Aortenklappenersatz: Schweine- oder Rinderaortenklappe oder mechanische Aortenklappe

Aortenklappenersatz: Schweine- oder Rinderaortenklappe oder mechanische Aortenklappe

Can we help?

Dr. Jürgen Ennker, ein führender Experte für Herzchirurgie, erläutert die entscheidenden Faktoren bei der Wahl zwischen mechanischen und biologischen Aortenklappen. Er hebt den Trend zu biologischen Klappen hervor, die aufgrund geringerer Antikoagulationsrisiken, verbesserter Haltbarkeit und sichererer Reoperationsmöglichkeiten zunehmend bevorzugt werden – insbesondere bei älteren Patienten und Personen unter 70 Jahren.

Mechanischer versus biologischer Aortenklappenersatz: Schlüsselfaktoren für die Patientensicherheit

Springen zu Abschnitt

Risiken mechanischer Klappen: Blutungen und Thrombose

Dr. Jürgen Ennker, MD, betont, dass mechanische Aortenklappen eine lebenslange Antikoagulationstherapie erfordern, was erhebliche Risiken birgt. Ältere Patienten haben ein höheres Blutungsrisiko durch Stürze, während inkonsistente Medikamenteneinnahme zu Klappenthrombosen führen kann – ein lebensbedrohlicher Notfall. Historische Daten zeigen eine jährliche Komplikationsrate von 0,7 % bis 1 %, die sich über ein Jahrzehnt auf 7 % bis 10 % summiert.

Vorteile biologischer Klappen: Keine Antikoagulation erforderlich

Biologische Klappen (Schwein oder Rind) machen Blutverdünner überflüssig und reduzieren das Schlaganfall- und Embolierisiko. Dr. Jürgen Ennker, MD, weist darauf hin, dass Patienten nur 100 mg Aspirin täglich benötigen – ein Regime, das auch zur kardiovaskulären Prävention bei Erwachsenen über 50 Jahren vorteilhaft ist. Die Medtronic Freestyle-Klappe veranschaulicht diese wartungsarme Option.

Altersgrenzen im Wandel: Jüngere Patienten jetzt geeignet

Früher Patienten über 70 vorbehalten, werden biologische Klappen heute bei 50-Jährigen implantiert. Dr. Jürgen Ennker, MD, erklärt, dass die moderne Reoperationssicherheit 10–15 Jahre Leben ohne Antikoagulation bevorzugt, selbst wenn später ein Ersatz nötig wird. Dieser Paradigmenwechsel spiegelt verbesserte chirurgische Ergebnisse und Klappenhaltbarkeit wider.

Sicherheit von Reoperationen: Niedrige Mortalitätsraten

Wiederholte Aortenklappenoperationen haben heute nur ein Mortalitätsrisiko von 1 %–3 % – vergleichbar mit Ersteingriffen. Dr. Jürgen Ennker, MD, hebt dies als Schlüsselfaktor bei der Wahl biologischer Klappen für jüngere Patienten hervor, da die kumulativen Risiken langfristiger Antikoagulation oft chirurgische Risiken überwiegen.

Unterschiede beim Klappenversagen: Notfall- versus geplante Operation

Mechanisches Klappenversagen verursacht akute Thrombosen, die Notfallversorgung erfordern, während biologischer Klappenverschleiß (z. B. Segelriss) geplante Interventionen ermöglicht. Dr. Jürgen Ennker, MD, betont diesen kritischen Sicherheitsunterschied: Patienten mit Bioklappen vermeiden plötzliche Krisen und können transkathetergestützte Optionen wie TAVI (transkathetergestützte Aortenklappenimplantation) für Folgetherapien erwägen.

Patientenentscheidung: Antikoagulation versus zukünftige Eingriffe

Dr. Ennker befürwortet individuelle Wahl: Patienten müssen tägliche Antikoagulation gegen mögliche spätere Operationen abwägen. Jüngere Patienten bevorzugen möglicherweise biologische Klappen trotz möglicher Reoperationen, während Ältere vom vollständigen Verzicht auf Blutverdünner profitieren. Gemeinsame Entscheidungsfindung gewährleistet Übereinstimmung mit Lebensstil und Risikotoleranz.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Aortenklappenersatz mit mechanischer Klappe erfordert Antikoagulationstherapie. Der Einsatz blutverdünnender Medikamente ist besonders gefährlich bei älteren Menschen. Sie haben ein höheres Sturzrisiko.

Dr. Anton Titov, MD: Sie haben die Risiken mechanischer und biologischer Aortenklappen bei Aortenklappenersatzoperationen untersucht. Wie ist Ihre Methode des Aortenklappenersatzes?

Dr. Anton Titov, MD: Welche Faktoren beeinflussen Ihre Wahl zwischen biologischer oder mechanischer Aortenklappe? Wie wählt man den besten Klappentyp für den Ersatz, besonders bei älteren Patienten?

