HER2-positives Mammakarzinom: Therapieoptionen. Tucatinib. Trastuzumab Deruxtecan. 4

HER2-positives Mammakarzinom: Therapieoptionen. Tucatinib. Trastuzumab Deruxtecan. 4

Can we help?

Dr. Giuseppe Curigliano, ein führender Experte für die Therapie von HER2-positivem Brustkrebs, erläutert die jüngsten Fortschritte in der Behandlung dieses aggressiven Subtyps. Er geht detailliert auf die bedeutende Rolle neuer Medikamente ein, wie etwa des Tyrosinkinasehemmers Tucatinib bei Hirnmetastasen, und auf das transformative Potenzial des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats Trastuzumab Deruxtecan. Dieses wird voraussichtlich zum neuen Behandlungsstandard sowohl im metastasierten als auch im frühen Stadium werden und könnte sogar einige Patientinnen mit oligometastatischer Erkrankung heilen.

Fortschrittliche Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs: Neue Therapien und zukünftige Richtungen

Direkt zum Abschnitt

Überblick über HER2-positiven Brustkrebs

HER2-positiver Brustkrebs macht bis zu 20 % aller Brustkrebsdiagnosen aus. Wie Dr. Giuseppe Curigliano, MD, erläutert, ist dieser Subtyp für sein aggressives Verhalten bekannt und war historisch mit einer schlechteren Prognose verbunden. Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, wird deutlich, wie moderne Therapien diese Einschätzung grundlegend verändern und die Behandlungsergebnisse verbessern.

Tucatinib zur Behandlung und bei Hirnmetastasen

Eines der vielversprechendsten neuen Medikamente ist Tucatinib, ein niedermolekularer Tyrosinkinasehemmer. Dr. Giuseppe Curigliano, MD, betont, dass Tucatinib in der Drittlinientherapie des metastasierten HER2-positiven Brustkrebses sowohl das Gesamtüberleben als auch das progressionsfreie Überleben signifikant verbessert. Ein entscheidender Fortschritt ist seine Wirksamkeit bei Patienten mit Hirnmetastasen – ein Bereich mit großem ungedecktem medizinischem Bedarf in der Onkologie.

Trastuzumab Deruxtecan und das Potenzial von ADCs

Eine weitere bahnbrechende Therapie ist Trastuzumab Deruxtecan. Dieses Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) wurde entwickelt, um Chemotherapie gezielt an HER2-positive Krebszellen zu liefern. Dr. Giuseppe Curigliano, MD, beschreibt es als hocheffektive Behandlung für HER2-positive Tumore. Der gezielte Wirkmechanismus ermöglicht eine gesteigerte Wirksamkeit bei möglicherweise geringeren Nebenwirkungen im Vergleich zur herkömmlichen Chemotherapie.

Ein neuer Behandlungsstandard in der Erstlinientherapie

Laut Dr. Curigliano hat Trastuzumab Deruxtecan das Potenzial, zum neuen Behandlungsstandard in der Erstlinientherapie des metastasierten HER2-positiven Brustkrebses zu werden. Diese Einschätzung stützt sich auf seine beeindruckende klinische Wirksamkeit, die etablierte Behandlungsparadigmen ablösen könnte. Die Perspektive von Dr. Giuseppe Curigliano, MD, unterstreicht eine bedeutende Entwicklung im onkologischen Management dieser Erkrankung ab Diagnosestellung im metastasierten Stadium.

Heilung des oligometastatischen Brustkrebses

Eine besonders hoffnungsvolle Einsicht von Dr. Curigliano betrifft das Heilungspotenzial. Er erklärt: "Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem neuen Ansatz einige Patienten mit oligometastatischem Brustkrebs potenziell heilen können." Diese Aussage markiert einen dramatischen Wandel: Statt metastasierten Brustkrebs ausschließlich als chronische, unheilbare Erkrankung zu betrachten, rückt das Erreichen langfristiger Remission oder sogar Heilung für eine Patientengruppe in greifbare Nähe.

Die Zukunft der Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium

Die Innovation beschränkt sich nicht auf metastasierte Erkrankungen. Dr. Curigliano bestätigt, dass klinische Studien für HER2-positiven Brustkrebs im Frühstadium geplant sind. Neue Forschung wird den Einsatz von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten wie Trastuzumab Deruxtecan im neoadjuvanten Setting – also vor Operationen – untersuchen. Diese Studien werden das ADC direkt mit der aktuellen Standard-neoadjuvanten Chemotherapie, einer Kombination aus Trastuzumab und Pertuzumab, vergleichen.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate ersetzen Standardchemotherapie

Dr. Giuseppe Curigliano, MD, schließt mit einer visionären Aussage zur Zukunft der Krebsbehandlung. Seiner Überzeugung nach werden "Antikörper-Wirkstoff-Konjugate die neuen intelligenten Chemotherapien sein, die künftig die Standardchemotherapie vollständig ersetzen." Dies deutet auf einen Wandel hin zu gezielteren, wirksameren und potenziell verträglicheren Behandlungen in der gesamten Onkologie hin. Der Dialog mit Dr. Anton Titov, MD, erfasst einen entscheidenden Moment, in dem diese "intelligenten" Therapien beginnen, Patientenversorgung und -ergebnisse neu zu definieren.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: HER2-positiver Brustkrebs wird bei bis zu 20 % aller Brustkrebsfälle diagnostiziert. Da er tendenziell aggressiver verläuft, war die Prognose historisch schlechter.

Dr. Anton Titov, MD: Welche Nuancen in der Therapie des HER2-positiven Brustkrebses zeichnen sich heute ab? Welche fortgeschrittenen Behandlungen stehen in naher Zukunft bevor?

Dr. Giuseppe Curigliano, MD: Ich sehe zwei vielversprechende Medikamente für HER2-positiven Brustkrebs. Eins wird bereits eingesetzt: Tucatinib, ein niedermolekularer Tyrosinkinasehemmer. In der Drittlinientherapie zeigte es sowohl einen Überlebensvorteil als auch ein verbessertes progressionsfreies Überleben.

Außerdem wirkt es bei Patienten mit Hirnmetastasen infolge von Brustkrebs – ein bisher ungedeckter medizinischer Bedarf. Das andere Medikament ist Trastuzumab Deruxtecan. Dieses Antikörper-Wirkstoff-Konjugat ist bei HER2-positiven Erkrankungen sehr wirksam.

Meiner Meinung nach könnte Trastuzumab Deruxtecan künftig zum neuen Behandlungsstandard in der Erstlinientherapie von HER2-positivem Brustkrebs werden. Und ich bin überzeugt: Wenn wir alle oligometastatischen Brustkrebserkrankungen mit diesem neuen Ansatz behandeln, können wir einige Patienten potenziell heilen.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate werden die intelligenten Chemotherapien der Zukunft sein und die Standardchemotherapie vollständig ersetzen.

Dr. Anton Titov, MD: Das betrifft also vor allem den metastasierten, fortgeschrittenen HER2-positiven Brustkrebs. Zeichnet sich auch etwas für die frühe Primärdiagnose von HER2-positivem Brustkrebs ab?

Dr. Giuseppe Curigliano, MD: Ja, wir starten demnächst eine neue klinische Studie, die ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat im neoadjuvanten Setting bei HER2-positivem Brustkrebs einsetzt. Dabei soll Trastuzumab Deruxtecan mit der Standardchemotherapie – Trastuzumab plus Pertuzumab – bei Patienten mit frühem HER2-positivem Brustkrebs verglichen werden.