Dr. Randy Cron, MD, ein führender Experte für Zytokinsturmsyndrome, erläutert die komplexe Terminologie und Pathophysiologie des Makrophagenaktivierungssyndroms (MAS). Er verdeutlicht, dass MAS eine Form der sekundären hämophagozytischen Lymphohistiozytose (HLH) darstellt, die am häufigsten im Zusammenhang mit rheumatologischen Erkrankungen auftritt. Dr. Cron geht auf die Aktivierung von Makrophagen zu Histiozyten und deren zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen ein. Abschließend unterstreicht er die klinische Bedeutung der frühzeitigen Erkennung dieses lebensbedrohlichen Syndroms.
Makrophagenaktivierungssyndrom und Zytokinsturm verstehen
Abschnitte
- Was ist das Makrophagenaktivierungssyndrom?
- Terminologie und Benennungskonventionen
- Rheumatologische Ursprünge des MAS
- Pathophysiologie und Zellaktivierung
- Diagnosekriterien und klinische Marker
- Vollständiges Transkript
Was ist das Makrophagenaktivierungssyndrom?
Das Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS) ist eine schwerwiegende, lebensbedrohliche Komplikation rheumatischer Erkrankungen. Dr. Randy Cron, MD, beschreibt es als eine Form der sekundären hämophagozytischen Lymphohistiozytose (HLH). Dabei handelt es sich um einen hyperinflammatorischen Zustand, bei dem das Immunsystem gefährlich überreagiert.
Dr. Anton Titov, MD, leitet die Diskussion ein, indem er nach einer klaren Definition dieses komplexen Syndroms fragt. Das Gespräch unterstreicht die klinische Dringlichkeit, MAS frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Terminologie und Benennungskonventionen
In der Medizin werden für diesen hyperinflammatorischen Zustand mehrere Bezeichnungen verwendet, was zu Verwirrung führen kann. Dr. Randy Cron, MD, erläutert, dass der Titel seines Lehrbuchs bewusst "Zytokinsturm-Syndrom" lautet, um einen zugänglicheren Begriff zu etablieren. Diese Formulierung ist für Ärzte und Laien verständlicher als die fachsprachlichen historischen Bezeichnungen.
HLH oder hämophagozytische Lymphohistiozytose stammt aus der Hämatologie-Onkologie. Der Begriff wurde zunächst von Onkologen geprägt, die eine genetische Form der Erkrankung im Säuglingsalter behandelten. Dr. Randy Cron, MD, betont, dass die zugrundeliegenden Prozesse zwar ähnlich, aber nicht identisch sind.
Rheumatologische Ursprünge des MAS
Makrophagenaktivierungssyndrom ist die Bezeichnung, die Rheumatologen verwenden, wenn dieser Zustand in ihrem Patientengut auftritt. Dr. Randy Cron, MD, präzisiert, dass MAS am häufigsten im Zusammenhang mit adult-onset Still-Syndrom und systemischer juveniler idiopathischer Arthritis (SJIA) bei Kindern beobachtet wird.
Diese Klassifizierung unterscheidet es von den familiären oder Krebs-assoziierten Formen der HLH. Dr. Cron ordnet MAS unter dem Oberbegriff "Zytokinsturm-Syndrom" ein und betrachtet es als vereinheitlichendes Konzept statt als separate Entität.
Pathophysiologie und Zellaktivierung
Im Kern des Makrophagenaktivierungssyndroms steht die extreme Aktivierung von Immunzellen. Dr. Randy Cron, MD, beschreibt, wie Makrophagen aktiviert werden und sich in Histiozyten umwandeln. Diese überaktivierten Zellen lassen sich in Knochenmarkbiopsien und anderen Geweben nachweisen.
Ein Kennzeichen dieses Prozesses ist die Hämophagozytose, bei der diese aktivierten Histiozyten andere Blutzellen – einschließlich roter und weißer Blutkörperchen – umschließen. Dieses unter dem Mikroskop sichtbare Phänomen ist ein Schlüsselmerkmal der Erkrankung.
Diagnosekriterien und klinische Marker
Die Diagnose des Makrophagenaktivierungssyndroms stützt sich auf eine Kombination klinischer und laborchemischer Befunde. Dr. Randy Cron, MD, erläutert, dass das Vorhandensein von Hämophagozyten in mehreren Klassifikations- oder Diagnosekriterien für Zytokinsturm-Syndrome als Marker dient.
Er warnt jedoch, dass dieser Befund weder hochsensitiv noch hochspezifisch ist. Die Diagnose hängt daher von einem breiteren Spektrum an Indikatoren ab, darunter Ferritinspiegel, Fieber, Zytopenien und andere Anzeichen systemischer Entzündung. Dr. Anton Titov, MD, diskutiert die Bedeutung dieser Kriterien für Kliniker.
Vollständiges Transkript
Dr. Anton Titov, MD: Was ist das Makrophagenaktivierungssyndrom? Es ist auch als sekundäre hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH) bekannt. Ist HLH einfacher auszusprechen?
Dr. Randy Cron, MD: Leider gibt es wie bei vielen medizinischen Begriffen mehrere Namen für ähnliche, aber nicht identische Zustände. Einer der Gründe, warum wir unser Lehrbuch – kurz vor der Pandemie erschienen – "Zytokinsturm-Syndrom" nannten, war, einen relativ einfachen Begriff zu wählen, der leicht über die Lippen geht und für Ärzte wie Laien verständlich ist.
"Sturm" und "Syndrom" sind einfach. "Zytokin" ist für die meisten neu, aber nicht zu kompliziert. HLH ist, wie Sie sagten, ein Zungenbrecher. Für Laien ist es Jargon. Makrophagenaktivierungssyndrom ist nicht furchtbar, aber auch nicht ideal.
HLH wurde größtenteils von Hämatologen-Onkologen geprägt, also von Onkologen, die sich um die familiäre oder genetische Form im Säuglingsalter kümmerten.
Dr. Anton Titov, MD: Als Rheumatologen dies bei ihren Erkrankungen beobachteten – sei es adult-onset Still-Syndrom oder systemische juvenile idiopathische Arthritis (SJIA) bei Kindern, wo es am häufigsten auftritt – nannten sie es Makrophagenaktivierungssyndrom. Es handelt sich also um einen ähnlichen, aber nicht identischen Prozess.
Dr. Randy Cron, MD: Zumindest meiner Ansicht nach ist MAS ein Sammelbegriff für diese Erkrankungen, statt einer Aufsplitterung. Ich sehe sie unter dem breiteren Dach des Zytokinsturm-Syndroms, aber es ist einfach der Begriff, den Rheumatologen verwenden.
Im Rahmen dieses Prozesses werden Makrophagen aktiviert. Sie verwandeln sich in Histiozyten, die man im Knochenmark oder anderen biopsierten Geweben sehen kann. Sie sind so stark aktiviert, dass sie andere Zelltypen – rote und weiße Blutkörperchen – umschließen.
Das ist ein Marker. Er ist weder hochsensitiv noch hochspezifisch, aber er zeigt den Krankheitsprozess an. Das Vorhandensein dieser Hämophagozyten oder überaktivierten Makrophagen fließt in einige Klassifikations- oder Diagnosekriterien für Zytokinsturm-Syndrome ein.