Dr. Anton Titov, MD, untersucht diese entscheidenden Mechanismen.
Die Rolle chronischer Entzündungen beim Altern und für die Langlebigkeit
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- Zusammenhang zwischen Entzündung und Langlebigkeit
- Chronische Entzündung im Alterungsprozess
- Dynamische Bandbreite in biologischen Signalwegen
- Rolle von mTOR und Rapamycin
- Interventionen für langfristige Gesundheit
- Vollständiges Transkript
Zusammenhang zwischen Entzündung und Langlebigkeit
Dr. Brian Kennedy, MD, untersucht den kritischen Zusammenhang zwischen systemischen Entzündungen und dem Alterungsprozess. Er erläutert, dass die Reduktion chronischer, niedriggradiger Entzündungen eine wirksame Strategie zur Förderung der Langlebigkeit sein könnte. Dr. Anton Titov, MD, leitet die Diskussion ein, indem er fragt, ob gängige entzündungshemmende Medikamente wie niedrigdosiertes Aspirin den Alterungsprozess verlangsamen könnten. Die langfristige Einnahme von Aspirin steht im Zusammenhang mit einem verringerten Risiko für bestimmte Krebsarten – ein Hinweis auf den tiefgreifenden Zusammenhang zwischen Entzündungskontrolle und Gesundheitsspanne.
Chronische Entzündung im Alterungsprozess
Dr. Brian Kennedy, MD, betont, dass Entzündungen nicht per se schädlich sind. Akute Entzündungen sind eine lebenswichtige, gesunde Reaktion auf Verletzungen oder Infektionen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Wundheilung und der Abwehr von Krankheitserregern. Das zentrale Problem des Alterns liegt jedoch darin, dass der Körper diesen Entzündungszustand nicht mehr auflösen kann. Statt abzuklingen, bleiben Entzündungssignale auf niedrigem bis mittlerem Niveau bestehen. Diese chronische Entzündung schädigt das Gewebe über Jahre und Jahrzehnte hinweg.
Dynamische Bandbreite in biologischen Signalwegen
Ein Schlüsselkonzept, das Dr. Brian Kennedy, MD, einführt, ist der altersbedingte Verlust der „dynamischen Bandbreite“. Junge Menschen verfügen über eine hohe Anpassungsfähigkeit ihrer biologischen Systeme. Ihre Entzündungswege lassen sich bei Bedarf stark aktivieren und anschließend wieder vollständig deaktivieren. Mit dem Alter schwindet diese Fähigkeit, sodass Signalwege wie die Entzündung in einem semi-aktivierten Zustand verharren. Dieser Flexibilitätsverlust macht den älteren Körper weniger widerstandsfähig gegenüber physiologischen Herausforderungen. Die Erhaltung dieser jugendlichen dynamischen Bandbreite ist ein Hauptziel der Langlebigkeitsforschung.
Rolle von mTOR und Rapamycin
Im Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD, kommt der mTOR-Signalweg (mechanistic Target of Rapamycin) zur Sprache – ein zentraler Regulator von Zellwachstum und -stoffwechsel. Dr. Brian Kennedy, MD, erklärt, dass mTOR, ähnlich wie die Entzündung, nicht einfach abgeschaltet werden sollte. Für eine normale Zellfunktion muss er zu bestimmten Zeiten aktiv sein. Beim Altern ist jedoch die basale mTOR-Aktivität erhöht. Niedrigdosiertes Rapamycin wirkt seiner Ansicht nach nicht durch Abschaltung, sondern durch Unterdrückung dieser altersbedingten Überaktivität. Dieser Eingriff hilft, die gesunde dynamische Bandbreite des Signalwegs zu bewahren, was sich langfristig positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Interventionen für langfristige Gesundheit
Dr. Brian Kennedy, MD, vertritt die Ansicht, dass die erfolgreichsten lebensverlängernden Maßnahmen darauf abzielen, die dynamische Bandbreite wiederherzustellen. Dieses Prinzip gilt für zahlreiche biologische Signalwege, die über Entzündung und mTOR hinausgehen. Ziel ist nicht die dauerhafte Unterdrückung eines Signalwegs, sondern seine Rekalibrierung, um eine jugendliche Funktionsweise zu ermöglichen. Dieser Ansatz befähigt den Körper erneut, angemessen auf Reize zu reagieren. Obwohl nicht allgemein anerkannt, bietet dieses Modell laut Dr. Kennedy eine überzeugende Erklärung dafür, wie Rapamycin und ähnliche Substanzen die Langlebigkeit fördern könnten.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Entzündung und Langlebigkeit. Kann die Reduzierung von Entzündungen zur Langlebigkeit beitragen? Kann zum Beispiel niedrigdosiertes Aspirin helfen, das Altern zu verlangsamen? Aspirin scheint systemische Entzündungen zu reduzieren, auch wenn die Wirkung in niedrigen Dosen nicht stark spürbar ist. Über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg zeigt es jedoch eine Reduktion bestimmter Krebsarten.
Wie hängen niedriggradige Entzündungen mit Langlebigkeit zusammen?
Dr. Brian Kennedy, MD: Man könnte eine ganze Sendung über NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), deren chronische Anwendung und langfristige gesundheitliche Auswirkungen machen. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber ich sehe Vorteile darin, chronische Entzündungen im Alter einzudämmen. Wir neigen dazu, Entzündungen als etwas Schlechtes zu betrachten, was nicht ganz richtig ist. Bei einer Verletzung oder Infektion ist die Entzündungsreaktion entscheidend – sie hilft bei der Wundheilung oder der Bekämpfung von Erregern.
Das Problem ist: Wenn man jung ist, werden die Entzündungssignale nach überstandener Herausforderung wieder heruntergefahren, und man kehrt in einen gesunden Zustand zurück. Beim Altern hingegen beobachten wir einen Anstieg chronischer Entzündungen. Es kommt zu niedrig- bis mittelgradigen Entzündungssignalen, die konstant oder meistens aktiv sind. Das ist auf Dauer nicht gesund für das Gewebe.
Das veranschaulicht einen wichtigen Punkt beim Altern: Oft heißt es, wir müssten bestimmte Signalwege wie mTOR hoch- oder herunterregulieren. In Wahrheit geht es aber darum, die dynamische Bandbreite zu erhalten, die junge Menschen haben. Man braucht Entzündung, wenn sie nötig ist – aber sie sollte auch wieder abschaltbar sein. Beim Altern bleibt sie oft aktiv.
Der Verlust dieser Bandbreite macht den Körper weniger anpassungsfähig gegenüber Belastungen. Die meisten Interventionen, die die Lebensspanne verlängern, wirken meiner Ansicht nach genau so: Sie helfen, die dynamische Bandbreite dieser Signalwege zu bewahren.
mTOR ist ein Beispiel: Manchmal muss es aktiviert sein. Eine relativ niedrige Dosis Rapamycin unterdrückt nicht mTOR insgesamt, sondern die altersbedingt erhöhte basale Aktivität und erhält so die Bandbreite. Das ist langfristig gesundheitsfördernd – auch wenn nicht alle dieser Ansicht sind.
Dr. Anton Titov, MD: Darüber werden wir später noch genauer sprechen, ich habe noch einige Fragen speziell zu Rapamycin.