Dr. Jürgen Ennker, MD: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Vor 20 Jahren begannen wir die Chirurgie in unserer Einrichtung. Wir implantierten über 90 % mechanische Klappen. Jetzt ist es genau umgekehrt.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Warum ist das passiert? Das Risiko der Antikoagulation sind Blutungen, zerebrale Infarkte, Embolien. Wenn der Patient die Medikamente nicht korrekt einnimmt, kann er eine thrombosierte Herzklappe bekommen. Das ist eine Notfallsituation, weil die Klappe verlegt wird. Der Patient hat ein Embolierisiko durch thrombosiertes Material.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Wir haben Patienten, die ihre Medikamente nicht korrekt einnehmen können. Das führt zu einem Risiko von 0,7 % bis 1 % Komplikationen pro Jahr. Nach 10 Jahren haben wir ein 7 % bis 10 % Risiko für Aortenklappenthrombosen. Das führte zur aktuellen Praxis, dass mehr Patienten biologische Aortenklappen erhalten.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Bei einer Medtronic Freestyle-Klappe benötigen Sie keine orale Antikoagulation. Das gilt auch für andere Modelle biologischer Herzklappen. Diese Patienten erhalten nur 100 Milligramm Aspirin täglich. Aspirin wird auch Patienten über 50 Jahren empfohlen. Es ist eine relativ niedrige Aspirindosis.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Absolut, das ist eine sehr niedrige Dosis. Tatsächlich nehme ich selbst Aspirin, weil ich jetzt über 50 bin. Medizinische Artikel im New England Journal of Medicine besagen, dass man weniger zerebrale Infarkte und weniger Myokardinfarkte hat, wenn man Aspirin einnimmt.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Wir sollten zu den Aortenklappen zurückkehren. Früher erhielten Patienten nur biologische Klappen, wenn sie älter als 70 Jahre waren. Die Idee war, dass die Herzklappe länger haltbar sein würde als die Lebenserwartung. Weil Chirurgen oder Patienten Angst vor Reoperationen hatten.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Heutzutage ist Reoperation kein so großes Risiko mehr. Beispielsweise implantieren wir biologische Aortenklappen auch bei 50-jährigen Patienten. Wenn die Herzklappe nach 10 oder 15 Jahren versagt, hat der Patient 10 oder 15 Jahre ohne orale Antikoagulation genossen. Er hatte keine Probleme. Dann werden wir sehen, wie sich die Medizintechnik entwickelt.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Bei einem 65-jährigen Patienten ist eine Reoperation nicht so problematisch wie früher. Wiederholte chirurgische Eingriffe sollten das gleiche Risiko, die gleiche Mortalität haben wie die erste Operation. Das Sterberisiko beträgt 1 % oder 2 %. Zumindest liegt es unter 3 %. Und der Patient spart mehrere Prozent an Komplikationen.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Das wäre passiert, wenn ein Patient orale Antikoagulation verwendet hätte. Also setzen wir biologische Herzklappen bei jüngeren Patienten ein. Wir warten nicht bis zum Alter von 70 Jahren.

Dr. Anton Titov, MD: Was passiert, wenn eine biologische Herzklappe versagt? Meistens reißt ein Herzklappensegel. Dann entwickelt der Patient eine Herzinsuffizienz, er bekommt Atemnot. Aber das ist kein kardialer Notfall. Dies muss am selben Tag operiert werden aufgrund des Embolie- oder Thromboserisikos.

Dr. Anton Titov, MD: Im Grunde hat ein Patient mit Bioklappe also etwas mehr Zeit für eine angemessene Operation als geplanten Eingriff.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Absolut, das ist der Punkt. Der Patient kann eine Entscheidung treffen.

Dr. Anton Titov, MD: Möchte er eine weitere Herzoperation? Wenn er 70 oder 75 Jahre alt ist, möchte er eine transkathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI)? Es gibt mehr Zeit zur Überlegung.

Dr. Anton Titov, MD: In Ihrer Hand scheinen biologische Aortenklappen also wirklich an Vertrauen zu gewinnen. Es gibt eine breitere Indikationsstellung in jüngerem Alter für Schweine- oder Rinderaortenklappen zum Ersatz.

Dr. Jürgen Ennker, MD: Ja, aber es gibt andere Publikationen, die behaupten, dass sogar in jüngerem Alter mechanische Herzklappen angemessen sind. Also sollten wir unsere Patienten informieren, und sie sollten ihre eigene Entscheidung treffen.

Dr. Anton Titov, MD: Möchten sie täglich orale Antikoagulation einnehmen? Oder möchten sie abwarten, was mit ihrer implantierten biologischen Herzklappe ohne orale Antikoagulation passiert?