HIPEC versus EPIC: Ein Vergleich der Behandlungsansätze beim metastasierenden Peritonealkarzinom.

HIPEC versus EPIC: Ein Vergleich der Behandlungsansätze beim metastasierenden Peritonealkarzinom.

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Dr. Nelya Melnitchouk, MD, eine führende Expertin für Peritonealkarzinose, erläutert die entscheidenden Unterschiede zwischen HIPEC- und EPIC-Behandlungen bei metastasierendem Bauchfellkrebs. Sie beschreibt detailliert, wie diese fortgeschrittenen intraperitonealen Chemotherapieverfahren (zunächst ausgeschrieben, dann abgekürzt) wirken. Dr. Melnitchouk geht auf den Zeitpunkt, die verwendeten Zytostatika und die Patientenauswahl für jedes Verfahren ein. Zudem diskutiert sie eine laufende klinische Studie, die die Wirksamkeit von HIPEC und EPIC direkt vergleicht. Ziel ist es, nach der zytoreduktiven Chirurgie mikroskopische Krebszellen zu eliminieren.

HIPEC vs. EPIC: Fortschrittliche Behandlungsoptionen bei Peritonealkarzinose

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Grundlagen der Peritonealkarzinose

Peritoneale Oberflächenmalignome entstehen, wenn Krebszellen in das Bauchfell (Peritoneum) streuen. Laut Dr. Nelya Melnitchouk, MD, gehen diese Metastasen häufig von Primärtumoren wie kolorektalem Karzinom, Appendixkarzinom oder Mesotheliom aus. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass sie oft nur begrenzt auf eine alleinige systemische Chemotherapie ansprechen.

Grundpfeiler der Behandlung ist die zytoreduktive Chirurgie, bei der alle sichtbaren Tumordepots in der Bauchhöhle entfernt werden. Dr. Melnitchouk betont, dass dabei jedoch stets mikroskopische Krebszellen zurückbleiben. Genau hier setzt die intraperitoneale Chemotherapie an, um diese verbliebenen Zellen gezielt zu bekämpfen.

Details zum HIPEC-Verfahren

Die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) schließt sich direkt an die zytoreduktive Chirurgie an. Dr. Melnitchouk beschreibt, wie dabei eine auf 42 °C (107,6 °F) erwärmte Chemotherapielösung für 90 bis 100 Minuten im Bauchraum zirkuliert. Die Wärme spielt eine entscheidende Rolle, da Krebszellen empfindlicher auf Hitze reagieren als gesundes Gewebe.

Während des Eingriffs hat die Patientensicherheit oberste Priorität. Das chirurgische Team, einschließlich des Anästhesisten, überwacht kontinuierlich die Kerntemperatur des Patienten. Gegebenenfalls kommen Kühldecken zum Einsatz, um eine Überhitzung zu vermeiden. Nach Abschluss der HIPEC wird der Bauchraum verschlossen und die normale postoperative Erholung beginnt.

Details zum EPIC-Verfahren

Die frühpostoperative intraperitoneale Chemotherapie (EPIC) setzt zeitlich später ein. Wie Dr. Melnitchouk erläutert, beginnt EPIC nach Abschluss der Operation, sobald der Patient stabil ist – idealerweise am 1. oder 2. postoperativen Tag.

Die frühzeitige Verabreichung ist biologisch begründet: Nach jeder Operation bilden sich schnell Verwachsungen (Adhäsionen), die Taschen formen und Krebszellen vor der Chemotherapie abschirmen könnten. Durch den frühen EPIC-Start soll die Verteilung der Wirkstoffe maximiert werden, bevor solche Barrieren entstehen. Die Behandlung erstreckt sich typischerweise über drei Tage.

Auswahl der Chemotherapeutika

Die Wahl des Chemotherapeutikums richtet sich nach Ursprung und Histologie des Primärtumors. Bei kolorektalen und Appendixkarzinomen sind Mitomycin C oder Oxaliplatin Standard für HIPEC, während bei Mesotheliom oder Ovarialkarzinom oft Cisplatin – teils kombiniert mit Mitomycin C – zum Einsatz kommt.

Dr. Melnitchouk weist auf einen pharmakologischen Unterschied hin: HIPEC verwendet meist Mitomycin C, wohingegen EPIC-Protokolle häufig auf FUDR (Floxuridin) und Leucovorin setzen. Derzeit basiert die Auswahl auf dem Tumortyp; Gentests spielen aufgrund fehlender Evidenz noch keine Rolle.

Klinische Studienvergleiche

Aktuell läuft eine klinische Studie, die HIPEC und EPIC direkt vergleicht. Dr. Melnitchouk ist an dieser Forschung beteiligt, die sich auf Patienten mit peritoneal metastasiertem kolorektalem oder Appendixkarzinom konzentriert. Ziel ist es, hochwertige Evidenz zu liefern, welche Methode bessere Ergebnisse erzielt.

