Zukunft der Anti-Aging-Forschung: Stammzellen und epigenetische Reprogrammierung.

Zukunft der Anti-Aging-Forschung: Stammzellen und epigenetische Reprogrammierung.

Can we help?

Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, ein führender Experte auf dem Gebiet der Altersbiologie, gibt Einblicke in die Zukunft der Anti-Aging-Forschung. Er erörtert die anhaltende Relevanz von Studien zu Rapamycin und Metformin und betont zugleich aufstrebende Forschungsfelder wie die epigenetische Reprogrammierung und Stammzelltherapien. Mit einem realistischen Blick skizziert er die Aussicht, die menschliche Gesundheitsspanne um ein Jahrzehnt oder mehr zu verlängern. Das Interview beleuchtet sowohl bekannte offene Fragen als auch mögliche Paradigmenwechsel in der Langlebigkeitsforschung.

Zukünftige Wege der Anti-Aging-Forschung: Von Rapamycin zur epigenetischen Reprogrammierung

Direkt zum Abschnitt

Aktuelle Interventionen und künftige klinische Studien

Laut Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, werden Rapamycin, Metformin und Kalorienrestriktion weiterhin zentrale Säulen der Altersforschung bleiben. Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, betont er, dass die kommenden fünf bis zehn Jahre entscheidende Daten liefern werden. Geplant sind randomisierte klinische Studien, die vor allem die Auswirkungen auf die Gesundheitspanne – nicht die Lebensverlängerung – untersuchen.

Dr. Kaeberlein erwartet deutlich bessere Daten zu Risiken und Wirksamkeit. Diese Forschung soll Klarheit für altersbedingte Indikationen schaffen und das Feld von anekdotischen Berichten hin zu robusten klinischen Belegen führen.

Epigenetische Uhren und Alterungsbiomarker

Epigenetische Veränderungen laufen mit dem Altern vorhersehbar ab und bilden die Grundlage für epigenetische Uhren. Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, erläutert, dass diese Uhren biologische Alterungsprozesse messen. Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, diskutiert er ihr Potenzial für personalisierte Altersbewertungen.

Im nächsten Jahrzehnt werden erhebliche Investitionen in die Entwicklung von Alterungsbiomarkern fließen. Ziel ist es, individuelle prädiktive Signaturen zu erstellen, die letztlich zeigen könnten, ob Anti-Aging-Interventionen bei bestimmten Personen wirken. Dr. Kaeberlein warnt jedoch, dass aktuelle kommerzielle Angebote zu biologischen Alterstests verfrüht sind.

Potenzial und Herausforderungen der epigenetischen Reprogrammierung

Die epigenetische Reprogrammierung mit Yamanaka-Faktoren gilt als vielversprechender Ansatz. Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, beschreibt die Begeisterung über die Wiederherstellung jugendlicher epigenetischer Muster. Diese Technik könnte Zellen und Gewebe in gealterten Organismen verjüngen.

Dr. Kaeberlein nennt zwei kritische offene Fragen: Erstens, ob sie die Gesundheitspanne signifikant verbessern oder die Lebensdauer verlängern kann. Zweitens geht es um Sicherheit und mögliche unerwünschte Folgen. Unternehmen wie Altos Labs investieren intensiv in diesen Forschungsbereich.

Stammzelltherapien gegen das Altern

Stammzelltherapien zählen ähnlich wie die epigenetische Reprogrammierung zu den aufstrebenden Ansätzen. Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, merkt an, dass diese Therapien zwar weiter entwickelt sind, aber noch robuste Daten fehlen. Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, äußert er sich zurückhaltend zu aktuellen Behauptungen.

Belege für Funktionsverbesserungen oder Lebensverlängerung durch Stammzelltherapien sind bislang begrenzt. Dennoch wird dieser Ansatz intensiv erforscht. Dr. Kaeberlein rechnet in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit aussagekräftigeren Daten.

