Hormonrezeptor-positives, HER2-negatives Mammakarzinom. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. 3

Hormonrezeptor-positives, HER2-negatives Mammakarzinom. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. 3

Can we help?

Dr. Giuseppe Curigliano, ein führender Experte für Brustkrebs und frühe Arzneimittelentwicklung, erläutert die neuesten Fortschritte in der Behandlung von hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Brustkrebs. Er geht detailliert auf den Einsatz von PI3K-alpha-Inhibitoren wie Alpelisib bei Patientinnen mit spezifischen Mutationen ein und hebt das revolutionäre Potenzial von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (AWK) wie Trastuzumab Deruxtecan hervor. Diese "Trojanisches-Pferd"-Therapien transportieren hochwirksame Chemotherapeutika gezielt zu Krebszellen, steigern so die Wirksamkeit und reduzieren gleichzeitig die Toxizität. Dr. Curigliano diskutiert zudem die Zukunft oraler selektiver Östrogenrezeptor-Downregulatoren (SERDs), die eine verbesserte Lebensqualität und Therapietreue für Patientinnen versprechen.

Fortschrittliche Behandlungen für hormonrezeptorpositives, HER2-negatives Mammakarzinom

Direktnavigation

PI3K-Inhibitoren bei mutiertem Brustkrebs

Für Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Brustkrebs bieten gezielte Therapien gegen spezifische Mutationen eine wichtige neue Behandlungsoption. Laut Dr. Giuseppe Curigliano, MD, weisen etwa 41 % dieser Patientinnen eine Mutation im PI3K-Signalweg auf. Für diese Gruppe hat sich der alpha-selektive PI3K-Inhibitor Alpelisib in Kombination mit der endokrinen Therapie Fulvestrant als wirksam erwiesen, um das progressionsfreie Überleben zu verlängern. Dies ist ein Schritt hin zu personalisierten, biomarkerbasierten Strategien bei fortgeschrittenem Brustkrebs.

Was sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate?

Eine revolutionäre neue Wirkstoffklasse in der Brustkrebstherapie sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (AWK). Dazu zählen, wie Dr. Giuseppe Curigliano, MD, erläutert, Substanzen wie Sacituzumab Govitecan, Trastuzumab Deruxtecan und Ladiratuzumab Vedotin. Diese komplexen Moleküle kombinieren die präzise Zielsteuerung monoklonaler Antikörper mit der zellabtötenden Wirkung von Chemotherapeutika. Ihre Entwicklung markiert einen bedeutenden Wandel in der Verabreichung zytotoxischer Substanzen.

Wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugate wirken

Der Wirkmechanismus von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (AWK) ist elegant und hoch effektiv – oft als "Trojanisches Pferd"-Strategie bezeichnet. Dr. Giuseppe Curigliano, MD, erklärt, dass der Antikörperteil ein spezifisches Signal oder Antigen auf der Oberfläche von Krebszellen erkennt und bindet. Nach der Bindung wird der gesamte Komplex in die Zelle aufgenommen. Der Antikörper trägt eine hohe Konzentration an Chemotherapeutika, die direkt im Inneren der Krebszelle freigesetzt werden. Diese gezielte Abgabe schont gesundes Gewebe, was zu einem besseren therapeutischen Index und deutlich geringerer Gesamttoxizität im Vergleich zur herkömmlichen Chemotherapie führt.

Künftige klinische Studien für ER-positives Mammakarzinom

Die Anwendung von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (AWK) wird durch laufende Forschung auf neue Patientinnengruppen ausgeweitet. Dr. Giuseppe Curigliano, MD, hebt die DESTINY-Breast06-Studie hervor – eine prospektive, randomisierte klinische Studie für ER-positive Brustkrebspatientinnen nach Progress unter CDK4/6-Inhibitoren. Hier erhalten Patientinnen randomisiert entweder das AWK Trastuzumab Deruxtecan – selbst bei nur sehr geringer HER2-Expression – oder eine vom Prüfarzt gewählte Standardchemotherapie. Diese Studie könnte die Behandlungssequenz und Biomarker-Testung für diese große Patientinnengruppe neu definieren.

Die Zukunft oraler SERD-Therapien

Neben Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten entwickelt sich auch die endokrine Therapie bei hormonpositivem Brustkrebs weiter. Dr. Curigliano verweist auf neue orale selektive Östrogenrezeptor-Degrader (SERD). Diese Medikamente der nächsten Generation erfüllen dieselbe Funktion wie bestehende injizierbare endokrine Therapien, sind jedoch oral verfügbar. Dieser Wechsel wird voraussichtlich die Lebensqualität und Therapietreue bei Langzeitbehandlung deutlich verbessern, was für die Behandlung dieser chronischen Erkrankung entscheidend ist.

