologie
- Vollständiges Transkript
Pionierarbeit in der Behandlung des Peritonealkarzinoms
Dr. Paul Sugarbaker, MD, ein renommierter gastrointestinaler Onkologe, hat die Behandlung der Peritonealkarzinose maßgeblich geprägt. Er entwickelte das Verfahren der zytoreduktiven Chirurgie mit hyperthermer intraperitonealer Chemotherapie (HIPEC), heute als Sugarbaker-Prozedur bekannt. Dieser kombinierte Ansatz umfasst die chirurgische Entfernung sichtbarer Tumordepots, gefolgt von der direkten Verabreichung einer erwärmten Chemotherapielösung in die Bauchhöhle. Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, erörtert Dr. Sugarbaker die Entstehung dieser Behandlung und verweist auf deren Entwicklung von einem kleinen Symposium mit 40 Teilnehmern zu einem internationalen Kongress mit fast 1.000 Teilnehmenden.
Optimierung von Chemotherapieregimen
Ein zentrales Zukunftsthema ist die Optimierung der Chemotherapie in Kombination mit zytoreduktiver Chirurgie. Dr. Paul Sugarbaker, MD, betont, dass die optimalen Medikamente für individuelle Patienten noch nicht vollständig bestimmt sind. Es geht darum, den HIPEC-Medikamentencocktail und die systemische Chemotherapie auf den spezifischen Krebstyp – wie Kolon-, Ovarial- oder Magenkarzinom – abzustimmen. Präzisionsmedizin, etwa durch eine medizinische Zweitmeinung, kann helfen, den wirksamsten Behandlungsplan für fortgeschrittene Krebserkrankungen im Stadium 4 zu ermitteln.
Chirurgische Qualität und Ausbildung
Die derzeit größte Herausforderung besteht in der Ausbildung von Chirurgen für hochwertige zytoreduktive Eingriffe. Dr. Paul Sugarbaker, MD, erläutert, dass das Ziel eine Operation ist, die den Krebs bis auf mikroskopische Ebene beseitigt – bei einer Mortalitätsrate von unter 1 % und schwerwiegenden Komplikationen unter 10 %. Die Wissensvermittlung durch Lehrvideos und Workshops ist entscheidend, um diese Best Practices weltweit sicher zu verbreiten.
Globale Herausforderungen in der Krebschirurgie
Zwischen Industrie- und Entwicklungsländern klafft eine erhebliche Lücke in der chirurgischen Expertise. Dr. Paul Sugarbaker, MD, hebt die großen Herausforderungen bei der Qualität der Krebschirurgie im Nahen Osten, Südamerika und Asien hervor. Es laufen Bemühungen, Bildungsprogramme in Ländern wie Kuwait, Saudi-Arabien, Ägypten und Mexiko zu initiieren. Dr. Sugarbaker weist darauf hin, dass seine Eliteausbildung in Harvard und am NIH nicht weltweit verfügbar ist, was globale Bildungsinitiativen zu einem Schwerpunkt macht.
Zukünftige Richtungen in der Onkologie
Dr. Paul Sugarbaker, MD, beschreibt die Zukunft der Behandlung der Peritonealkarzinose als grenzenlos. Das Fachgebiet entwickelt sich stetig weiter, mit Fokus auf die Verbesserung der Patientenoutcomes weltweit. Dr. Anton Titov, MD, unterstreicht die Bedeutung dieser Arbeit für Patienten mit fortgeschrittenen Bauchraumtumoren. Die Kombination aus chirurgischer Präzision und optimierter regionaler Chemotherapie bietet kuratives Potenzial für metastasierte Erkrankungen, die einst als unbehandelbar galten.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Dr. Sugarbaker, Sie haben gemeinsam mit Kollegen die Behandlung der Peritonealkarzinose pionierhaft entwickelt – heute als Sugarbaker-Prozedur bekannt. Diese umfasst zytoreduktive Chirurgie und hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC).