Mögliche Paradigmenwechsel in der Langlebigkeitsforschung

Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, erwägt die Möglichkeit größerer Paradigmenwechsel in der Altersforschung. Er betont, dass sich neue Technologien rasant entwickeln und unerwartete Entdeckungen das Feld grundlegend verändern könnten.

Während aktuelle Interventionen die Gesundheitspanne um Jahrzehnte verlängern könnten, bieten Durchbruchstechnologien möglicherweise noch mehr. Dr. Kaeberlein bleibt offen für solche Szenarien, behält aber realistische Erwartungen. Unvorhergesehene Entwicklungen könnten transformative Ansätze hervorbringen.

Gesellschaftliche Auswirkungen der Gesundheitspanne

Eine Verlängerung der menschlichen Gesundheitspanne um 10–20 Jahre wäre ein großer Fortschritt. Dr. Matt Kaeberlein, MD, PhD, betont, dass dies die Lebensqualität dramatisch verbessern würde. Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, hält er dieses Ziel mit aktuellen Forschungsansätzen für realistisch.

Solche Fortschritte würden Hunderten Millionen Menschen und ihren Haustieren zugutekommen. Dr. Kaeberlein unterstreicht den Wert der Gesundheitspannenverlängerung gegenüber reiner Lebensverlängerung. So können Menschen zusätzliche Jahre bei guter Gesundheit verbringen statt in anhaltendem Abbau.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Professor Kaeberlein, wie sieht die Zukunft der Altersforschung aus? Werden wir in zehn Jahren noch über Metformin, Rapamycin und Kalorienrestriktion sprechen? Was zeichnet sich am Horizont ab? Welche Richtung nimmt die Forschung? Und wenn ich fragen darf: Es gibt bekannte und unbekannte Unbekannte – welche sind das in der Altersforschung?

Dr. Matt Kaeberlein, MD: Ja, ich denke, Rapamycin, Metformin und Kalorienrestriktion werden weiterhin relevant sein. Viele Teams forschen dazu, und das Tempo wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren anhalten.

Ich hoffe, wir verstehen bald, inwieweit diese Interventionen die Gesundheitspanne beeinflussen – wahrscheinlich nicht die Lebensdauer, aber die Gesundheitsspanne. Wir werden echte randomisierte klinische Studien sehen, nicht nur Anekdoten oder Datensammlungen, zu Mitteln wie Rapamycin und Metformin für altersbedingte Indikationen.

Ich bin zuversichtlich, dass dies in fünf bis zehn Jahren der Fall sein wird. Dann haben wir ein viel besseres Verständnis von Risiken und Wirksamkeit bei bekannten Unbekannten wie Rapamycin oder Metformin.

Einige Bereiche sind derzeit spannend, aber ihr langfristiger Nutzen und ihre Wirksamkeit sind noch unklar. Ein Beispiel ist die epigenetische Reprogrammierung. Die Begeisterung ist groß.

Wir wissen, dass epigenetische Veränderungen mit dem Alter vorhersehbar ablaufen – daher die Idee der epigenetischen Uhren. Diese Veränderungen lassen sich messen und geben Aufschluss über das chronologische und vielleicht biologische Alter.

Zwei Aspekte finde ich faszinierend: Erstens die Weiterentwicklung epigenetischer Uhren im Rahmen von Alterungsbiomarkern. Hier wird in den nächsten zehn Jahren viel investiert und geforscht.

Können wir personalisierte, individuelle Signaturen entwickeln, die den biologischen Alterungsprozess auf persönlicher Ebene abbilden und sogar die Wirksamkeit von Interventionen wie Rapamycin oder Kalorienrestriktion vorhersagen? Wirkt sie bei Ihnen basierend auf Ihrer persönlichen Alterssignatur?

Davon sind wir noch weit entfernt. Leider gibt es bereits unseriöse Anbieter, die behaupten, dies zu können – das stimmt nicht. Aber in fünf bis zehn Jahren könnte es soweit sein. Das Feld der Alterungsuhren steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber vielversprechend.

