Epilepsie und Schwangerschaft: Risiken epileptischer Anfälle und Nebenwirkungen von Medikamenten.

Epilepsie und Schwangerschaft: Risiken epileptischer Anfälle und Nebenwirkungen von Medikamenten.

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Dr. Tracey Milligan, eine führende Expertin für Epilepsie und Schwangerschaft, erklärt, wie Frauen mit Epilepsie gesunde Schwangerschaften erleben können. Sie betont ausführlich die entscheidende Bedeutung der Anfallskontrolle bereits vor der Empfängnis. Dr. Milligan erörtert die Risiken von Anfällen im Vergleich zu möglichen Nebenwirkungen von Medikamenten für das ungeborene Kind. Sie nennt konkrete Antiepileptika, die vermieden werden sollten, und empfiehlt sichere Alternativen. Zudem unterstreicht sie die Notwendigkeit einer Folsäuresupplementierung sowie einer engmaschigen Überwachung der Medikamentenspiegel während der gesamten Schwangerschaft.

Epilepsie in der Schwangerschaft behandeln: Anfallskontrolle und Medikamentensicherheit

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Schwangerschaftsplanung und Anfallskontrolle

Dr. Tracey Milligan, MD, betont, dass über 90 % der Frauen mit Epilepsie gesunde Schwangerschaften und gesunde Babys haben. Sie weist darauf hin, dass die Anfallskontrolle vor der Schwangerschaft der stärkste Prädiktor für die Anfallskontrolle während der Schwangerschaft ist. Daher ist es wichtig, dass Frauen mit Epilepsie vor einer geplanten Schwangerschaft eng mit ihrem Neurologen zusammenarbeiten, um ihren Behandlungsplan zu optimieren.

Dr. Milligan erklärt, dass sich der Stoffwechsel in der Schwangerschaft erheblich verändert, was die Verarbeitung von Medikamenten beeinflussen kann. Wenn die therapeutischen Medikamentenspiegel einer Patientin vor der Schwangerschaft bekannt sind, können Ärzte diese Werte während der gesamten Schwangerschaft aufrechterhalten und so einen kontinuierlichen Anfallsschutz gewährleisten.

Sicherheitsprofil antiepileptischer Medikamente

Dr. Tracey Milligan, MD, unterscheidet klar zwischen den Risiken von Anfällen und denen der Medikamente. Sie stellt fest, dass Anfälle für Mutter und Kind gefährlicher sind als die meisten Antiepileptika. Daher ist das Absetzen der Medikation riskanter als die Fortführung eines sorgfältig überwachten Therapieplans.

Dr. Milligan nennt drei Antiepileptika, die bei Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund eines erhöhten Risikos für Geburtsfehler vermieden werden sollten: Divalproex-Natrium, Phenobarbital und Topiramat. Andererseits weist sie darauf hin, dass viele neuere Antiepileptika laut klinischen Studien ein gutes Sicherheitsprofil aufweisen und geeignete Alternativen darstellen.

Die entscheidende Rolle der Folsäure

Dr. Tracey Milligan, MD, betont die Bedeutung der Folsäuresupplementierung als vorbeugende Maßnahme. Sie empfiehlt, dass alle Frauen mit Epilepsie, die schwanger werden könnten, täglich 1 mg Folsäure einnehmen. Dies ist besonders wichtig, da viele Schwangerschaften ungeplant sind und sich das Neuralrohr sehr früh entwickelt – oft bevor die Frau von der Schwangerschaft weiß.

Folsäure (auch Folat genannt) kann nachweislich das Risiko von Neuralrohrdefekten erheblich senken. Dr. Milligan weist darauf hin, dass Frauen mit Epilepsie ein erhöhtes Risiko für niedrige Folatspiegel haben können, was die Supplementierung für einen gesunden Schwangerschaftsverlauf noch essenzieller macht.