Die Studie untersucht die theoretischen Vorteile beider Ansätze: HIPEC nutzt Hitze während der Operation, EPIC eine längere Expositionszeit danach. Sie soll klären, welcher Faktor – Hitze oder Dauer – für das Überleben entscheidender ist.

Wiederholungseingriffe & Herausforderungen

Wiederholte HIPEC- oder EPIC-Eingriffe sind komplex. Die initiale Behandlung verursacht erhebliche Verwachsungen und Narbenbildung, was folgende Operationen technisch anspruchsvoller macht.

Dennoch werden Rezidive manchmal erneut behandelt. Wie Dr. Melnitchouk ausführt, kann bei Wiederholungseingriffen – falls initially Mitomycin C verwendet wurde – auf Oxaliplatin gewechselt werden. Solche Eingriffe erfordern ein hochspezialisiertes Team mit Erfahrung in Re-Operationen der Peritonealhöhle.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Sie leiten ein Programm für peritoneale Malignome an einem großen US-Krankenhaus. HIPEC begleitet meist die mikrochirurgische Resektion von Peritonealmetastasen. Was gibt es Neues in der HIPEC-Behandlung? Welche Varianten stehen Patienten heute zur Verfügung?

Dr. Nelya Melnitchouk, MD: Unser Programm behandelt Patienten mit peritoneal metastasiertem kolorektalem Karzinom, Appendixkarzinom und Mesotheliom. Oft sprechen diese Patienten kaum auf systemische Chemotherapie an. Eine Option ist die Zytoreduktion: Wir entfernen alle sichtbaren Tumoren chirurgisch und geben dann intraperitoneale Chemotherapie.

Die Logik dahinter: Nach Entfernung der sichtbaren Herde verbleiben mikroskopische Zellen. Die lokale Chemotherapie soll diese abtöten. Es gibt zwei Methoden: HIPEC erfolgt während der Operation über 90–100 Minuten mit erwärmter Chemotherapie. Die Hitze steigert die Wirksamkeit. EPIC startet postoperativ über einen Port, meist für drei Tage, sobald der Patient stabil ist. Wir vergleichen beide Ansätze aktuell in einer Studie bei kolorektalen und Appendixmalignomen.

Dr. Anton Titov, MD: Auf welche Temperatur wird die Chemotherapielösung erwärmt?

Dr. Nelya Melnitchouk, MD: Auf 42 °C. Während der Verabreichung überwacht der Anästhesist die Körpertemperatur des Patienten. Bei Bedarf setzen wir Kühldecken ein, um Überhitzung zu vermeiden.

Dr. Anton Titov, MD: Wann beginnt EPIC nach der Operation?

Dr. Nelya Melnitchouk, MD: Idealweise am 1. postoperativen Tag, sofern der Patient stabil ist. Manchmal verschiebt es sich auf Tag 2. Ziel ist ein früher Start, weil sich schnell Verwachsungen bilden, die die Chemotherapie-Verteilung behindern könnten.

Dr. Anton Titov, MD: EPIC erstreckt sich also über mehrere Tage, im Gegensatz zur kurzen HIPEC während der OP?

Dr. Nelya Melnitchouk, MD: Genau. Der Vorteil ist die längere Einwirkzeit. Wir verwenden unterschiedliche Medikamente: Bei HIPEC meist Mitomycin C, bei EPIC FUDR (Floxuridin) und Leucovorin. Andere Zentren nutzen andere Schemata. Unsere Studie vergleicht beide Methoden.

Dr. Anton Titov, MD: Wie wählen Sie die Chemotherapeutika für HIPEC aus? Basierend auf Primärtumor oder Histologie? Spielen Gentests eine Rolle?

Dr. Nelya Melnitchouk, MD: Die Auswahl richtet sich nach dem Primärtumor. Bei Appendix- und kolorektalem Karzinom setzen wir Mitomycin C oder Oxaliplatin ein, bei Mesotheliom oder Ovarialkarzinom Cisplatin. Gentests werden nicht durchgeführt; dafür fehlt die Evidenz.

Dr. Anton Titov, MD: Wie oft werden Wiederholungseingriffe durchgeführt?

Dr. Nelya Melnitchouk, MD: Wiederholungen sind schwierig, weil die erste Operation bereits Verwachsungen verursacht. Dennoch führen wir sie durch. Wenn initially Mitomycin C verwendet wurde, wechseln wir bei Re-HIPEC oft zu Oxaliplatin. Solche Eingriffe erfordern viel Erfahrung.