Aortenklappenersatz: Welche Methode ist die richtige?

Aortenklappenersatz: Welche Methode ist die richtige?

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Dr. Anton Titov, MD, ein führender Experte für Aortenklappenersatz, erörtert die verschiedenen chirurgischen Techniken und Risikofaktoren bei diesem Eingriff. Dr. Jürgen Ennker, MD, betont, wie wichtig patientenspezifische Faktoren wie anatomische Gegebenheiten und bestehende Gesundheitsprobleme für die Wahl des besten chirurgischen Ansatzes sind. Die stentlose Medtronic Freestyle-Klappe bietet erhebliche Vorteile für die Genesung und Behandlungsergebnisse der Patienten. Dr. Ennker weist zudem auf die Bedeutung von Risikofaktor-Scores wie dem EuroSCORE und Parsonnet-Score hin, um chirurgische Risiken zu bewerten und die Entscheidungsfindung für Patienten zu unterstützen, die eine Herzoperation in Betracht ziehen.

Auswahl der optimalen Methode für den Aortenklappenersatz

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Grundlagen des Aortenklappenersatzes

Laut Dr. Jürgen Ennker, MD, ist der Aortenklappenersatz ein entscheidender Eingriff für Patienten mit schwerer Klappenerkrankung. Die Wahl der Operationsmethode orientiert sich an den individuellen anatomischen und gesundheitlichen Voraussetzungen des Patienten. Ziel ist es, die erkrankte Klappe durch eine Prothese mit großem Öffnungsbereich zu ersetzen, um einen optimalen Blutfluss und eine rasche Genesung zu gewährleisten.

Risikofaktoren bei Aortenklappenoperationen

Dr. Jürgen Ennker, MD, hebt hervor, dass patientenspezifische Faktoren wie Alter, Nieren- oder Lungenerkrankungen sowie Vorerkrankungen des Herzens das Operationsrisiko maßgeblich beeinflussen. Die Berücksichtigung dieser Faktoren ermöglicht eine individualisierte Operationsplanung, um Risiken zu minimieren und die Ergebnisse zu optimieren.

Vorteile der Medtronic Freestyle Klappe

Die von Dr. Jürgen Ennker, MD, vorgestellte Medtronic Freestyle Klappe ist eine stentlose Bioprothese mit größerem Innendurchmesser und verbesserten Heilungsergebnissen. Ihr Design erlaubt den Einsatz beim Aortenwurzelersatz, was besonders für Patienten mit Aortenwurzelaneurysmen vorteilhaft ist und sowohl die Genesung als auch die Überlebensraten steigert.

Lösungen bei Patient-Prothesen-Mismatch

Für Patienten mit kleinem Anulusdurchmesser empfiehlt Dr. Ennker die Freestyle Klappe, da sie sich ideal für eine Aortenwurzelvergrößerung eignet. Dieser Ansatz reduziert das Risiko eines Patient-Prothesen-Mismatchs und führt im Vergleich zu konventionellen gestenteten Klappen zu besseren OP-Ergebnissen.

Einsatz von Risikoscores für operative Entscheidungen

Dr. Jürgen Ennker, MD, betont den Nutzen von Risikoscores wie dem euroSCORE und dem Parsonnet-Score zur präoperativen Risikobewertung. Diese Instrumente unterstützen Patienten und Chirurgen bei der fundierten Entscheidungsfindung hinsichtlich der Machbarkeit und Sicherheit eines Aortenklappenersatzes.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Beginnen wir unser Gespräch zum Thema Aortenklappenersatz. Lassen Sie uns über die Risiken dieser Operation sprechen. Sie haben Tausende solcher Eingriffe durchgeführt und verschiedene Techniken angewendet. Dabei passen Sie die Operationsmethode stets sorgfältig an den Patienten an. Welche Risikofaktoren gibt es bei Aortenklappenersatzoperationen? Wie wählen Sie die geeignete Methode aus, und wie minimieren Sie die Risiken für den Patienten?