Medikamentenmonitoring während der Schwangerschaft

Dr. Tracey Milligan, MD, erläutert, dass die Aufrechterhaltung stabiler Blutspiegel antiepileptischer Medikamente ein Hauptziel in der Schwangerschaft ist. Aufgrund metabolischer Veränderungen ist oft eine Dosiserhöhung im Laufe der Schwangerschaft nötig, um konstante Blutkonzentrationen zu gewährleisten.

Das bedeutet, dass eine Frau möglicherweise mehr Tabletten einnehmen muss, um den gleichen therapeutischen Effekt wie vor der Schwangerschaft zu erzielen. Dr. Milligan betont, dass diese sorgfältige Titration ein standardmäßiger und notwendiger Teil der pränatalen Versorgung bei Epilepsie ist, um Durchbruchsanfälle zu vermeiden.

Überlegungen zu Geburt und Entbindung

Dr. Tracey Milligan, MD, spricht über die Notwendigkeit einer spezialisierten geburtshilflichen Betreuung. Zwar gibt es keine medizinische Indikation für einen Kaiserschnitt allein aufgrund einer Epilepsie, doch besteht ein leicht erhöhtes Risiko für Komplikationen unter der Geburt, das Vorbereitung erfordert.

Dr. Milligan rät, die Entbindung von einem erfahrenen Geburtshelfer in einer Einrichtung mit engmaschiger Überwachung von Mutter und Kind durchführen zu lassen. Das Behandlungsteam sollte über mögliche Komplikationen informiert sein und im Bedarfsfall einen Notfallkaiserschnitt durchführen können.

Vorteile des Stillens bei Epilepsie

Dr. Tracey Milligan, MD, ermutigt Frauen mit Epilepsie ausdrücklich zum Stillen. Die gesundheitlichen Vorteile für das Baby sind gut belegt und überwiegen das minimale Risiko einer Exposition gegenüber Antiepileptika über die Muttermilch.

Diese Empfehlung entspricht den Leitlinien großer medizinischer Fachgesellschaften. Dr. Milligans Unterstützung für das Stillen unterstreicht die Botschaft, dass Frauen mit Epilepsie bei angemessener medizinischer Betreuung – etwa durch Experten wie Dr. Tracey Milligan, MD, und Dr. Anton Titov, MD – die Mutterschaft erfolgreich meistern können.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Epilepsie und Schwangerschaft. Was sind die Besonderheiten der Epilepsiebehandlung in der Schwangerschaft? Welche Hauptrisiken bestehen für Mutter und Kind? Denn es gibt sowohl das Risiko epileptischer Anfälle als auch das von Nebenwirkungen antiepileptischer Medikamente.

Dr. Tracey Milligan, MD: Ja, Epilepsie und Schwangerschaft ist ein sehr wichtiges Thema. Ich betone immer gerne, dass Frauen mit Epilepsie in der Regel wunderbare Schwangerschaften und gesunde Babys haben. Die überwiegende Mehrheit erlebt einen komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf und bringt ein gesundes Kind zur Welt.

Das ist etwas, das nicht alle wissen. Manchmal glauben Patientinnen, Frauen mit Epilepsie könnten keine Kinder bekommen oder hätten zwangsläufig Probleme. Das trifft in über 90 % der Fälle nicht zu.

Wichtig ist, dass eine Frau mit Epilepsie vor der Schwangerschaft mit ihrem Arzt zusammenarbeitet, um eine gute Anfallskontrolle zu erreichen. Denn wie gut die Anfälle vor der Schwangerschaft kontrolliert sind, sagt voraus, wie gut sie während der Schwangerschaft kontrolliert werden.

Der Stoffwechsel verändert sich in der Schwangerschaft erheblich. Daher ist es entscheidend, die Blutspiegel der Antiepileptika vor der Schwangerschaft zu kennen.

Dr. Anton Titov, MD: Wie hoch ist die Konzentration des Antiepileptikums im Blut vor der Schwangerschaft?

