Ab welchem Alter sind Anti-Aging-Maßnahmen sinnvoll? Bereits ab 25–30 Jahren oder erst ab 45?

Ab welchem Alter sind Anti-Aging-Maßnahmen sinnvoll? Bereits ab 25–30 Jahren oder erst ab 45?

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Dr. Brian Kennedy, MD, ein führender Experte für Altern und Langlebigkeit, erläutert das optimale Alter für den Beginn von Anti-Aging-Maßnahmen. Er vertritt einen lebenslangen Ansatz zur Verlängerung der gesunden Lebensjahre. Dr. Kennedy plädiert für eine frühzeitige Aufklärung über gesunde Lebensweisen. Ab dem 20. Lebensjahr empfiehlt er die Nutzung von Biomarkern zur Bestimmung des biologischen Alters. Klinische Interventionen zeigen die größte Wirksamkeit bei Personen zwischen 45 und 65 Jahren. Dieser Ansatz konzentriert sich auf Prävention, noch bevor chronische Erkrankungen entstehen.

Optimales Alter für den Beginn von Anti-Aging- und Langlebigkeitsinterventionen

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Klinischer Interventionsaltersbereich

Dr. Brian Kennedy, MD, nennt eine konkrete Altersgruppe für aktuelle klinische Studien zu Anti-Aging-Interventionen. Seine Forschung in Singapur konzentriert sich auf Personen zwischen 45 und 60 Jahren. Dr. Kennedy erläutert die Gründe für diese Auswahl: Bei gebrechlichen älteren Menschen funktionieren biologische Netzwerke oft nicht mehr optimal, was Interventionen weniger wirksam macht. Die Altersspanne von 45 bis 65 Jahren markiert ein kritisches Zeitfenster, in dem das Risiko für chronische Erkrankungen in naher Zukunft deutlich steigt. Dr. Anton Titov, MD, erkundet diesen Zeitpunkt im Gespräch mit Dr. Kennedy, um zu verstehen, wo Interventionen die größte Wirkung auf die Langlebigkeit entfalten können.

Lebensverlaufsansatz für Gesundheitspanne

Der effektivste Weg, die Gesundheitspanne zu maximieren, ist ein lebenslanger Ansatz. Dr. Brian Kennedy, MD, betont, dass in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Interventionen nötig sind. Er empfiehlt Regierungen und Gesundheitsorganisationen, diese umfassende Perspektive zu übernehmen. Ziel ist es, maßgeschneiderte Strategien von der Jugend bis ins höhere Alter umzusetzen. Dieser Ansatz sichert nachhaltige Auswirkungen auf die funktionelle Leistungsfähigkeit und die Gesundheit im Alter. Die Diskussion zwischen Dr. Kennedy und Dr. Anton Titov, MD, unterstreicht die Notwendigkeit, über die reine Krankheitsbehandlung hinauszugehen und proaktiv die Gesundheit über die gesamte Lebensspanne zu erhalten.

Frühe Bildung & gesunde Lebensstile

Langlebigkeitsprävention beginnt mit der Vermittlung gesunder Gewohnheiten in der Kindheit. Dr. Brian Kennedy, MD, skizziert die Grundpfeiler eines gesunden Lebensstils für junge Menschen: eine nährstoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und einen bewussten Umgang mit Stress. Werden diese Verhaltensweisen früh etabliert, schaffen sie eine solide Basis für langfristige Gesundheit. Dr. Kennedy ist überzeugt, dass diese frühe Bildung sowohl die lebenslange funktionale Kapazität als auch die Gesundheit im Alter maßgeblich beeinflusst. Dieses proaktive Bildungskonzept ist ein zentrales Thema in seinem Gespräch mit Dr. Anton Titov, MD.

Biomarker & biologische Altersbewertung

Biomarker des Alterns sind ein entscheidendes Werkzeug für Früherkennung und Bevölkerungsstratifizierung. Dr. Brian Kennedy, MD, empfiehlt, biologische Alterschecks in die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene ab 25 oder 30 Jahren zu integrieren. Liegt das biologische Alter fünf oder zehn Jahre über dem chronologischen, dient dies als Frühwarnsignal. Diese Daten ermöglichen proaktive Interventionen, lange bevor klinische Erkrankungen auftreten. Dr. Kennedy betont, dass Biomarker nicht nur die Wirksamkeit von Behandlungen messen, sondern auch für die initiale Diagnostik wertvoll sind. Diese präzise Überwachung ist ein Schlüsselelement moderner Langlebigkeitsstrategien, die er mit Dr. Anton Titov, MD, diskutiert.

