Dr. Hans-Joachim Schmoll, MD, ein führender Experte für kolorektales Karzinom, erklärt, wie die Immuntherapie das körpereigene Immunsystem aktiviert, um Tumore zu bekämpfen. Er betont, dass Immun-Checkpoint-Inhibitoren für eine spezifische Untergruppe von Patienten hochwirksam sind, die etwa 5 % bis 15 % aller Fälle von Darmkrebs ausmacht. Diese Patienten haben Tumore mit einer hohen Mutationsrate, bekannt als Mikrosatelliteninstabilität (MSI). Für die überwiegende Mehrheit der Betroffenen zeigen derzeitige Immuntherapien jedoch keine Wirksamkeit. Laufende Forschungsarbeiten zielen darauf ab, die Vorteile der Immuntherapie künftig auf mehr Patienten auszuweiten.
Immuntherapie bei kolorektalem Karzinom: Patienten mit MSI-Hoch-Tumoren identifizieren, die davon profitieren
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- Immuntherapie bei kolorektalem Karzinom
- Die Rolle des MSI-Status
- Wie Checkpoint-Inhibitoren wirken
- Aktuelle Behandlungssituation
- Zukunft der Immuntherapie bei Kolonkarzinom
- Vollständiges Transkript
Immuntherapie bei kolorektalem Karzinom
Die Immuntherapie ist ein revolutionärer Ansatz in der Krebstherapie. Dr. Hans-Joachim Schmoll beschreibt sie als eine Methode, bei der die körpereigenen Immunzellen Tumorzellen angreifen. Bei anderen Krebsarten wie Melanom und Nierenzellkarzinom hat dieser Ansatz bereits bemerkenswerte Erfolge erzielt.
Beim kolorektalen Karzinom ist die Wirksamkeit der Immuntherapie derzeit jedoch noch begrenzt. Laut Dr. Schmoll fungiert sie als sehr gute Letztlinientherapie und kommt nun bei einigen Krebsarten auch in der Erstlinie zum Einsatz. Die größte Herausforderung beim kolorektalen Karzinom besteht darin, die richtigen Patienten zu identifizieren, die auf die Behandlung ansprechen.
Die Rolle des MSI-Status
Der Mikrosatelliteninstabilitätsstatus (MSI-Status) ist der entscheidende Biomarker für das Ansprechen auf eine Immuntherapie. Wie Dr. Schmoll erläutert, weisen MSI-positive Tumoren eine besonders hohe Mutationsrate auf.
Diese hohe Mutationslast lockt viele Immun-T-Zellen an. Solche Tumoren werden oft als "heiße" Tumoren bezeichnet, da sie bereits vom Immunsystem infiltriert sind. Diese Umgebung begünstigt ein Ansprechen auf Immuntherapeutika.
Wie Checkpoint-Inhibitoren wirken
Immun-Checkpoint-Inhibitoren sind Antikörper, die die T-Zellen der Patienten aktivieren. Dr. Schmoll erklärt, dass diese Medikamente Proteine blockieren, welche die T-Zellen daran hindern, Krebszellen zu zerstören. Vereinfacht gesagt, lösen sie die "Bremse" des Immunsystems.
Zu den gängigen Checkpoint-Inhibitoren zählen Pembrolizumab (Keytruda), Ipilimumab (Yervoy) und Nivolumab (Opdivo). Werden diese Medikamente bei Patienten mit MSI-hohem kolorektalem Karzinom eingesetzt, können die aktivierten T-Zellen Tumorzellen und Krebsstammzellen effektiv abtöten.
Aktuelle Behandlungssituation
Derzeit profitiert nur eine kleine, spezifische Subgruppe von der Immuntherapie. Dr. Schmoll weist darauf hin, dass lediglich 5 % bis 15 % aller Patienten mit kolorektalem Karzinom MSI-hohe Tumoren aufweisen. Für diese ausgewählte Gruppe sind Immun-Checkpoint-Inhibitoren hochwirksam.
Im Gegensatz dazu zeigen diese Immuntherapien bei der überwiegenden Mehrheit – 85 % bis 95 % – der Patienten keine Wirkung. Dieser deutliche Unterschied unterstreicht die Notwendigkeit eines Biomarker-Tests, bevor eine solche Behandlung in Betracht gezogen wird.