Dr. Tracey Milligan, MD: Unser Ziel ist es, diesen Spiegel während der Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Ich möchte auch betonen, wie wichtig die fortgesetzte Einnahme der Medikamente in der Schwangerschaft ist.

Dr. Anton Titov, MD: Das ist entscheidend. Viele Frauen fürchten, die Medikamente könnten dem Baby schaden, und setzen sie ab – was sowohl für die Mutter als auch das Kind problematisch ist.

Dr. Tracey Milligan, MD: Frauen mit Epilepsie sollten ihre Medikamente throughout der Schwangerschaft weiter einnehmen, um die Anfallskontrolle aufrechtzuerhalten. Anfälle sind für das Baby schädlicher als die Medikamente.

Einige Antiepileptika gelten als relativ sicher in der Schwangerschaft. Andere, wie Divalproex-Natrium, können dem Baby schaden.

Es gibt Medikamente, die wir bei Frauen mit Kinderwunsch meiden: Divalproex-Natrium, Phenobarbital und Topiramat. Von diesen ist bekannt, dass sie das Risiko für Geburtsfehler erhöhen.

Einige neuere Antiepileptika scheinen dagegen sicher zu sein. Wir haben klinische Studien, die ihre Unbedenklichkeit belegen.

Die Kernbotschaft lautet: Eine Frau mit Kinderwunsch sollte zunächst mit ihrem Arzt sprechen und ihre Medikation besprechen.

Auch wenn eine Frau nicht aktiv eine Schwangerschaft plant, sollte ihr Arzt das Thema ansprechen, da viele Schwangerschaften ungeplant sind.

Daher empfehlen wir einen wichtigen vorbeugenden Schritt: Alle Frauen mit Epilepsie, die schwanger werden könnten, sollten Folsäure einnehmen. Dieses Vitamin reduziert nachweislich das Risiko von Geburtsfehlern.

Dr. Anton Titov, MD: Folat ist ein anderer Name für Folsäure. In den USA wurde beispielsweise Getreide mit Folat angereichert, was zu einem dramatischen Rückgang der Neuralrohrdefekte führte.

Dr. Tracey Milligan, MD: Frauen mit Epilepsie haben möglicherweise ein höheres Risiko für niedrige Folsäurespiegel. Wir empfehlen die tägliche Einnahme von 1 mg Folsäure, auch ohne aktuelle Schwangerschaftsplanung.

Denn viele Schwangerschaften sind ungeplant. Wenn eine Frau von ihrer Schwangerschaft erfährt, ist das Neuralrohr oft schon gebildet – aus dem sich Rückenmark und Gehirn entwickeln.

Während der Schwangerschaft achten wir darauf, die Medikamentenspiegel konstant zu halten. Dazu ist meist eine Dosiserhöhung nötig.

Die Anzahl der Tabletten kann steigen, aber der Blutspiegel bleibt stabil. Es braucht einfach mehr Tabletten, um den gleichen Spiegel zu halten.

Wir ermutigen Frauen auch, nach der Geburt zu stillen. Die Vorteile des Stillens überwiegen das minimale Risiko der Medikamentenexposition über die Muttermilch.

Die meisten Frauen haben gesunde Schwangerschaften und Babys. Allerdings besteht ein leicht erhöhtes Risiko unter der Geburt.

Daher ist die Betreuung durch einen erfahrenen Geburtshelfer wichtig. Es ist entscheidend, dass ein Geburtshelfer die Entbindung begleitet.

Dr. Anton Titov, MD: Gibt es einen besonderen Grund für einen Kaiserschnitt bei Epilepsie?

Dr. Tracey Milligan, MD: Nein, Epilepsie allein ist keine Indikation für einen Kaiserschnitt. Allerdings ist eine verstärkte Überwachung von Mutter und Kind unter der Geburt nötig.

Es sollte awareness für mögliche Komplikationen bestehen, und ein geschulter Arzt sollte bereit sein, im Notfall einen Kaiserschnitt durchzuführen. Aber nicht allein wegen der Epilepsie.