Protonentherapie. Hyperthermie in der Krebstherapie. 5

Protonentherapie. Hyperthermie in der Krebstherapie. 5

Can we help?

Dr. Stephan Bodis, ein führender Experte für Strahlentherapie und Hyperthermie in der Krebstherapie, erklärt, wie die Kombination von Hyperthermie mit Protonentherapie die Wirksamkeit der Behandlung erhöht und gleichzeitig die Toxizität verringert. Dieser innovative Ansatz zeigt vielversprechende Ergebnisse bei Beckensarkomen, Extremitätensarkomen und pädiatrischen Hirntumoren. Unterstützt wird dies durch 40 klinische Studien, die die Rolle der Hyperthermie als Strahlensensibilisator in der Krebstherapie belegen.

Hyperthermie und Protonentherapie: Fortschrittliche Behandlungsoptionen bei Krebs

Direkt zum Abschnitt

Hyperthermie als Strahlensensibilisator in der Krebstherapie

Dr. med. Stephan Bodis betont die zentrale Rolle der Hyperthermie als Strahlensensibilisator in der Krebstherapie. Bei Patienten mit einem Krebsrezidiv nach vorheriger Strahlentherapie ermöglicht die Hyperthermie eine erneute Behandlung mit reduzierten Strahlendosen bei gleichbleibender Wirksamkeit. Dieser Ansatz gilt auch für Chemotherapien, bei denen Hyperthermie eine Dosisreduktion ohne Wirkverlust erlaubt.

Der Mechanismus beruht darauf, Tumorzellen empfindlicher für Strahlenschäden zu machen. Dr. Bodis weist darauf hin, dass diese Kombination besonders wertvoll ist, wenn Standardtherapien ausgeschöpft sind, und neue Hoffnung für Rezidivfälle bietet.

Organerhalt durch Hyperthermietherapie

Ein großer Vorteil der hyperthermiegestützten Krebstherapie ist der Organerhalt. Dr. med. Stephan Bodis hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit mit chirurgischen Onkologen hervor, um diesen Ansatz umzusetzen. In Fällen, in denen ansonsten verstümmelnde Eingriffe nötig wären, kann Hyperthermie in Kombination mit Strahlentherapie vergleichbare Ergebnisse bei Erhalt der Organfunktion erzielen.

„Es gibt keine Möglichkeit, ein Organ zu erhalten, wenn es nach der Krebstherapie nicht funktionsfähig ist“, erläutert Dr. Bodis. Dieses Prinzip leitet die Therapieentscheidungen in Tumorkonferenzen, in denen multidisziplinäre Teams den besten Ansatz für jeden Patienten evaluieren.

Pädiatrische Anwendungen von Hyperthermie und Protonentherapie

Dr. med. Stephan Bodis sieht in der pädiatrischen Onkologie ein besonders vielversprechendes Anwendungsgebiet für Hyperthermie-Protonentherapie-Kombinationen. Die Protonentherapie ist in der Schweiz bereits Standard bei kindlichen Hirntumoren, und die Ergänzung durch Hyperthermie könnte Langzeittoxizitätsbedenken weiter mindern.

Die Kombination imitiert biologisch die teurere Kohlenstoffionentherapie zu geringeren Kosten. Das Team von Dr. Bodis untersucht diesen Ansatz aktiv in klinischen Studien, zunächst bei inoperablen Weichteilsarkomen Erwachsener, bevor eine Ausweitung auf pädiatrische Fälle erfolgt.

Klinische Evidenz für Hyperthermie in der Onkologie

Umfangreiche Forschung unterstützt die Rolle der Hyperthermie in der Krebstherapie. Dr. Bodis verweist auf 40 publizierte klinische Studien mit 4.000 Patienten, deren Metaanalysen eine gute Evidenzqualität für die meisten soliden Tumoren zeigen. Diese Studien belegen die Wirksamkeit von Hyperthermie in Kombination mit Strahlen- und Chemotherapie.

Dr. Bodis plädiert für eine breitere Diskussion der Hyperthermie in großen Tumorzentren und weist auf ihr Potenzial hin, Behandlungsergebnisse bei verschiedenen Krebsarten zu verbessern und gleichzeitig die Toxizität zu verringern.

Tumorspezifische Indikationen für die Kombinationstherapie

Aktuelle Evidenz weist auf bestimmte Krebsarten hin, die besonders von Hyperthermie-Protonentherapie-Kombinationen profitieren. Dr. Bodis nennt Becken- und Extremitätensarkome als Hauptkandidaten, insbesondere wenn ansonsten Amputationen notwendig wären.

