MRT-gestützte Prostatakrebsdiagnostik. Die Präzisionsmedizin hält nun auch Einzug in die Therapie von Prostatatumoren.

MRT-gestützte Prostatakrebsdiagnostik. Die Präzisionsmedizin hält nun auch Einzug in die Therapie von Prostatatumoren.

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Dr. Mark Emberton, MD, ein führender Experte für die Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs, erläutert, wie die multiparametrische Magnetresonanztomographie (MRT) die Präzisionsmedizin bei Prostatatumoren revolutioniert hat. Er geht detailliert darauf ein, wie MRT-gesteuerte Biopsien eine außergewöhnliche Sicherheit bei der Bestimmung von Krebsgrad und -volumen bieten und damit fundiertere Entscheidungen über aktive Überwachung oder gezielte Therapien ermöglichen. Dieser Ansatz liefert zudem mehr Gewebe für erweiterte genetische und molekulare Tests und überwindet die historischen Unzulänglichkeiten blind durchgeführter Biopsien. Damit leitet er eine neue Ära präziser, bildgestützter Diagnostik in der Urologie ein.

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Präzisionsdiagnostik bei Prostatakrebs: Die Rolle von MRT und gezielter Biopsie

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MRT revolutioniert die Prostatakrebsdiagnostik

Dank moderner Bildgebung hat die Prostatakrebsdiagnostik endlich zu der bei anderen Organkrebsarten aufgeschlossen. Wie Dr. Mark Emberton bestätigt, ist die multiparametrische MRT der Prostata heute ein Grundpfeiler der Urologie. Dieser Fortschritt ermöglicht nicht nur eine gezieltere Krebserkennung, sondern verbessert auch die Risikostratifizierung erheblich – ein entscheidender Durchbruch in einem Fachgebiet, das lange von diagnostischer Unsicherheit geprägt war.

Die Technologie liefert, was hundert Jahre lang fehlte: eine präzise Lokalisation des Karzinoms in der Prostata. Laut Dr. Emberton verändert diese anatomische Präzision grundlegend, wie Urologen Prostatakrebs angehen – von Mutmaßungen hin zu Gewissheit.

Von Unsicherheit zu 95%iger Sicherheit beim Krebsgrading

Historisch war die Prostatakrebsdiagnose fehleranfällig, weil Ärzte nie sicher sein konnten, wie weit sich der Krebs in der Prostata ausgebreitet hatte. Dr. Mark Emberton erläutert, dass Behandlungen oft "vorsorglich" durchgeführt wurden, falls aggressiverer Krebs vorlag. Mit der MRT-gestützten Präzision hat sich dieses Paradigma dramatisch gewandelt.

Dr. Emberton erklärt: "Heute können wir sagen: 'Ich bin zu 95 % sicher, dass Sie einen Prostatakrebs dieses Grades und dieses Volumens haben.'" Diese außergewöhnliche Genauigkeit resultiert daraus, dass wir den Tumor identifizieren, eine Nadel gezielt einführen und wirklich repräsentative Gewebeproben gewinnen können. So werden Patientenberatungen von Schätzungen zu evidenzbasierten Gesprächen.

Molekulare und genetische Krebstests werden möglich

Die Präzision der MRT-gestützten Biopsie verbessert nicht nur die anatomische Genauigkeit – sie eröffnet auch Möglichkeiten für anspruchsvolle molekulare Analysen. Dr. Emberton betont, dass Pathologen durch die Gewinnung von Zentimetern an Krebsgewebe statt Millimetern nun umfassende Gentests durchführen und neue molekulare Marker auswerten können.

Diese Gewebemenge ermöglicht es, Proben genetischen Tests, molekularen Proliferationstests und allen neuen Krebsmarkern zu unterziehen, die derzeit auftauchen. Dr. Emberton kontrastiert dies mit historischen Ansätzen, bei denen blinde Biopsien höchstens winzige Gewebemengen ergaben – falls sie den Krebs überhaupt trafen –, was die diagnostischen Möglichkeiten erheblich einschränkte.

MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie

Zwar ist eine Biopsie im MRT-Magneten möglich, doch praktische Einschränkungen machen diesen Ansatz für die meisten Kliniken schwierig, wie Dr. Emberton erläutert. MRT-Scanner sind weltweit knapp und bieten begrenzten Arbeitsraum. Daher setzen die meisten Urologen auf Bild-zu-Bild-Coregistrierungstechniken.

Dieser Prozess nutzt Informatik, um MRT-Informationen mit Echtzeit-Ultraschallbildern zu fusionieren. Wie Dr. Emberton beschreibt: "Wir verwenden dann Informatik, um die MRT-Informationen auf dem Ultraschall neu zu registrieren." Diese Fusion ermöglicht Ärzten, während einer praxisbasierten Prozedur mit standardmäßig verfügbarem Ultraschallgerät auf alle Lokalisationsdaten des Prostatakrebses zuzugreifen. Derzeit bieten etwa 7–9 Unternehmen kommerzielle Lösungen für diese Technologie an.

Klinische Auswirkungen auf die Therapieentscheidung

Die durch die MRT-gestützte Diagnose ermöglichte Präzision führt direkt zu rationaleren Therapiegesprächen. Dr. Emberton betont, dass Ärzte und Patienten bei genauer Kenntnis von Krebsgrad und -volumen informiert besprechen können, ob eine aktive Behandlung verfolgt oder Überwachungsprotokolle implementiert werden sollen.

Dr. Anton Titov merkt an, dass dieser Ansatz das breitere Verständnis widerspiegelt, dass Krebs viele verschiedene Erkrankungen mit distinkten molekularen Eigenschaften darstellt. Die Fähigkeit, Prostatatumoren präzise zu lokalisieren und zu beproben, ermöglicht eine auf das individuelle Krebsprofil zugeschnittene Behandlungsplanung – statt Einheitslösungen basierend auf unvollständigen Informationen.

Die Zukunft der bildgestützten Prostatakrebsversorgung

Die Integration der multiparametrischen MRT in die Prostatakrebsdiagnostik markiert einen grundlegenden Wandel hin zur Präzisionsmedizin. Die Einblicke von Dr. Emberton zeigen, wie diese Technologie die Versorgung von Unsicherheit zu Vertrauen geführt hat und sowohl anatomische als auch molekulare Präzision ermöglicht.

Da sich diese Techniken durch kommerzielle Bildfusionsplattformen weiter verbreiten, können Patienten genauere Diagnosen, weniger unnötige Eingriffe und auf ihre spezifischen Krebsmerkmale zugeschnittene Behandlungspläne erwarten. Dieser Fortschritt bringt die Prostatakrebsdiagnostik endlich auf das Niveau anderer onkologischer Fachgebiete, die seit langem von präziser Bildführung profitieren.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov: MRT in der Prostatakrebsdiagnostik: Prostata-MRT versus Biopsie. Die MRT hilft, nicht-diagnostische und unnötige Biopsien zu vermeiden. Eine multiparametrische MRT der Prostata ist essenziell.

Die Diagnostik von Prostatakrebs hat also kürzlich zu der bei anderen Organen aufgeschlossen, wo der diagnostische Fortschritt früher erzielt wurde. Das ermöglicht eine gezieltere Diagnostik und Behandlung.

Dr. Mark Emberton: Richtig! Und wir haben auch eine bessere Risikostratifizierung für Prostatakrebs. Das ist ein großes Wort. Aber früher machten wir viele Fehler in der Diagnose. Wir waren nie wirklich sicher, welcher Krebs in der Prostata vorlag.

Wenn wir also ein bisschen Krebs fanden, bestand immer die Möglichkeit, dass mehr da sein könnte. Daher wurde die Behandlung oft "vorsorglich" durchgeführt.

Jetzt erreichen wir außergewöhnliche Präzision, weil wir den Tumor identifizieren können. Wir führen die Nadel gezielt ein und gewinnen repräsentatives Gewebe. Wir wissen genau, was im Prostatakrebs vorliegt.