Zukunft der Immuntherapie bei Kolonkarzinom
Die Forschung konzentriert sich intensiv darauf, die Vorteile der Immuntherapie auszuweiten. Dr. Schmoll ist zuversichtlich, dass künftige Studien zeigen werden, wie diese wirksamen Medikamente eingesetzt werden können, um Kolonkarzinom-Stammzellen bei mehr Patienten zu bekämpfen. Das Ziel ist, die aktivierten Immunzellen der Patienten zum optimalen Werkzeug für die Tumoreliminierung zu machen.
Dr. Anton Titov und andere Onkologen erwarten diese Fortschritte. Die Hoffnung ist, dass die laufende Immuntherapieforschung bald neue Strategien und Kombinationen hervorbringt. Diese Durchbrüche könnten die Erfolgsraten für eine deutlich größere Patientengruppe mit kolorektalem Karzinom verbessern.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov: Die Immuntherapie beim Kolonkarzinom behandelt 5 % bis 10 % der Patienten erfolgreich. Wie wählen wir die richtigen Patienten für die Immuntherapie bei kolorektalem Karzinom aus? Was sind die Schlüsselfaktoren bei der Krebsimmuntherapie von Kolon- und Rektumkarzinom?
Es gibt eine weitere, sehr aktuelle Methode, um Krebsstammzellen zu bekämpfen: die Immuntherapie. Sie hat sich bei anderen Tumoren wie Nierenzellkarzinom oder Melanom als überraschend wirksam erwiesen. Dabei lassen wir Immunzellen die Tumorzellen angreifen, selbst wenn das körpereigene Immunsystem nicht normal funktioniert – sonst würde ein Tumor ja nicht wachsen.
Dr. Hans-Joachim Schmoll: T-Zell-Checkpoint-Inhibitoren können zytotoxische T-Zellen aktivieren, die den Tumor abtöten. Die Immuntherapie wirkt bei vielen Tumorarten und ist eine sehr gute Letztlinientherapie, die nun in die Erstlinie vorrückt. Beim kolorektalen Karzinom ist ihre Wirksamkeit derzeit jedoch noch begrenzt.
Wir glauben, der Schlüssel liegt darin, eine spezifische Subgruppe von Kolonkarzinom-Patienten auszuwählen – etwa 5 bis 10 %. Es ist wichtig, dass die Immunzellen ihre Arbeit in den Tumorzellen und Kolonkarzinom-Stammzellen verrichten können. Ich bin sicher, dass die Forschung in einigen Jahren zeigen wird, wie die Immuntherapie eingesetzt werden kann, um Kolonkarzinom-Stammzellen abzutöten. Das wäre der optimale Weg, um Tumorzellen allein durch die aktivierten Immunzellen des Patienten zu eliminieren.
Dr. Anton Titov: Es kommt also auch darauf an, die richtigen Patienten für die Immuntherapie auszuwählen – jene 5 % bis 10 %, für die sie sogar mit der aktuellen Technologie wirken könnte.
Es gibt eine spezifische Gruppe von Kolonkarzinom-Patienten, bei denen die Immuntherapie wirken könnte. Diese Tumoren weisen die MSI-Charakteristik auf. MSI steht für Mikrosatelliteninstabilität. MSI-Kolonkarzinome haben eine besonders hohe Mutationsrate.
Dr. Hans-Joachim Schmoll: Eine hohe Mutationsrate lockt viele Immun-T-Zellen in den Tumor. Diese werden durch Immun-Checkpoint-Inhibitoren aktiviert. Diese Antikörper sind bei MSI-positivem kolorektalem Karzinom sehr wirksam. Allerdings machen solche Tumoren nur 5 % bis 15 % aller Kolonkarzinome aus, abhängig von der Patientengruppe.
Für die Mehrheit der Kolonkarzinom-Patienten sind Immun-Checkpoint-Inhibitoren wirkungslos. Wir müssen die Erforschung der Immuntherapie beim Kolonkarzinom vorantreiben. Wir hoffen, dass die Immuntherapieforschung in naher Zukunft Ergebnisse für Patienten liefert. Vielen Dank.