Fokusverschiebung zur präventiven Versorgung

Das derzeitige Gesundheitsmodell wartet oft ab, bis Menschen schwer erkranken, bevor es handelt. Dr. Brian Kennedy, MD, beschreibt dies scherzhaft als "Geldausgeben, um Menschen so lange wie möglich krank zu halten". Er betont, dass er die lebensrettende Versorgung durch Ärzte sehr schätzt – gestützt auf eigene medizinische Erfahrungen. Dennoch plädiert er dafür, die reaktive Medizin durch bessere Prävention zu ergänzen. Dieser Wandel erfordert einen Lebensverlaufsansatz, der die Biologie des Alterns selbst ins Visier nimmt. Dr. Kennedys Einsichten, die er mit Dr. Anton Titov, MD, teilt, skizzieren eine überzeugende Vision: eine Zukunft, die sich auf den Erhalt von Gesundheit konzentriert, nicht nur auf die Behandlung von Krankheiten.

Vollständiges Transkript

Dr. Anton Titov, MD: Was denken Sie, basierend auf Ihrer reichen Erfahrung: In welchem Alter sollten Menschen beginnen, über Langlebigkeit nachzudenken? Mir ist klar, dass niemand zu alt oder zu jung ist – aber wo liegt das Gleichgewicht, wenn das Altern wirklich einsetzt? Welche Anti-Aging-Interventionen sind derzeit oder künftig verfügbar?

Dr. Brian Kennedy, MD: Dazu zwei Antworten. Wir führen unsere klinischen Interventionsstudien in Singapur durch; wir beginnen mit Menschen zwischen 45 und 60 Jahren. Wir zögern jedoch, gebrechliche Menschen einzubeziehen, weil bei ihnen vieles nicht mehr richtig funktioniert. Wenn man an Netzwerkeffekte glaubt, ist dieses Netzwerk nicht mehr intakt – und damit schwer zu erhalten.

Wir denken, dass Menschen zwischen 45 und 65 Jahren ein echtes Risiko haben, in naher Zukunft chronische Erkrankungen zu entwickeln. Auf sie können wir zunächst den größten Einfluss nehmen.

Die eigentliche Antwort ist jedoch: Wenn man die Gesundheitspanne maximieren will, braucht es einen Lebensverlaufsansatz. Wir müssen zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Maßnahmen ergreifen.

Es beginnt mit der Aufklärung von Kindern über gesunde Lebensstile – also gute Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressbewältigung. Wer dieses Verhalten früh vermittelt, hat enormen Einfluss, nicht nur auf die funktionale Leistungsfähigkeit im Leben, sondern auch auf die Gesundheit im Alter.

Wenn Menschen dann erwachsen sind, sollten wir ihre biologische Alterungsrate mit Biomarkern messen. Mit 25 oder 30 Jahren, bei der jährlichen Vorsorge, sollte das biologische Alter betrachtet werden. Liegt es fünf oder zehn Jahre höher, muss man handeln, bevor Krankheiten ausbrechen.

Biomarker eignen sich nicht nur zur Messung von Interventionen, sondern auch für die Diagnostik und Bevölkerungsstratifizierung. Ab 40 oder 50 kann man über Interventionen mit natürlichen Produkten, Medikamenten etc. nachdenken. Mit zunehmendem Alter ist man vielleicht bereit, radikalere Maßnahmen zu ergreifen.

Aktuell läuft die Gesundheitsversorgung konträr zum Ideal: Wir warten, bis Menschen schwer krank sind, und geben dann viel Geld aus, um sie "so lange wie möglich krank zu halten". Das meine ich ein wenig scherzhaft.

Ich schätze die medizinische Versorgung sehr. Ich hatte einen Geburtsfehler und einen kleinen Autounfall. Ärzte haben mir mehrfach das Leben gerettet, wofür ich dankbar bin. Sicher, wenn ich im Alter erkranke, möchte ich behandelt werden.

Ich sage nicht, dass wir das aufgeben sollen. Sondern, dass wir es durch bessere Prävention ergänzen müssen. Und das bedeutet einen Lebensverlaufsansatz und die Betrachtung des Alterns als Schlüsselfaktor.