Dr. Anton Titov, MD: Wie sehen Sie die Zukunft dieser Behandlungsmethode? Wie wird sich die Sugarbaker-Prozedur in den komm Jahren entwickeln? Sie setzen sich intensiv dafür ein, zytoreduktive Chirurgie und HIPEC mehr Patienten mit Peritonealkarzinose zugänglich zu machen.
Dr. Anton Titov, MD: Was ist die Zukunft der Behandlung des Peritonealkarzinoms?
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Die Zukunft der Behandlung der Peritonealkarzinose ist grenzenlos. Vor zwanzig Jahren fand der erste internationale Kongress für peritoneale Oberflächenonkologie statt – in einem kleinen Krankenhaus in London, dem North Hampshire Hospital. An diesem ersten Symposium zur Behandlung der Peritonealkarzinose nahmen etwa dreißig bis vierzig Personen teil.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Damals hätte ich nicht erwartet, dass sich die Behandlung so rasant entwickeln würde. Nächstes Jahr in Washington, DC, werden wir uns mit etwa tausend Chirurgen und Onkologen aus aller Welt treffen, um die beste Behandlung der Peritonealkarzinose zu diskutieren.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Wir werden versuchen, zwanzig Jahre vorauszudenken und zu überlegen, wohin die Reise geht. Noch haben wir nicht die optimalen Medikamente für individuelle Patienten mit Peritonealkarzinose gefunden. Wir müssen die Chemotherapie optimieren, die mit der zytoreduktiven Chirurgie einhergeht.
Dr. Anton Titov, MD: Das Stichwort "optimieren" ist treffend. Doch es gibt enorme Herausforderungen in der chirurgischen Ausbildung für zytoreduktive Chirurgie und HIPEC.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Derzeit ist unsere größte Herausforderung, Chirurgen so auszubilden, dass sie eine zytoreduktive Chirurgie durchführen, die bis auf die mikroskopische Ebene vordringt – mit einer Mortalität unter einem Prozent und schwerwiegenden Komplikationen unter zehn Prozent.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Das ist der Schwerpunkt unserer Aktivitäten zur Qualitätssicherung in der zytoreduktiven Chirurgie bei Peritonealkarzinose. Auf dem Kongress werden wir mit Videos und Workshops daran arbeiten, Krebschirurgen im Umgang mit Sterblichkeits- und Komplikationsraten zu schulen.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Videos und Workshops ermöglichen es, Wissen über Best Practices in der Behandlung sicher weltweit zu verbreiten. Hohe Qualität in der zytoreduktiven Chirurgie ist bereits in den USA, Europa, Japan und Korea eine Herausforderung.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Doch wie sieht es in Entwicklungsländern aus? Die Qualität der Krebschirurgie stellt dort enorme Hürden dar. Wie steht es etwa um die chirurgische Qualität in islamisch geprägten Ländern? Derzeit versuchen wir, Ausbildungsinitiativen für die Peritonealkarzinom-Chirurgie in Kuwait und Saudi-Arabien aufzubauen.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Eine Konferenz zur Peritonealkarzinom-Chirurgie in Kairo, Ägypten, steht an. Doch dort ist die Herausforderung enorm, da das Niveau der chirurgischen Expertise nicht dem in den USA entspricht. Meine Ausbildung in Harvard und an den National Institutes of Health war absolut erstklassig.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Diese Qualität der chirurgischen Ausbildung ist nicht weltweit gegeben. Südamerika stellt ebenfalls eine große Herausforderung in der Qualität der Krebschirurgie-Ausbildung dar. In Mexiko haben wir mit großen Ausbildungsanstrengungen für Krebschirurgen bereits Fortschritte erzielt.
Dr. Paul Sugarbaker, MD: Doch ist zytoreduktive Chirurgie und HIPEC nur eine Behandlung für die USA und Europa? Nein. Sie sollte weltweit eingeführt werden.
Dr. Anton Titov, MD: Das ist eine gewaltige Aufgabe.