Statt zu sagen: "Ich glaube, Sie haben einen Niedrigrisikokrebs", können wir jetzt sagen: "Ich bin zu 95 % sicher, dass Sie einen Prostatakrebs dieses Grades und dieses Volumens haben". Präzisionsmedizin macht heute den Unterschied in der Krebsdiagnostik.

In einem Versorgungsgespräch kann ich Ihnen genau sagen, was in Ihrer Prostata war. Wir können rational diskutieren, wie der Krebs am besten behandelt werden soll. Ob man ihn in Ruhe lassen, genau überwachen oder aktiv behandeln sollte.

Dr. Anton Titov: Das spiegelt also den Trend wider, dass Krebs viele verschiedene Erkrankungen mit distinkten molekularen Eigenschaften darstellt. Daher reicht es nicht mehr zu sagen: "Sie haben einen Krebs dieses Organs", also Prostatakrebs. Die Diagnose muss anspruchsvoll sein und auf molekularer und präziser anatomischer Ebene erfolgen.

Dr. Mark Emberton: Richtig. Zur Anatomie der Prostata haben wir schon gesprochen. Wir gewinnen bei der Biopsie jetzt wirklich repräsentatives Gewebe. Und wir erhalten viel Gewebe.

Das bedeutet, dass wir dieses Gewebe genetischen Tests, molekularen Proliferationstests unterziehen können. Wir können alle neuen molekularen Krebsmarker testen, die jetzt auftauchen. Wir haben genug Prostatagewebe für genetische Krebstests.

Historisch gesehen, weil man nicht wusste, wo der Krebs war, verteilten wir die Biopsienadeln. Wenn dort ein Krebs war, hatte man Glück, wenn man ihn traf und ein winziges bisschen Gewebe bekam.

Jetzt wissen wir genau, wo der Prostatakrebs ist. Also schießen wir Nadeln hinein. Statt dem Pathologen einen Millimeter Krebs zu geben, können wir ihm jetzt einen oder zwei Zentimeter geben. Das ermöglicht all diese neuen genetischen Tests.

Dr. Anton Titov: Dazu haben Sie sich bereits ausführlich geäußert. Aber das ist genau die Rolle der MRT bei der Führung der Biopsie.

Dr. Mark Emberton: Richtig. Die MRT gibt uns, was hundert Jahre lang fehlte: die Krebslokalisation in der Prostata. Dann können wir diese Information auf zwei Arten nutzen.

Eine Methode ist, die Biopsie im MRT-Magneten durchzuführen. Einige tun das. Aber der MRT ist ein sehr enger Raum. Da ist nicht viel Platz zum Arbeiten.

MRT-Zeit ist in den meisten Ländern knapp. Die meisten Scanner sind ausgelastet. Daher ist die Biopsie im MRT ziemlich herausfordernd.

Wenn man einen Überfluss an MRT-Scannern hat, wie in einigen Ländern, insbesondere in Japan und vielleicht in einigen Städten Europas, nehmen die meisten von uns die Informationen aus der MRT. Wir verwenden dann Informatik, um die MRT-Informationen auf dem Ultraschall neu zu registrieren.

Wir könnten einen Ultraschall in diesem Raum haben, in dem wir sprechen. Man braucht keine Spezialausrüstung. Aber sicherlich keinen MRT-Scanner.

Dann verwendet man den Ultraschallscan und fusioniert die MRT-Informationen damit. Das gibt einem alle Informationen über den Prostatakrebs in Echtzeit in der Praxis.

So gehen die meisten von uns vor. Das nennt sich Bild-zu-Bild-Coregistrierung. Es gibt etwa 7, 8 oder sogar 9 Unternehmen, die jetzt kommerzielle Lösungen anbieten, um Informationslokalisation von einer Plattform zur anderen zu übertragen.

Dr. Anton Titov: Das hilft also bei der präzisen Diagnose. So kann man einen präzisen Behandlungsplan für den Patienten identifizieren.

Dr. Mark Emberton: Richtig!