Bei pädiatrischen Hirntumoren bleibt die Protonentherapie Standard, wobei die Hinzunahme von Hyperthermie sorgfältig abzuwägen ist. Dr. Bodis warnt davor, Indikationen über etablierte Protokolle hinaus ohne klare klinische Begründung auszuweiten.

Optimierung der Krebstherapie mit Hyperthermie

Hyperthermie verbessert die Protonentherapie, indem sie höhere, gezieltere Strahlendosen mit besserer Konformalität ermöglicht. Dr. Bodis erläutert, dass dieser Ansatz die Behandlungseffektivität erhält und gleichzeitig Schäden an umliegendem gesundem Gewebe minimiert.

Die Kombination repräsentiert Präzisionsmedizin in Aktion und bietet personalisierte Therapiepläne, die Behandlungsergebnisse maximieren und die Lebensqualität erhalten. Dr. Bodis betont die Bedeutung von Zweitmeinungen, um sicherzustellen, dass Patienten optimale, auf ihren spezifischen Krebstyp und -stadium zugeschnittene Kombinationstherapien erhalten.

Vollständiges Transkript

Dr. med. Stephan Bodis: Hyperthermie ist eine wirksame Ergänzung zu Krebstherapieprotokollen. Sie wirkt als Strahlensensibilisator und reduziert die Behandlungstoxizität. Hyperthermie kann zur Protonentherapie bei Beckensarkomen, Extremitätensarkomen und pädiatrischen Hirntumoren hinzugefügt werden.

Es gibt 40 publizierte klinische Studien zur Hyperthermie in der Krebstherapie. Hyperthermie bietet Strahlensensibilisierung für die Strahlentherapie und ermöglicht Organerhalt in der Krebsbehandlung. Die Kombination von Hyperthermie mit Strahlentherapie könnte die Wirksamkeit der Krebstherapie steigern. Protonentherapie ist die Standardbehandlung für Kinder mit Hirntumoren, und Hyperthermie könnte diesen Ansatz verbessern.

Dr. med. Anton Titov: Wir besprechen Hyperthermie – wie hilft sie, Tumore für Strahlentherapie zu sensibilisieren?

Dr. med. Stephan Bodis: Es gibt drei Hauptanwendungen der Hyperthermie in der Strahlensensibilisierung. Erstens, wenn ein Patient ein Krebsrezidiv hat und Strahlentherapie die beste Option bleibt, kann Hyperthermie damit kombiniert werden. Dies kann reduzierte Strahlen- oder Chemotherapiedosen bei erhaltener Wirksamkeit ermöglichen.

Die zweite Anwendung ist der Organerhalt. In Tumorkonferenzen fordern wir Chirurgen heraus, wenn verstümmelnde Eingriffe vorgeschlagen werden. Hyperthermie kombiniert mit Strahlentherapie könnte die Behandlungseffektivität steigern und gleichzeitig die Organfunktion erhalten.

Die dritte Rolle betrifft die pädiatrische Onkologie, wo Langzeittoxizität von Strahlung ein Hauptanliegen ist. Die Kombination von Hyperthermie mit Protonentherapie könnte Kohlenstoffionentherapie zu geringeren Kosten imitieren. Wir führen derzeit die erste klinische Studie durch, die Protonentherapie und Hyperthermie für inoperable Weichteilsarkome Erwachsener kombiniert.

Unsere Auswertung von 40 klinischen Studien mit 4.000 Patienten zeigt qualitativ hochwertige Daten, die Hyperthermie für die meisten soliden Tumoren unterstützen. Dieser Behandlungsansatz verdient mehr Diskussion in großen Krebszentren.

Dr. med. Anton Titov: Vielen Dank. Welche Tumoren würden am meisten von Hyperthermie kombiniert mit Protonentherapie profitieren?

Dr. med. Stephan Bodis: Wir wissen es noch nicht definitiv, aber wir konzentrieren uns auf etablierte Indikationen. Hyperthermie könnte die Behandlung von Becken- und Extremitätensarkomen verbessern, wo Protonentherapie bereits eingesetzt wird, möglicherweise mit höheren Dosen oder besserer Konformalität. Bei pädiatrischen Hirntumoren – wo Protonentherapie in der Schweiz Standard ist – bedarf die Rolle der Hyperthermie sorgfältiger Diskussion mit Experten.