Dr. Jari Rasanen, MD, ein führender Experte für Ösophaguschirurgie, erläutert, dass eine Antirefluxoperation das Risiko für Speiseröhrenkrebs zwar senkt, aber nicht vollständig beseitigt. Er verweist auf eine Schlüsselstudie, die zeigt, dass oxidativer Stress in der Speiseröhrenschleimhaut auch nach dem Eingriff fortbesteht. Dr. Rasanen betont, dass anhaltende Entzündungen ein entscheidender Indikator für das Krebsrisiko bleiben. Daher benötigen Patienten auch nach erfolgreicher Operation weiterhin regelmäßige Überwachung mittels Biopsien.
GERD-Operation und Speiseröhrenkrebsrisiko: Was Patienten wissen müssen
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- Refluxoperation und Krebsrisiko
- Ergebnisse der Oxidativer-Stress-Studie
- Operationsindikationen bei Symptomen
- Fortbestehende Entzündung und Biopsien
- Individuelle Risikofaktoren
- Vollständiges Transkript
Refluxoperation und Krebsrisiko
Eine Antirefluxoperation bei GERD (gastroösophageale Refluxkrankheit) beseitigt das Risiko für Speiseröhrenkrebs nicht vollständig. Dr. Jari Rasanen, MD, erklärt, dass der Eingriff das Risiko zwar senkt, aber nicht auf null reduziert. Der Grund: Der Krankheitsprozess in der Speiseröhrenschleimhaut kann durch langjährigen Reflux bereits in Gang gesetzt worden sein. Daher ist der Schutz durch die Operation nicht absolut.
Ergebnisse der Oxidativer-Stress-Studie
Dr. Jari Rasanen, MD, verweist auf eine wegweisende Studie von vor 15 Jahren. Diese untersuchte Patienten mit schwerer GERD, die sich einer Antirefluxoperation unterzogen. Gemessen wurde der oxidative Stress in der Speiseröhrenschleimhaut vor und nach dem Eingriff. Die Ergebnisse zeigten eine deutliche Reduktion – allerdings blieb ein gewisses Maß an oxidativem Stress bestehen.
Dieser Befund liefert den biologischen Nachweis, dass das Speiseröhrenkrebsrisiko weiterbesteht. Dr. Rasanen betont, wie wichtig dieses Verständnis für Patienten und ihre langfristige Betreuung ist.
Operationsindikationen bei Symptomen
Die heutige Hauptindikation für eine Antirefluxoperation ist die Symptomkontrolle. Dr. Jari Rasanen, MD, erläutert, dass eine Operation erwogen wird, wenn Medikamente die GERD-Beschwerden nicht ausreichend lindern. Ziel ist, die Lebensqualität durch Unterbindung des Säurerefluxes zu verbessern – nicht, die Krebsentstehung sicher zu verhindern.
Dr. Anton Titov, MD, bespricht diese wichtige Unterscheidung mit Dr. Rasanen. Patienten sollten die Operation nicht als vollständige Krebspräventionsmaßnahme betrachten.
Fortbestehende Entzündung und Biopsien
Nach einer Antirefluxoperation ist die Überwachung auf anhaltende Entzündungen entscheidend. Dr. Jari Rasanen, MD, unterstreicht die Bedeutung von Biopsien aus der Speiseröhrenschleimhaut. Eine fortbestehende Entzündung trotz erfolgreicher Operation deutet darauf hin, dass das Krebsrisiko weiterbesteht.
Das bedeutet nicht, dass die Operation unwirksam war – wohl aber, dass eine aufmerksame Nachsorge nötig ist. Regelmäßige endoskopische Kontrollen helfen, dieses Restrisiko zu managen.
Individuelle Risikofaktoren
Das individuelle Krebsrisiko nach einer Antirefluxoperation lässt sich nicht vorhersagen. Dr. Jari Rasanen, MD, weist darauf hin, dass die Risikoreduktion ein statistisches Phänomen ist, das sich auf Populationen bezieht. Bei Einzelpersonen müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden, um das persönliche Risiko einzuschätzen. Der Zustand der Speiseröhrenschleimhaut ist hierbei der entscheidende Faktor.
Dr. Anton Titov, MD, und Dr. Rasanen sind sich einig: Diese Klarstellung ist zentral für die Patientenkommunikation. Die realistische Einschätzung der Erwartungen ist ein wesentlicher Teil der GERD-Behandlung.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Beseitigt eine Antirefluxoperation das Risiko für Speiseröhrenkrebs? Oder reduziert sie es nur? Von welchen Faktoren hängt das Risiko nach dem Eingriff ab?
Dr. Jari Rasanen, MD: Das Problem ist: Hat jemand lange unter GERD-Reflux gelitten und erhält dann eine Antirefluxoperation, so ist der Schutz nicht vollständig. Das Risiko wird zwar gesenkt, aber der bereits in der Schleimhaut angestoßene Prozess kann fortschreiten und noch zu Speiseröhrenkrebs führen.
Vor etwa 15 Jahren veröffentlichten wir eine Studie, in der wir Patienten nach Antirefluxoperation untersuchten. Wir maßen den oxidativen Stress und stellten fest: Zwar war er nach der Operation deutlich geringer, aber nicht bei null. Das beweist, dass das Krebsrisiko auch nach erfolgreicher Operation fortbesteht.
Heute dient die Antirefluxoperation vor allem der Symptomkontrolle – wenn Medikamente nicht ausreichen. Man kann dem Patienten also nicht garantieren, dass nach der Operation kein Krebs auftritt.
Dr. Anton Titov, MD: Sehr interessant. Wird die Operation zur Kontrolle der GERD-Symptome eingesetzt – senkt sie dennoch das Krebsrisiko? Oder bleibt es statistisch gleich?
Dr. Jari Rasanen, MD: Nach unseren Studien ist das nicht ganz klar, aber das Risiko scheint reduziert zu werden – allerdings nicht auf null. Daher lässt sich bei Einzelpersonen nicht vorhersagen, ob sie Krebs entwickeln werden.
Es kommt auf andere Faktoren an, etwa Entzündungen in der Schleimhaut. Dafür entnimmt man Biopsien. Besteht die Entzündung nach der Operation weiter, ist das ein Zeichen für ein verbleibendes Krebsrisiko.
Das bedeutet nicht, dass die Operation das Risiko nicht senkt – aber sie beseitigt es nicht vollständig. Diese Einsicht ist für GERD-Patienten sehr wichtig.