Die Lebensqualität nach einer Herztransplantation ist in der Regel gut

Die Lebensqualität nach einer Herztransplantation ist in der Regel gut

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Dr. Pascal Leprince, ein führender Experte für Herztransplantationen, erklärt, wie der Einsatz einer ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) vor und nach dem Eingriff zu hervorragenden Überlebensraten beiträgt. Er betont, dass sich die Lebensqualität nach dem ersten, oft herausfordernden Jahr nach der Operation deutlich verbessert. Ausführlich erörtert er die kritische Balance zwischen Immunsuppression und Infektionsrisiken, die Chancen auf ein Langzeitüberleben von über 30 Jahren sowie die insgesamt positive Lebenserfahrung der Transplantationsempfänger.

ECMO und Leben nach Herztransplantation: Überlebensraten und Lebensqualität

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ECMO bei Herztransplantation

Dr. Pascal Leprince, Transplantationschirurg, erläutert den kritischen Einsatz der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) bei schwerstkranken Herzpatienten. ECMO bietet lebenswichtige Kreislauf- und Lungenunterstützung sowohl vor als auch nach einer Herztransplantation. Seit 2004 beobachtete sein Team eine zunehmende Häufigkeit von Herztransplantat-Dysfunktionen.

Dies veranlasste eine Überprüfung der Transplantationsergebnisse von 2004 bis 2011. Die Überlebensdaten für ECMO-Patienten waren zunächst alarmierend. Dr. Leprince erinnert sich, dass die Ein-Jahres-Überlebensrate für Patienten unter ECMO vor und nach der Transplantation in diesem Zeitraum bei 72 % lag – deutlich unter der erwarteten Rate von über 80 % bei Standardtransplantationsempfängern.

Verbesserung der Behandlungsergebnisse bei ECMO-Patienten

Dr. Leprince betont, dass die Bewältigung dieser Herausforderungen auf engagierte Teamarbeit und intensive Diskussionen im chirurgischen Team zurückzuführen war. Das Transplantationsteam führte kritische Debatten über Patientenauswahl und Behandlungsstrategien für ECMO-Patienten. Dieser kooperative Prozess war entscheidend für die Weiterentwicklung des Vorgehens bei diesen komplexen Fällen.

Die Ergebnisse dieser Neuausrichtung waren eindrucksvoll. Dr. Leprince berichtet von signifikant verbesserten Outcomes bei Operationen zwischen 2012 und 2017. Die Ein-Jahres-Überlebensrate für ECMO-Patienten vor und nach der Transplantation stieg auf 82 % und liegt damit nun auf dem Niveau von Patienten ohne prätransplantäre ECMO. Dies beweist, dass medizinische Teams stets bestrebt sein sollten, die Versorgung zu optimieren.

Herausforderungen der Immunsuppression im ersten Jahr

Ein zentraler Aspekt des Lebens nach einer Herztransplantation ist die Immunsuppression. Dr. Leprince erklärt, dass diese Medikamente unverzichtbar sind, um eine tödliche Abstoßung zu verhindern, jedoch erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen – besonders im ersten Jahr nach der Transplantation, wenn die Dosierungen am höchsten sind.

Die größte Herausforderung besteht darin, das Abstoßungsrisiko gegen das Infektionsrisiko abzuwägen. Während einige Patienten das erste Jahr ohne größere Komplikationen meistern, erleiden andere – insbesondere nach intensivmedizinischer Vorbehandlung – wiederholt Infektionen. Deren Behandlung erfordert oft eine Reduktion der Immunsuppression, was wiederum Abstoßungsreaktionen auslösen kann. Dr. Leprince bestätigt, dass das erste Jahr für Patienten oft das schwierigste ist und umfassende Unterstützung erfordert.

Langzeitleben nach der Transplantation

Dr. Leprince bietet eine hoffnungsvolle Langzeitperspektive: Nach dem ersten Jahr bessert sich die Situation für Herztransplantationsempfänger meist erheblich. Die Häufigkeit klinischer Kontrollen nimmt ab, und viele Patienten führen ein annähernd normales Leben. Einige leben seit über 30 Jahren mit ihrem transplantierten Herzen.

Langzeitkomplikationen können Krebs oder eine koronare Herzkrankheit des Transplantats umfassen. Manche Patienten benötigen sogar eine zweite oder dritte Transplantation. Während das Team bei älteren Patienten aufgrund kumulativer Immunsuppressionsfolgen zurückhaltender agiert, bleibt die Retransplantation für einige eine Option, die viele zusätzliche Lebensjahre schenken kann.

