Immuntherapie bei Brustkrebs 
 Dreifach-negativer Brustkrebs 
 Antikörper-Wirkstoff-Konjugate 
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Immuntherapie bei Brustkrebs Dreifach-negativer Brustkrebs Antikörper-Wirkstoff-Konjugate 6

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Dr. Giuseppe Curigliano, ein führender Experte für Brustkrebs-Immuntherapie, erläutert, wie die Auswahl der Patienten anhand des immunologischen Tumorprofils für den Behandlungserfolg entscheidend ist. Er geht detailliert auf die bedeutenden Vorteile von Immun-Checkpoint-Inhibitoren im neoadjuvanten Setting bei triple-negativem Brustkrebs ein, um pathologische Komplettremissionen zu erzielen und die Überlebensraten zu steigern. Zudem erörtert Dr. Curigliano Strategien zur Überwindung von Immuntherapieresistenzen, etwa durch die Umwandlung „kalter“ in „heiße“ Tumore mithilfe neuartiger Ansätze wie Toll-like-Rezeptor-Agonisten, und beleuchtet die künftige Integration von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten in die Immuntherapie.

Immuntherapie bei Brustkrebs: Patientenauswahl, Wirksamkeit und Überwindung von Resistenzen

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Immuntherapie-Patientenauswahl bei Brustkrebs

Die Auswahl der richtigen Patienten ist entscheidend für den Erfolg der Immuntherapie bei Brustkrebs. Dr. Giuseppe Curigliano betont, dass die Behandlung auf dem immunologischen Milieu des Tumors basieren sollte. Patienten, deren Tumore mit tumorinfiltrierenden Lymphozyten angereichert sind oder PD-L1 exprimieren, haben seiner Erklärung nach eine höhere Wahrscheinlichkeit, signifikant von Immun-Checkpoint-Inhibitoren zu profitieren.

Wirksamkeit neoadjuvanter versus adjuvanter Immuntherapie

Die Immuntherapie zeigt bemerkenswertes Potenzial im neoadjuvanten, also präoperativen Setting bei Brustkrebs. Dr. Giuseppe Curigliano erläutert, dass der Einsatz vor der Operation die Rate des pathologischen Komplettansprechens erhöhen kann – einem starken Prädiktor für das Langzeitüberleben. Sein Rat lautet, das primäre Ziel auf die Heilung von Patienten mit frühem Brustkrebs zu setzen, was den neoadjuvanten Ansatz ideal macht, um die Kraft des Immunsystems zu nutzen.

Triple-negativer Brustkrebs und Immuntherapie

Die bedeutendsten Fortschritte in der Brustkrebs-Immuntherapie wurden beim triple-negativen Brustkrebs (TNBC) erzielt. Dr. Giuseppe Curigliano verweist auf klinische Evidenz, die die Kombination von Chemotherapie und Immun-Checkpoint-Inhibitoren im neoadjuvanten Regime unterstützt. Dieser Ansatz ist besonders wirksam für diesen aggressiven Subtyp, dem andere zielgerichtete Therapieoptionen fehlen, und bietet neue Hoffnung für Patienten bei der Diagnose.

Zukünftige Kombinationen von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten und Immuntherapie

Die Zukunft der Brustkrebsbehandlung liegt in der Kombination wirksamer Modalitäten. Dr. Giuseppe Curigliano diskutiert das Potenzial von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (AWK) wie Sacituzumab Govitecan für Patienten mit Resterkrankung nach neoadjuvanter Chemotherapie. Er ist zuversichtlich, dass künftige Strategien diese hochzielgerichteten AWK mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren kombinieren werden, um wirksamere und dauerhaftere Behandlungen für frühen triple-negativen Brustkrebs zu entwickeln.

Überwindung von Immuntherapieresistenzen

Nicht alle Tumore sprechen auf die Immuntherapie an – eine Herausforderung, die als Resistenz bekannt ist. Dr. Giuseppe Curigliano unterscheidet Tumore als "kalt" (frei von Immunzellen) oder "heiß" (von Lymphozyten infiltriert). Während die Immuntherapie bei heißen Tumoren hochwirksam ist, versagt sie oft bei kalten. Die Schlüsselherausforderung besteht darin, die biologischen Mechanismen zu verstehen und zu überwinden, die verhindern, dass das Immunsystem diese kalten Tumore erkennt und angreift.