Dr. Jürgen Ennker, MD: Ja, das ist sehr wichtig! Der Patient selbst ist natürlich der entscheidende Risikofaktor. Für den Chirurgen ist es essenziell, die anatomische Situation der Aortenklappe zu verstehen. Liegt eine starke Verkalkung vor oder handelt es sich um eine reine Insuffizienz? Unser Ziel ist es, die erkrankte Klappe durch eine Prothese mit möglichst großem Öffnungsbereich zu ersetzen.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Ich entdeckte die Medtronic Freestyle Aortenklappe, die 1994 auf den Markt kam. Zwei Jahre später, 1996, begann ich, sie zu implantieren. Es handelt sich um eine stentlose Bioprothese – im Wesentlichen eine Schweineklappenwurzel. Sie ist oberflächenbehandelt und daher nicht antigen. Da kein Stent nötig ist, gewinnt man an Innendurchmesser. Patienten erhalten so eine Klappe mit größerem intraannulärem Raum, was niedrigere Gradienten und eine schnellere Erholung des Myokards bedeutet. Der Patient erholt sich rascher nach der Implantation. Das ist von großer Bedeutung.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Freestyle Klappe ist, dass sie als komplette Aortenwurzel geliefert wird. Daher eignet sie sich für den Wurzelersatz bei Patienten mit Aortenwurzelaneurysma. Hier gibt es zwei Techniken: den totalen Aortenwurzelersatz, bei dem die native Wurzel reseziert und die Koronarostien reimplantiert werden, oder die Aortenwurzeleinschlussplastik, bei der die Klappe inside die patienteneigene Wurzel implantiert wird – ebenfalls mit Reimplantation der Koronarostien.

Eine weitere Indikation betrifft Patienten mit Aortenstenose und drohendem Patient-Prothesen-Mismatch. Bei sehr kleinem Anulusdurchmesser ist eine Aortenwurzelvergrößerung nötig. Die Freestyle Klappe eignet sich hierfür hervorragend, da man in den nichtkoronaren Sinus einschneiden und eine größere Prothese implantieren kann. Das ist im Vergleich zu konventionellen gestenteten Klappen von Vorteil.

Man kann den nichtkoronaren Sinus der Klappe als Ersatz für den des Patienten nutzen und so die Prothesengröße um ein bis zwei Stufen erhöhen. Das trägt zu einem besseren Überleben der Patienten bei, da sie nach der Implantation im Vergleich zu Standardoperationen mit gestenteten Klappen deutlich bessere Ergebnisse erzielen.

Dr. Anton Titov, MD: Vielen Dank für diese ausgezeichnete Übersicht zu den Technologien des Aortenklappenersatzes. Sie haben wichtige Klappentypen und patientenseitige Risikofaktoren erläutert, die den Operationserfolg vorhersagen – insbesondere das Alter. Sie haben dazu umfangreich geforscht und publiziert. Welche patientenseitigen Risikofaktoren sind bei Aortenklappenersatzoperationen zu beachten?

Dr. Jürgen Ennker, MD: Für patientenseitige Risikofaktoren nutzen wir Scoresysteme. In Europa ist es der euroSCORE, in den USA der Parsonnet-Score. Es gibt diverse Variablen: Alter, Nieren- oder Lungenerkrankungen, Reoperationen, der Herzstatus nach NYHA (Klasse 2, 3 oder 4), vorangegangene Herzinfarkte und andere Faktoren. Daraus lässt sich ein Risikoscore berechnen.

Als ich in der Lahr-Klinik begann, führten wir die Risikobewertung für Herzoperationen ein. Wir können jedem Patienten eine Risikozahl zuordnen, die auf der Erfahrung aus über 15.000 Operationen basiert. So kann der Patient eine informierte Entscheidung treffen – basierend auf seinen persönlichen Risiken. Das sollten wir unseren herzchirurgischen Patienten mitteilen, damit sie abwägen können, ob sie sich operieren lassen möchten.