Lebensqualität nach Herztransplantation

Das übergeordnete Ziel der Herztransplantation ist eine gute Lebensqualität. Dr. Leprince betont im Gespräch mit Dr. Anton Titov, dass die subjektive Wahrnehmung eines erfüllten Lebens entscheidend sei. Das Konzept eines "normalen Lebens" variiere individuell; viele Menschen ohne Transplantationen hätten ebenfalls mit Herausforderungen zu kämpfen.

Dr. Leprince ist überzeugt, dass Herztransplantationspatienten durchaus Freude am Leben haben können. Der Hauptzweck des Lebens liege darin, es so weit wie möglich zu genießen. Diese positive Haltung unterstreicht den Wert der Transplantation – nicht nur zur Lebensverlängerung, sondern zur Steigerung der Lebensqualität.

Vollständiges Transkript

Dr. Pascal Leprince: Wir transplantieren heute häufiger schwer kranke Patienten. Daher müssen wir uns mit Organdysfunktionen und Herztransplantat-Problemen auseinandersetzen. Deshalb setzen wir ECMO ein, das Kreislauf- und Lungenunterstützung bietet.

Interessanterweise beobachteten wir ab 2004 eine Zunahme von Herztransplantat-Dysfunktionen. Wir analysierten unsere Transplantationen von 2004 bis 2011 und waren mit den Ergebnissen nicht vollständig zufrieden.

Die Outcomes von ECMO-Patienten vor der Transplantation waren im Vergleich zu komplikationsfreien Transplantationen schlechter. Auch postoperative ECMO-Fälle waren betroffen. Ich erinnere mich, dass die Ein-Jahres-Überlebensrate für ECMO-Patienten vor und nach der Transplantation bei 72 % lag, obwohl sie über 80 % liegen sollte.

Hier zeigte sich die Bedeutung der Teamarbeit: Wir diskutierten intensiv – manchmal kontrovers – über Patientenauswahl und Behandlungskonzepte. Am Ende fanden wir einen gemeinsamen Weg.

Bei der Nachuntersuchung von Operationen zwischen 2012 und 2017 stellten wir eine Rückkehr zu normalen Outcomes fest. Die Ein-Jahres-Überlebensrate für ECMO-Patienten stieg auf 82 % und entspricht nun der von Patienten ohne ECMO.

Das zeigt: Ärzte dürfen niemals aufgeben. Wir müssen täglich nach Verbesserungen streben – das schafft man nur im Team.

Neben diesen Herausforderungen gibt es die Komplikationen durch Immunsuppressiva. Diese Medikamente sind hart, besonders im ersten Jahr bei hoher Dosierung zur Abstoßungsprophylaxe.

Ohne Immunsuppression würden fast alle Patienten eine Abstoßung erleiden und sterben. Doch die Medikamente schwächen die Abwehrkräfte und erhöhen das Infektionsrisiko. Es geht immer um die Balance zwischen Infektion und Abstoßung.

Einige Patienten meistern das erste Jahr problemlos. Andere – besonders nach Intensivbehandlung – erleiden反复 Infektionen. Deren Behandlung erfordert oft eine Dosisreduktion, was Abstoßungen auslösen kann. Das erste Jahr ist für Patienten sehr hart und erfordert viel Unterstützung.

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Nach einem Jahr wird das Leben besser. Die Lebensqualität steigt, Klinikbesuche werden seltener, und viele Patienten leben fast normal.

Einige unserer Patienten leben seit über 30 Jahren mit dem transplantierten Herzen. Andere entwickeln Langzeitkomplikationen wie Krebs oder Transplantatgefäßerkrankungen. Manche benötigen eine Retransplantation – auch zweimal oder dreimal.

Bei älteren Patienten sind wir zurückhaltender, aber Retransplantationen können vielen noch wertvolle Lebensjahre schenken.

Ich frage mich: Was ist ein normales Leben? Viele Menschen haben mit Krankheiten oder anderen Belastungen zu kämpfen. Normalität ist subjektiv. Herztransplantationspatienten können durchaus ein erfülltes Leben führen.

Die subjektive Lebensqualität ist entscheidend. Leben soll genossen werden – sonst hat es keinen Sinn. Der Hauptgrund zu leben ist, das Leben so weit wie möglich zu genießen.