Strategien zur Umwandlung kalter Tumore

Forscher entwickeln innovative Strategien, um kalte Tumore heiß zu machen und Immuntherapieresistenzen zu überwinden. Dr. Giuseppe Curigliano hebt laufende Studien hervor, die intratumorale Injektionen von Immunmodulatoren wie Toll-like-Rezeptor-4-(TLR4)- oder Toll-like-Rezeptor-7-(TLR7)-Agonisten verwenden. Diese Strategie zielt darauf ab, tumorinfiltrierende Lymphozyten in das Tumormikromilieu zu locken, um es für eine anschließende Verstärkung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren empfänglich zu machen.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov: Sie haben bereits die Immuntherapie bei Brustkrebs erwähnt. Als bedeutender Experte für Krebsimmuntherapie, mit Fokus auf Brustkrebs, aber auch andere solide Tumore: Wie setzen Sie Immuntherapie bei Brustkrebspatienten ein? Können Sie einen Überblick geben, wie man hier vorgeht?

Dr. Giuseppe Curigliano: Entscheidend ist die Auswahl der Krebspatienten nach dem immunologischen Milieu. Tumore sollten mit tumorinfiltrierenden Lymphozyten angereichert sein oder PD-L1 exprimieren. Meiner Meinung nach gilt: Je immunangereicherter der Tumor ist, desto mehr Nutzen bringt die Immuntherapie.

Einige Daten stammen aus dem neoadjuvanten Setting der Brustkrebsbehandlung, wo die PD-L1-Expression auch die Rate des pathologischen Komplettansprechens steigert. Potenziell kann das zu einem besseren Outcome führen.

Dr. Anton Titov: Wirkt Immuntherapie besser im neoadjuvanten oder im adjuvanten Setting bei Brustkrebs?

Dr. Giuseppe Curigliano: Im neoadjuvanten Setting können Sie potenziell einige Patienten heilen. Mein Rat ist daher, Immuntherapie beim frühen Brustkrebs einzusetzen. Zwar gibt es auch Daten zum Gesamtüberleben im metastasierten Setting, aber idealerweise sollten wir alle Patienten mit früher Brustkrebsdiagnose heilen.

Dr. Anton Titov: Sie haben bereits einiges dazu gesagt. Immuntherapie kann Patienten mit frühem triple-negativem Brustkrebs helfen und ist oft Teil neoadjuvanter Chemotherapieregime für neu diagnostizierte Patienten. Was ist über die Wirksamkeit und besondere Herausforderungen der Immuntherapie bei der Neudiagnose von triple-negativem Brustkrebs bekannt?

Dr. Giuseppe Curigliano: Die meisten Fortschritte kommen aus dem neoadjuvanten Setting, das Chemotherapie plus Immun-Checkpoint-Inhibitoren kombiniert. Ich bin sicher, dass es in Zukunft für Patienten mit Resterkrankung nach neoadjuvanter Chemotherapie auch die Möglichkeit geben wird, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate einzusetzen.

Derzeit läuft eine sehr interessante klinische Studie, die adjuvantes Capecitabin mit adjuvanten Sacituzumab Govitecan bei Restbrustkrebs vergleicht. Meiner persönlichen Meinung nach werden wir künftig eine Kombination aus Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten plus Immun-Checkpoint-Inhibitoren für die Therapie des frühen triple-negativen Brustkrebses einsetzen. Werden sie zusammen verwendet? Ja, das werden sie.

Dr. Anton Titov: Immuntherapie ist bei vielen Krebsarten wirksam, manchmal aber weniger als erwartet, selbst bei Tumoren, die als anfällig gelten. Was erklärt solche Resistenzen, und welche Strategien gibt es, sie zu überwinden?

Dr. Giuseppe Curigliano: Es gibt kalte Tumore, bei denen Immuntherapie nicht wirkt, und heiße Tumore, die von Lymphozyten infiltriert sind und auf die Immuntherapie sehr gut ansprechen.

Um Resistenzmechanismen in kalten Tumoren zu überwinden, könnten wir Immunmodulatoren injizieren, die tumorinfiltrierende Lymphozyten anlocken. Derzeit führen wir Studien mit Toll-like-Rezeptor-4 (TLR4) oder Toll-like-Rezeptor-7 (TLR7) durch. Diese zeigen, dass durch Injektion in den Tumor die Anzahl der tumorinfiltrierenden Lymphozyten erhöht werden kann.

Die Strategie ist, den Tumor mit einem Toll-like-Rezeptor-Agonisten zu infiltrieren und dann das Immunsystem mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren zu boostern. So machen Sie den Tumor anfälliger für die Immun-Checkpoint-Inhibitoren.