Der tumorspezifische Ansatz in der Krebstherapie

Die Innovation der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate ist Teil eines breiteren Trends in der Onkologie, der als "tumoragnostischer" oder "histologieunabhängiger" Ansatz bekannt ist. Wie Dr. Giuseppe Curigliano, MD, erörtert, basiert diese Strategie auf der Behandlung von Krebs nach den spezifischen molekularen Eigenschaften eines Tumors und nicht allein nach seinem Ursprungsgewebe. Während Radiopharmaka-Konjugate bereits auf diese Weise bei anderen Krebsarten eingesetzt werden, ist Dr. Curigliano überzeugt, dass ein ähnlicher, biomarkerbasierter Ansatz in naher Zukunft Standard in der Brustkrebstherapie werden wird – und neue Hoffnung für Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung bietet.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Sie leiten das Early Drug Discovery Program am Europäischen Institut für Onkologie und konzentrieren sich speziell auf die Behandlung von Brustkrebs und anderen soliden Tumoren. Könnten wir die Fortschritte in der Brustkrebsbehandlung in drei Hauptsituationen besprechen? Das hormonrezeptorpositive Mammakarzinom, das HER2/neu-positive Mammakarzinom und das triple-negative Mammakarzinom, das historisch eine sehr schwierige Prognose hatte. Vielleicht könnten wir mit dem östrogen- und progesteronrezeptorpositiven, aber HER2/neu-negativen Mammakarzinom beginnen. Was gibt es Neues in der Behandlung für diese Brustkrebspatientinnen?

Dr. Giuseppe Curigliano, MD: Bei diesen Patientinnen können wir alpha-selektive PI3K-Inhibitoren einsetzen. Wir wissen, dass 41 % von ihnen eine PI3K-Mutation aufweisen. In dieser Gruppe kann man Alpelisib, einen alpha-selektiven PI3K-Inhibitor, mit Fulvestrant kombinieren. Dies verbessert das progressionsfreie Überleben.

Zukünftig werden beim ER-positiven Mammakarzinom vermutlich auch Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (AWK) zum Einsatz kommen. Derzeit läuft eine prospektive, randomisierte klinische Studie (DESTINY-Breast06) für Patientinnen, die unter CDK4/6-Inhibitoren progredient sind. Sie erhalten randomisiert entweder Trastuzumab Deruxtecan – selbst bei nur sehr geringer HER2/neu-Expression – oder eine vom Prüfarzt gewählte Chemotherapie.

Das sind Behandlungen, die in absehbarer Zeit verfügbar sein könnten. In fünf Jahren könnten wir diese Therapien haben, vielleicht auch die neuen oralen SERD (orale selektive Östrogenrezeptor-Degrader). Das sind spezielle Östrogenrezeptor-Degrader, die oral eingenommen werden können, mit besserer Lebensqualität und höherer Therapietreue für die Patientinnen.

Dr. Anton Titov, MD: Das ist sehr interessant. Sie erwähnen eine völlig neue Art von Wirkstoff-Konjugaten, Antikörper-Wirkstoff-Konjugat-Medikamenten. Was sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate?

Dr. Giuseppe Curigliano, MD: Konkret sind das Sacituzumab Govitecan, Trastuzumab Deruxtecan und Ladiratuzumab Vedotin.

Dr. Anton Titov, MD: Und was ist das Prinzip hinter dieser neuen Klasse von Brustkrebsmedikamenten?

Dr. Giuseppe Curigliano, MD: Es ist wie ein Trojanisches Pferd. Man zielt auf ein spezifisches Signal auf der Brustkrebszelle. Der Antikörper ist mit einer sehr hohen Konzentration an Chemotherapeutika gekoppelt, die direkt in die Krebszellen gelangen und gesundes Gewebe schonen. So erreicht man einen besseren therapeutischen Index und geringere Toxizität der Brustkrebschemotherapie.

Dr. Anton Titov, MD: Das scheint ein sehr revolutionäres Paradigma zu sein. Es gibt auch Antikörper-Konjugate mit lokal wirksamen Radiopharmaka. Diese werden bereits in der Medizin eingesetzt.

Dr. Giuseppe Curigliano, MD: Dies ist ein neuer Ansatz in der Krebstherapie. Wir können ihn als tumorspezifischen Ansatz bezeichnen. Ich bin sicher, dass wir in Zukunft einen ähnlichen Ansatz auch beim Brustkrebs haben werden.