Damit eng verbunden ist die Umkehrung epigenetischer Alterungsveränderungen. Hier kommen die Yamanaka-Faktoren ins Spiel – die Vorstellung, epigenetische Muster auf einen jugendlichen Zustand zurückzusetzen und so Zellen und Gewebe bei gealterten Tieren oder Menschen zu verjüngen.

Dieser Bereich weckt großes Interesse. Viele Zuschauer wissen, dass Altos Labs hierauf fokussiert. Sie sehen Potenzial nicht nur für das Altern, sondern auch für regenerative Anwendungen.

Das ist eine Unbekannte, die man im Auge behalten sollte. In Zellen funktioniert es – ob es bei Tieren oder Menschen machbar ist, bleibt offen.

Zwei Fragen sind entscheidend: Erstens, funktioniert es wirklich? Kann epigenetische Reprogrammierung die Gesundheitspanne signifikant verbessern oder die Lebensdauer verlängern? Das wurde noch nicht gezeigt.

Zweitens, selbst wenn es funktioniert, ist es sicher? Gibt es unerwünschte Folgen, die eine Anwendung unpraktikabel machen? Das müssen wir abwarten.

In fünf Jahren werden wir wohl mehr wissen, in zehn Jahren vielleicht nicht alles. Ich verfolge diesen Bereich aufmerksam und bleibe gespannt.

Es fließen viele Investitionen in diesen Bereich, also rechne ich mit raschen Fortschritten. Stammzelltherapien sehe ich ähnlich. Sie sind zwar weiter entwickelt, aber noch immer unklar.

Meiner Ansicht nach gibt es noch keine robusten Daten, die belegen, dass Stammzelltherapien Funktion oder Lebensdauer signifikant verbessern. Aber viele Teams forschen dazu, und es macht Sinn. In fünf bis zehn Jahren wissen wir mehr.

Was die unbekannten Unbekannten betrifft: Das ist schwer zu sagen, eben weil sie unbekannt sind. Allgemein frage ich mich, ob wir einen großen Paradigmenwechsel erleben werden.

Ich bin nicht optimistisch, dass dies passiert, aber wir müssen bedenken, dass sich die Welt rasant verändert und ständig neue Technologien entstehen.

Es könnte eine größere, unerwartete Entdeckung geben, die alles auf den Kopf stellt. Derzeit wäre es optimistisch anzunehmen, dass wir mit Mitteln wie Rapamycin, Metformin oder anderen pharmakologischen oder genetischen Interventionen mehr als ein oder zwei Jahrzehnte Gesundheitspanne gewinnen können.

Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber das ist meine grobe Schätzung. Mal sehen, was die epigenetische Reprogrammierung bringt. Ich bin nicht optimistisch, dass sie besser abschneiden wird als bestehende Ansätze. Vielleicht ist sie sogar weniger nützlich.

Wird es etwas Paradigmenwechselndes geben? Das ist unmöglich zu sagen. Aber möglich ist es. Ich kann nicht vorhersagen, was es sein könnte, aber es könnte passieren.

Ich hoffe es, denn das würde das Feld noch spannender und relevanter machen. Aber ich möchte die Bedeutung dessen, was wir haben, nicht schmälern. Eine Verlängerung der menschlichen Gesundheitspanne um 20 Jahre wäre bereits ein großer Erfolg.

Es ist wichtig, die potenziellen Auswirkungen zu würdigen. Das halte ich für sehr realistisch. Ich wäre enttäuscht, wenn wir das mit heutigen Mitteln nicht schaffen würden.

Ich möchte den Wert der derzeitigen Strategien gegen das biologische Altern und ihre möglichen Auswirkungen auf Gesellschaft und Lebensqualität von Hunderten Millionen Menschen – und ihren Haustieren – nicht unterschätzen. Das im Blick zu behalten, ist wirklich wichtig und wertvoll.

Dr. Anton Titov, MD: Zehn Jahre zusätzliche Gesundheitspanne wären ein großer Gewinn. Und es ist wichtig, die Gesundheitspanne zu betonen, nicht nur die Lebensdauer.

Dr. Matt Kaeberlein, MD: Ganz genau.